10.05.2012 Tha Khaek - The Loop

Aus RTW

500 km Mopedtour - Religöse Höhlen - angebrütete Eier - scharfe Bombies - Hochmoor - Ho Chi Minh Pfad - Bombenboote - Alpenlandschaft - 7 km Dunkelheit

Lonely Planet und Wikitravel zeichneten beide ein recht trübes Bild von Tha Khaek. Wenig entwickelt sei es und mit wenig Infrastruktur für Touristen. Gerade Mal drei Unterkünfte wurden aufgeführt; eine etwas abseits, eine unbezahlbare und die andere sollte man besser gar nicht betreten. Am Besten bleibt man gleich in der Traveler Lodge, eben jene Unterkunft weit ab vom Zentrum und vom Mekong.

Da es vom Busbahnhof bis ins Zentrum einige Kilometer waren, teilten wir uns mit drei anderen Mädels ein Sǎwngthǎew und ließen uns zur besagten Traveler Lodge fahren. Gefühlt hinterm Busbahnhof und gerade einmal um den Block, hatte zwar der Fahrer ganz gut an uns verdient, wir blieben jedoch ohne Unterkunft. Die bezahlbaren Zimmer waren ausgebucht und für ein Luxuszimmer hatten wir nicht genug geleistet. Also ließen wir uns durch die Dunkelheit vom GPS weiter ins Zentrum leiten. Tatsächlich wollte sich nicht eine Unterkunft auftun und wir wurden von Anwohnern immer weiter Richtung Mekong geschickt. Und dort war es dann endlich gar nicht mehr so unentwickelt, wie angedroht. Wir fanden ein preiswertes Zimmerchen, gleich neben einer gut besuchten Karaokebar und wenig später genossen wir ein günstiges, lecker-scharfes Straßenstand-Abendessen direkt am Mekong mit Blick auf Thailand, auf der anderen Flussseite. Wer auch immer die Unterkunftssektion Tha Khaeks in Wikitravel verfasst hatte, war entweder nie im Zentrum des Ortes gewesen oder ein Mitarbeiter der Traveller Lodge. Gleiches gilt für den Lonely Planet, obwohl hier wahrscheinlich nur schlechte Recherche in Frage kommt.

Unterm Strich gibt es jedoch herzlich wenig in Tha Khaek selbst zu sehen. Entweder kommt man gerade aus Thailand oder will dort hin oder man besichtigt die vielen Höhlen einige Kilometer östliches des Ortes. Oder besser noch, man fährt "The Loop", die Schleife. Rund 500 km geht es in östliche Richtung durch Karstberge mit unzähligen Höhlen hinauf auf ein Plateau mit sehr wässrigem Untergrund und Urwald, parallel zur vietnamesischen Grenze. Die letzten 100 km zurück nach Tha Khaek folgen dann wieder der 13, eine recht gut ausgebaute Straße, die sich vom Süden des Landes bis in den Norden zieht. Highlight der Tour ist der Besuch der Konglor Höhle, gelegen im Nationalpark Phu Hin Bun. Durch die sieben Kilometer lange Höhle fließt ein Fluss, auf dem man sich in einem Langboot durchfahren lassen kann, erhellt allein durch die Taschenlampen der beiden Bootsführer. Zurück geht es abermals durch die Höhle. Insgesamt eine Tour, für die drei bis vier Tage empfohlen werden. Wir hatten uns zwei Tage gegeben.

Von unserem Gashaus in Tha Khaek hatten wir uns ein Moped ausgeliehen, Zelt, Kochzeugs und ein paar Klamotten verpackt und verschnürt. Das GPS kannte die Strecke, verriet uns jedoch nicht die Wegverhältnisse, die auf uns warteten. Am Vormittag besichtigten wir, mal Straße, mal Staubpiste folgend, die Höhlen Xang und Tham Nong Pafa (Buddha Höhle), religiöse Stätten mit unzähligen Buddhastatuen, die mehr oder weniger auf dem Weg lagen. Bei Pha Chan, mussten wir jedoch aufgeben, da die letzten zwei Kilometer über komplett getränkte Wiesen gingen, durch die das Moped mehr leidlich schwamm als fuhr. Also 1,5km über Schlammpisten zurück, durch bis zu 40 cm tiefe Pfützen, die wir schon überwunden hatten.

