19.09.2011 Auf Wiedersehen Deutschland

Aus RTW

Abreise von Berlin Tegel - Ankunft in Sankt Petersburg - Bus und Taxi zur Unterkunft - Igor

"Auf Wiedersehen Deutschland - Добрый вечер, Санкт-Петербург"

Die letzten zwei Wochen vor Abreise vergingen wie im Flug und irgendwie auch nahezu ohne weitere Vorbereitung der Reise. Das Probepacken, welches scheinbar gern zelebriert wird, ließen wir komplett weg. Stattdessen erweiterteten wir unsere bisher unbekannte Gepäckmenge noch um ein Solarpanel, einen dazu kompatiblen Akku zum Speichern der Energie und diverse Medikamente für, hoffentlich ausbleibende, Notfälle. Eine Woche vor Abreise klapperten wir nochmals die Outdoor-Ausstatter Berlins ab und kauften: wasserdichte Handschuhe, einen neuen Schlafsack, Packsäcke, Regenhose, Nahtabdichtung fürs Zelt. Bei Saturn erstanden wir am Ende noch einen richtiges Allroundtalent: ein Ladegerät für alle Batterien und Akkus, die wir für unsere elektronischen Geräte brauchen.

Und dann war er plötzlich der da, der Montag, der Tag der Abreise, rien ne vas plus. 10h vor Abflug fingen wir mit dem finalen Packen an und natürlich sind die Rucksäcke erschreckend schwer geworden. Eine Packliste findet ihr hier (wird nach und nach erweitert).

Unser Flug nach St. Petersburg ging um 21:30 von Berlin Tegel los. Nach 20min in der Check In Schlange für die airberlin Flüge ("alle Abflüge"), klärt man uns darüber auf, dass wir eine Halle weiter müssen. Hätten wir ja auch wissen können, dass sich St. Petersburg nicht in der Liste aller Richtungen befindet. Aber auch am richtigen Schalter kam unser Check In ins stocken, erst musste unsere Zeltplane ins Handgepäck um 20€ für 1 Kilo Übergepäck zu umgehen und dann stimmte irgendwie mein Nachname aus dem Pass nicht mit dem im System vorhandenen zusammen. Und dann war es plötzlich an der Zeit sich zu verabschieden und in den Sicherheitsbereich zu gehen. Wieder waren wir nicht in der Lage uns zu orientieren und wurden freundlich ans andere Ende der Halle verwiesen. Immerhin erging es uns damit besser, als zwei Russinnen, die beim Boarding für St. Petersburg geduldig mit uns zusammen 40 MInuten in der Schlange standen um dann zu erfahren, dass ihr Flieger nach Moskau vor 10 MInuten abgeflogen war.

In St. Petersburg, bei Regen, kamen wir und unser Gepäck unbeschadet mit wenig Verspätung an. Vor dem Terminal fand sich, an vielen geschäftstüchtigen Taxifahrern vorbei, schnell ein Minibus (Linie K900), der alle halbe Stunde in die Stadt fährt. Bus stand da, aber weit und breit kein Fahrer zu sehen, dieser schlief bis kurz vor Abfahrt in der Fahrerkabine; bäuchlings auf den Sitzen. Der Fahrpreis wird durch die Zielstation bestimmt. Da unser Wunschziel nicht auf der Linie lag, fuhren wir bis zum Tekhnologicheskiy Institut für 150 RU / Person; mitreisende Russen deuteten diesen Preis als fair, und ob der frühen Stunde alternativlos, und zahlten ihn selbst. Von dort bekamen wir nach kurzer Orientierungs- und Wartezeit ein Taxi zur Unterkunft. Alle Warnungen entgegen, hatte das Taxi kein Taximeter und auch sonst sah es eher privat aus.

