02.08.2012 One night in Brunei - Makes the budget tumble
Aus RTW
Zwischen zwei Malaysias - Monstermoschee - Arm und Reich nah bei einander
Um auf dem Landweg von Sarawak nach Sabah zu reisen, kommt man fast unweigerlich durch das kleine Sultanat Brunei, so auch wir. Zwei Tage lang nahmen wir eine kleine Auszeit vom bornesischen Malaysia und reisten in eines der reichsten Länder Asiens ein.
Dank unseres frühen Fluges vom Mulu Nationalpark nach Miri, kamen wir rechtzeitig zum Busbahnhof, um noch am gleichen Tag weiter nach Bandar Seri Begawan (260'000 Einwohner), der Hauptstadt Bruneis, zu fahren. Ziemlich zügig, das warnende Piepen des Geschwindigkeitswarners permanent überhörend, brachte uns der Bus an den Grenzübergang, wo wir erst aus Sarawak, Malaysia, ausreisten um dann mit einem 90 Tage "on arrival" Touristenvisum ohne Probleme nach Brunei einzureisen. Somit war Brunei das dritte Land auf unserer Reise ohne Visagebühren und dabei so großzügig wie bisher nur Malaysia (ebenfalls mit 90 Tagen). Weiter ging es in die Hauptstadt, vorbei an herausgeputzten Villenvierteln und großen Autos, bis fast vor die Haustür des KH Soon Resthouse, ein Hostel für das wir bereits aus Miri per Internet ein Zimmer reserviert hatten. Mit budgetfeindlichen 38 Brunei-Dollar (fast 25 Euro) war es dennoch das günstigste weit und breit und allemal besser auf uns angepasst als das Gästehaus des Sultans. Ganz aus Marmor und Gold beliefen sich die Baukosten auf sage und schreibe 1,1 Milliarden US-Dollar (zum Vergleich: die Petronas Türme in Kuala Lumpur kosteten 1,9 Milliarden USD), was böse auf die Zimmerpreise durchschlägt: bis zu 22'000 USD pro Nacht. Auf der Suche nach Essen gab es noch einen kurzen Stadtrundgang entlang der großzügigen und schick angestrahlten Gebäude. Obwohl erst kurz nach 19Uhr war und Brunei ganz muslimisch dem Ramadan folgte, waren Imbissstände rar und so versuchten wir uns an der verbleibenden bruneiischen Kebab-Version - der deutsche Döner kann einpacken!
Obwohl wir ursprünglich gleich am nächsten Tag nach Kota Kinabalu, Sabah (Malaysia) weiterreisen wollten, entschieden wir uns kurzfristig einen ganzen Tag in Brunei zu verbringen - so verlockend schön funkelte und strahlte die Stadt blitzeblank des nächtens, dazu erklang der fast dezente Gesang aus den Moscheen.
Für den nächsten Tag war somit ein Besuch in der riesigen Jame'Asr Hassanil Bolkiah Moschee automatisch Pflichtprogramm. Benannt nach dem aktuellen Sultan und erbaut zu dessen 25. Regierungsjubiläum ist die Moschee ein entsprechend beeindruckender Koloss, der uns bereits am Vortag bei der Anreise im Bus aufgefallen war. Und so standen wir, zur vorgegebenen Zeit (zwischen dem Morgen- und Mittagsgebet) vor einem kleinen Tresen und trugen uns ins Besucherbuch ein. Obwohl ich trotz brütender Hitze eine lange Hose an hatte, musste ich als Frau zusätzlich einen langen schwarzen, kratzigen Kittel anziehen, immerhin kein Kopftuch. Besichtigen, aber nicht fotografieren, durften wir die untere Etage und in der oberen den Gebetsraum der Männer von der Tür aus. Insgesamt können bis zu 4'500 Gläubige an den Gebeten teilnehmen, wobei ein hochmodernes Video- und Audiosystem Bild und Ton in den Frauenraum überträgt, so dass diese dem Geschehen auf großen Flachbildschirmen folgen können. Übrigens schenkte der Sultan jedem, der an der Eröffnung 1992 teilnahm, einen wertvollen, mit Goldfäden geknüpften Gebetsteppich. Die liegen jedoch nicht