26.09.2011 Sechs Tage Sankt Petersburg

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Nach sechs Tagen in Sankt Petersburg sitzen wir nun in der Bahn Richtung Moskau. Die Fahrt, 7h40min, ist quasi die Generalprobe für die Transsib, da die Züge baugleich sind und wir schon mal einen Vorgeschmack auf das Großraumabteil erhalten. Das Großraumabteil wirkt jedoch eher wie kleine Separées ohne Türen. Wir teilen uns das Separée mit einer netten Russin, Olga, die ein wenig Deutsch spricht und uns Fotos von ihrer Tochter als Braut zeigt und Süßigkeiten erklärt und mit uns teilt. Das Einsteigen in die Bahn verlief übrigens harmloser, als viel Horrorgeschichten die wir bisher gelesen haben, vermuten ließen. Wir waren eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof, wie auch der Zug. Brav standen wir, wie ein Großteil der anderen Passagiere vor unserem Waggon (nach Außen deutlich mit einer nicht zwangsläufig fortlaufenden Nummer gekennzeichnet, die sich auf der Fahrkarte wiederfindet) und warteten auf Einlass. Ungefähr eine halbe Stunde vor Abfahrt erschien eine Zugleiterin (je Waggon gibt es mindestens eine) und prüfte die Tickets und Pässe mit strengen Blick, irgendwas vor sich hin sprechend, vermutlich die Platznummer. Unsere Rucksäcke stellen scheinbar kein Problem dar, wobei die anderen Passagiere mit auffällig wenig Gepäck reisen. Das Gepäck kann man gut unter der unteren Sitzbank verstauen. Bei uns füllt jedoch ein Rucksack den Bettkasten bereits aus. Der andere wird dann wohl ganz oben auf einem Brett über dem oberen Bett verstaut werden. Hoffentlich läuft bei der Fahrt mit der Transsib auch alles so gut ab, wie bisher.

In St. Petersburg haben wir bereits ein ernsthaftes Trainingslager für die kommenden Wandertouren absolviert. Ok, ohne schweren Rucksack und in leichten Schuhen und mit regelmäßigen Kaffeepausen, aber es sind ganz sicher etliche Kilometer zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten der Stadt, in den Museen und in den Parks der Umgebung zusammen gekommen.

Während wir in den ersten Tagen die Stadt planlos genossen haben, folgte dann jedoch ein gezieltes touristisches Programm:

20.09.2011
Schlafen bis Mittag - 2h Suche nach Frühstück, es wurde ein Mittag - Besichtigung Auferstehungskirche (Zwiebeltürme) - Marsfeld mit ewiger Flamme (erster freiwilliger Arbeitseinsatz "Sobotnik") - Troitskiy Brücke - Dvortsovyy Brücke (Blick auf Eremitage) - Selbstbedienungsrestaurant bei Auferstehungskirche - Lebensmitteleinkauf

21.09.2011
Ausschlafen - Löwenbrücke - Metrofahrt - Ticketkauf nach Moskau (2 Versuche) - Alexander Nevskiy Kloster - Warten auf Vermieter wegen Aufenthaltsregistrierung - Lebensmitteleinkauf - Igor

Für eine Metrofahrt zahlt man zur Zeit 25 RUB (ca. 60 Cent). In der Metrostation fanden wir einen altertümlichen orangenen Automaten, den man laut Illustrationen mit 100 RUB Scheinen füttern soll. In Erwartung von Tickets, kamen wir der Aufforderung nach und erhielten vier Münzen, welches wir zu erst für gewechseltes Münzgeld hielten. Erst auf den zweiten Blick, als wir schon vor einem anderen Automaten standen, stellte sich das Wechselgeld als Wertmarken heraus, mit denen sich die Drehkreuze zu den Gleisen öffnen lassen.

Der Fahrkartenkauf für unsere Bahnfahrt nach Moskau entpuppte sich als genauso kompliziert wie befürchtet. Nach einem ersten 30 minütigen Warten in der Schlange kamen wir zu einer Verkäuferin, die kein Englisch und kein Deutsch sprach und sich weigerte sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Sie verwieß uns an den Schalter nebenan. Dank eines intelligenten Schlangentausches mit einer Wartenden in der anderen Schlange, mussten wir uns nicht wieder ganz hinten anstellen und konnten schnell bei der Schalterbeamtin vorsprechen. Leider stellte sich nun heraus, dass es angeblich keinen langsamen, ergo billigen, Zug tagsüber nach Moskau gibt. Von dieser Tatsache völlig überfordert, zogen wir uns erstmal in das nächstgelegene Café mit Internet zurück um selbst nach einem Zug im Internet zu suchen. Mit unserer neu gewonnenen Erkenntnis, langsamer Zug um 14:40 von St. Petersburg, zogen wir wieder los zum Schalter. Inzwischen hatten wir auch das System der Schalterbelegung verstanden: Je Schalter gibt es Pausenzeiten, die angeschlagen stehen, so dass es sich durchaus lohnen kann vor einem geschlossen Schalter anzustellen. Die Schalterfrau konnte uns unseren Zug nicht bestätigen, bot uns jedoch nun einen langsamen Zug an, der um 15:20 fährt, für den wir uns schlussendlich auch entschieden. Leider vergaßen wir, dass wir die Versicherung (wofür auch immer) explizit hätten ablehnen müssen, um uns unnötige 100 RUB / Person zu ersparen. Die Fahrkarte von St. Petersburg nach Moskau kostete uns somit insgesamt 824,60 RUB (inkl. 100 RUB Versicherung) / Person für einen langsamen Zug (ca. 8h). Der schnelle Zug braucht nur 4h und kostet ungefähr das Doppelte.