Petras Version

Endlich ein Taxi. Der Fahrer im Auto dahinter telefoniert und bekommt anscheinend nicht mit, dass das Taxi vor ihm nicht an einer Ampel hält sondern für uns, und bleibt hinter dem Taxi stehen. Kurz darauf sucht er die Ampel, merkt seinen Irrtum und fährt weiter. Zwei Taschen passen in den Kofferraum, ein Rucksack kommt zwischen die beiden Sitze hinten. Los geht es im rasanten Tempo durch die leeren Straßen. Zweimal wird der Fahrer während der Fahrt angerufen und er telefoniert kurz. Recht schnell ist das Ziel erreicht und wir zerren unser Gepäck raus. Pablo wird hektisch und möchte so schnell wie möglich weg vom Auto und vom Fahrer. Sobald das Taxi weg ist, kommt ein Mann um die Häuserecke und ruft nach uns. Pablo läuft vor, wir sollen warten. Weit vor dem Mann bleibt Pablo stehen und sie diskutieren, während ich mir sicher bin, dass es sich um Igor, unseren Vermieter, handelt. In der Wohnung angekommen, zeigt uns Igor kurz alles, wir beziehen die Betten und liegen endlich gegen 4 Uhr morgens im Bett.

Pablos Version

Die Straßen von St. Petersburg sind überraschend leer - keine Menschenseele zu sehen, was zwielichtigen Gestalten das Arbeiten ohne Zweifel vereinfachen würde. Nach 5 Minuten im Regen warten auf ein Taxi ist die Stimmung zwar noch gut, doch alle sind müde und wollen schnell ins Bett... jetzt nur nicht an der Sicherheit kompromittieren. Endlich ein Taxi, komischerweise aber mit einem zweiten PKW im Schlepptau. Ich schaue den ausgestiegenen Taxifahrer und den Fahrer des Folgefahrzeuges fragend an "Jungs, das ist jetzt nicht euer ernst - wenn ihr uns schon abziehen wollt, dann geht das aber unauffälliger". Nach ca. 10 Sekunden braust das zweite Auto davon, ich glaube an das gute im Menschen und wir laden unser Gepäck ins Auto (d.h. Privatfahrzeug mit 10€ Plastikschild auf dem Dach). Der Fahrer ist schweigsam, jedoch mangels gemeinsamer Sprache verständlich. Er bekommt 2 Anrufe (ich vermute vom anderen Fahrer), ich sitze vorn und kann einige Wortfetzen verstehen - einmal wird unsere Zieladresse genannt, ein anderes mal heißt es "schnell, schnell". Ich vermute das Schlimmste und zeige mittels Navigationsgerät und Verfolgen der Straßenschilder, dass ich sehr genau weiß wo wir sind und ob die Route so Sinn ergibt. Ob dies etwas bewirkt hat, oder ich unbegründet paranoid war lässt sich abschließend nicht feststellen. Fakt ist, dass wir nach wenigen Minuten unbeschadet am Ziel waren: Einer ebenfalls menschenleeren Straße in der Nähe der Erimitage; eigentlich eine gute Adresse. Ein Mann steht an der Ecke und ruft - der zweite Fahrer? Nach vorsichtigem Abtasten ist klar (er nennt seinen Namen und wie wir heißen, was er sonst schwerlich wissen kann): Es ist Igor, unser Vermieter. Er zeigt uns die Wohnung, erklärt die komplexen Schließmechanismen für die Türen, gibt uns eine Kontaktnummer. Um 0350 (Moskauer Zeit) fallen wir schwer geschafft ins Bett - das lief doch besser als befürchtet!

Fakten

  • Wir wohnen recht zentral in einer Wohnung, gebucht über airbnb, für ca. 56€ / Tag.
  • Der Bus vom Flughafen zum Tekhnologicheskiy Institut (Linie K900) hat 150 RUB / Person gekostet.
  • Das Taxi vom Tekhnologicheskiy Institut zur Unterkunft hat mit kleiner Runde um den Block 500 RUB gekostet.
59.9331730.29755

59.93317, 30.29755


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