mehr im Raum (außerdem wären Silberfäden gegen den leicht muffigen Geruch auch eher angebracht). Aber auch sonst zeigt sich der Sultan, dessen Familie seit sechs Jahrhunderten an der Macht ist, spendabel. Dank Öl- und Gasvorkommen kann es sich dieses kleine 400'000 Einwohner-Land unter anderem leisten keine Steuern zu erheben und Schulen, Sportzentren und ärztliche Versorgung kostenfrei zur Verfügung zustellen. Der Bildung scheint es gut zu tun; fast jeder spricht Malayisch und Englisch, und die Lebenserwartung liegt bei stolzen 77 Jahren - eventuell begünstigt dadurch, dass Alkoholverkauf und -konsum in der Öffentlichkeit verboten ist. Ein Nachteil des Wohlstandes: Keinen störts, wenn der Stadtbus mal nicht kommt, da sich alle in ihren Autos chauffieren lassen. Und so gaben wir nach über einer Stunde warten auf den öffentlichen Nahverkehr vor der Moschee auf und traten den langen, schwitzigen Weg ins Stadtzentrum zu Fuß an - asientypisch entlang von Schnellstraßen, über fast unpassierbare riesige Kreuzungen und das alles ganz fußgängerunfreundlich ohne Gehweg. In Asien ist der Fußgänger eine vom Aussterben bedrohte Art.
Von Wohlstand und Luxus sieht man auch nicht viel im wohl größten Wasserdorf (malaiisch: Kampung Air) der Welt. Die insgesamt 28 zusammengewachsenen Dörfer mit 20'000 Einwohnern sind die Ursprünge der heutigen Hauptstadt und befinden sich auf der anderen, südlichen, Flussseite des Sungai Brunei. Komplett auf Stelzen gebaut, kann man über wacklige Stege von Holzhaus zu Holzhaus spazieren und bekommt fast unweigerlich intime Einblicke in das Leben der Anwohner: da der Wasserstand sehr niedrig war, sahen und rochen wir mehr vom Müll (der einfach im Fluss landet) und den Ausflüssen aus den Bädern, als uns lieb war. Der Vergleich mit Venedig ist somit angebracht, allerdings eher hinsichtlich der Reinlichkeit und der Wasserqualität, was ja bekanntlich kein positives Zeugnis ist. Passend dazu hatten wir leider auch noch einen wenig leckeren Drink erstanden - gepresste Durian Frucht (haben wir schon erwähnt, dass die in Hotels verboten sind? Aus gutem Grund!). Dafür ist die Fahrt mit den kleinen Wassertaxis hin und zurück zum Dorf ein wahres Highlight! Rasend schnell brettern die kleinen Nussschalen mit viel zu großen Motoren Kreuz und Quer über den Fluss und sitzt man selbst an Bord, hat man Mühe die Augen in eine Richtung schauen zu lassen.
Den Rest des Tages liefen wir noch ein wenig durch die Straßen und sprachen wieder beim Kebab-Mann vor. Leider hatten wir nicht weiter Zeit für Brunei eingeplant, lag es doch etwas überraschend im Weg. Lohnenswert ist sicher die hochgelobte Natur und Nationalparks. Dank des Öls überstanden die Wälder die Zeiten unangetastet und somit hat das Land große Flächen, sprichwörtlichen Ur(alten)wald. Bäume hatten wir jedoch genug in den Cameron Highlands, in Taman Negara und schließlich im Mulu Nationalpark gesehen; wir wollten weiter Richtung indonesischen Strand! Einen ersten Vorgeschmack auf Meer und Bootsfahrten holten wir uns auf der Wiedereinreise nach Malaysia.
Videos
Fakten
- Stadtbus in Miri zwischen Flughafen und Busbahnhof (nahe Touri-Info) existiert (stündlich?) - egal was Taxifahrer behaupten
- Bus von Miri nach Bandar Seri Begawan 8:15, 15:45, 16:15 für 40RM
- KH Soon Resthouse, 38 Brunei Dollar im schlichten DZ mit Außenbad
- zentraler Busbahnhof (Stadtbusse zur Moschee und zur Fähre in Muara) zwei Blocks südlich des KH Soon Resthouse