22.09.2011
4h Eremitage (keine Wartezeit... ein Omen?) - Mittag im Selbstbedienungsrestaurant - Luxuskaffee - Trolleybus zum Smolny Kloster - Rückweg zu Fuß - Abendessen in Georgischen Restaurant - Lebensmitteleinkauf

Aus lauter Ermangelung an Restaurants, die bezahlbare russische Küche anbieten, sind wir nahezu immer in Selbstbedienungsrestaurants gegangen. In diesen Restaurants liegt das Essen fertig in Vitrinen (wie auf unseren Autobahnraststätten) und wird nach Gramm abgerechnet. Oft wird es von den Mitarbeitern direkt in der Mikrowelle erwärmt, oder man kann es sich selbst in Mikrowellen erwärmen. Das Essen ist meistens recht preiswert. Leider ist es selten richtig heiß, was besonders bei Suppen doch sehr enttäuschend sein kann.

23.09.2011
Minibus - Peterhof bei Sonne und Regen - Kirche in Petrodvorets - Bus - Selbstverpflegung mit Piroggen

Für den Eintritt zum Peterhof zahlten wir 400 RUB / Person, wohingegen die Fahrt dahin nur 60 RUB (ca. 25 km) gekostet hat. Bei den Eintrittspreisen haben wir bisher noch nicht gesehen, dass Russen andere Preise zahlen als Ausländer. Aber ingesamt sind die Eintrittspreise recht hoch und oftmals muss man für den umgebenden Park Eintritt zahlen und dann für die Gebäude selbst (Schlösser und Pavillions) erneut. Wir waren daher im Park (mit den größten künstlichen Wasserkaskaden) vom Peterhof, jedoch nicht im Schloss.

Für das Abendessen und weil kein russisches Restaurant auffindbar war, wollten wir uns für das Abendessen Piroggen aus dem Supermarkt bereiten. Aus Mangel an russischen Vokabeln haben wir die Piroggen nach Bildern auf der Verpackung gekauft. Leider stellte sich dann jedoch heraus, dass die Nachtisch-Piroggen nicht mit Erdbeeren, sondern ebenfalls mit Hackfleisch gefüllt waren... die Erdbeeren auf der Verpackung waren wohl Tomaten.

24.09.2011
Peter und Paul Festung - Panzerschiff Aurora - Selbstbedinungsrestaurant bei Auferstehungskirche - Belagerungsmuseum - Kaffee und Kuchen im Gosti - Schaufensterbummel - Lebensmitteleinkauf - Selbstverpflegung mit Piroggen und Melonenkürbis und Quarkspeise im Stück

Für den Panzerdeckkreuzer Aurora aus dem ersten Weltkrieg, muss man widererwarten keinen Eintritt zahlen. 1917 wurde von der Aurora der Startschuss für die Oktoberrevolution abgegeben. Dafür bekam das Schiff den "Orden der Oktoberrevolution". Im zweiten Weltkrieg wurden Kanonen des Kreuzers an Land von den Verteidigern St. Petersburgs erneut eingesetzt. Seit 1957 ist sie ein Museum.

Wer in den Museen von St. Petersburg auf Erklärungen in englischer und/oder deutscher Sprache erwartet, wird leider oft enttäuscht. Führungen und auch Audioguides sind meist nur auf russisch und selten findet man eine Tafel auf englisch. Besonders schade fand ich das im Belangerungsmuseum, wo ich mir mehr Informationen über das Leben während der 900 Tage Belagerung und den sowjetischen Durchbruch erhofft hatte. Ansonsten kann man dort sehr viele Ausstellungstücke aus der damaligen Zeit finden.

25.09.2011
Minibus nach Pushkin - Katharinenschloss mit Bernsteinzimmer - Markt in Pushkin - Siegesplatz auf Moskovskaya - Supermarkt - Postamt - Piroggen, Lachs und Kavier zum Abendessen

Im Katharinenschloss kann man einen Nachbau des sagenumwobene Bernsteinzimmers bewundern. Das Schloss wurde im zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört und anschließend mit den Techniken des ersten Aufbaus rekonstruiert. Der Eintritt zum Park um das Katharinenschloss kostet 100 RUB / Person, zum Schloss selbst beträgt er 320 RUB / Person. Hinter dem Lenindenkmal an der Metrostation Moskovskaya fährt der Minibus K-299 für 30 RUB / Person nach Puschkin (ca. 25 km südlich von St. Peterburg).

26.09.2011
Kussbrücke - Zug nach Moskau


Fakten / Unklarheiten

  • Entweder alles ist abgelaufen, oder es steht immer das Herstellungsdatum auf den Lebensmittelprodukten.
  • Das Mittagessen in einem Selbstbedienungsrestaurants kostet meist nur halb soviel, wie Kaffee und Kuchen in einem Café.
  • Verkehrsmittel
    • Eine Metrofahrt kostet 25 RUB (ca. 60 Cent), eine Busfahrt mit dem Trolleybus 21 RUB.
    • Im Trolleybus kassiert nicht der Fahrer, sondern ein Kontrolleur, der zusätzlich mitfährt.
  • In Katholisch-Orthodoxen Kirchen müssen Frauen die Haare bedecken. Kopftücher hängen am Eingang und können bei Bedarf verwendet werden.
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