Nach kurzem Stopp bei Tham Pha Inh, war die größte und touristischste Höhle, Nang Aen, etwas enttäuschend für uns. Zwar hatten wir sie fast für uns, zum Teil mit bunten Licht aufgehübscht, aber mit Treppen surrealistisch verbaut (M. C. Escher hätte seine helle Freude) und übertrieben erschlossen, was das Eintrittsgeld von 20'000 kip zwar erklärt, aber fehlinvestiert erscheinen lässt. Da schon weit über Mittag, verhandelten wir mit einer der letzten Essensfrauen vor der Höhle um ein paar Nüsse und gekochte Eier. Eier, die dann nicht ganz nach unseren Vorstellungen waren - es waren Balut, angebrütete und gekochte Eier mit einem schon gut ausgebildeten Küken darin. Was bei Südostasiaten als Leckerei zum Bier mit Salz und Pfeffer geknabbert wird, dreht uns eher den Magen um. Unseren Prinzipien folgend (Essen nicht wegwerfen und lokale Spezialitäten immer probieren), haben wir uns dennoch daran versucht - im Rahmen unserer Ekelgrenze. Nachdem das kleine, unglücksseelige Küken entfernt war, verblieben aderndurchzogenes Eigelb und ein außerordentlich hartes Eiweiß. Mit Salz gegessen, schmeckte es nicht viel anderes als das uns bekannte Sonntagsei. Für diese Art es zu essen, ist das Balut aber natürlich eigentlich viel zu schade, isst man es hier doch, vornehmlich im Ganzen, ohne Reste, meist erworben im Viererpack, aufgespießt an einem Holzstäbchen.

Das restlichen hellen Stunden nutzend, fuhren wir weiter Richtung Gnommalant. Kurz vor der Stadt fiel uns am Straßenrand eine Markierung auf: "DANGER UXO!!" stand auf dem Schild mit Totenkopf, welches die Stelle deutlich hervorhob. Darunter ein prall gefülltes Säckchen. Das Wissen, dass solche Sachen direkt neben den viel befahrenen Strecken liegen, gibt der Pinkelpause gleich einen ganz anderen Kick. Wir folgten der Straße weiter Richtung Norden und pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir das Dorf Tha Lang mit dem beworbenen Gasthaus "Sabaidee", ein für die Runde wohl beliebter und schick gelegener Stopp für die Nacht, wo wir auf der Brücke des Nam Theun Flusses die Abendstimmung bis zur Dämmerung genossen. Da unser Zelt wieder einmal seinen Zweck erfüllen sollte, fuhren wir weiter auf der Suche nach einem geeigneten Platz etwas abseits der Straße. Jedoch führte die Straße als einziger trockener Platz durch eine Art Hochmoor und rechts und links war alles geflutet. Erst kurz vor der Dunkelheit fanden wir ein kleines höher gelegenes Fleckchen hinter einem Hügel unweit der Straße - dankenswerter weise offenbar erst kürzlich gut von Baumaschinen durchpflügt: im Hinterkopf schwingt mit, dass vom Weg abkommen hier gleich Lebensgefahr ist; überall können Blindgänger liegen. Der Platz war perfekt, allein die herumlaufenden Wasserbüffel sorgten für ein paar Schrecksekunden. Nach Tom Yum Nudeln aus der Packung ging es früh schlafen, und dank Frischluft (angenehm kühl 550m über der ansonsten sengenden Hitze Laos) und Reis-Porridge zum Frühstück war auch das Aufstehen um sechs Uhr kein Problem.

Der nächste Tag wurde zu echter Fleißarbeit. Die nord-südlich verlaufende Piste, nur 30km von der vietnamesischen Grenze entfernt, präsentierte sich, wie wir sie uns stereotypischer hätten nicht vorstellen können. Wir befanden uns mitten im Urwald, kilometerweit vom nächsten Ort entfernt, mitten auf dem (besser: einem) Hoh-Chi-Minh-Pfad. Die Straße wurde immer schlechter und war bald nicht mehr als ein breiterer Forstweg auf dem eine rutschige Pfütze, nicht europäischer Dimension, sondern eher kniehoch und über die gesamte Straßenbreite, der nächsten folgte. Halb im Kampf mit dem schleudernden Hinterrad, halb in Gedanken an die logistische Meisterleistung die hier unter widrigsten Umständen, auch zur Regenzeit, vollbracht wurde, legten wir in zwei Stunden knapp 30km zurück, auf denen von Straße eigentlich keine Rede sein kann. Oft mussten wir uns so konzentrieren, dass schon ein Blick auf den beeindruckenden Regenwald um uns herum zu riskant gewesen wäre. Erst als dieser nach und nach ersetzt wurde durch riesige brandgerodete Fläche, hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern und konnten Strecke zurücklegen.

Durch kleine Dörfer, vorbei an bewaldeten Bergketten, unglaublich schön und uns stark an Österreich erinnernt, ging es auf Laos Nationalstraße 8 weiter bergan, über einen Pass und in das Tal, an dessen Ende die Konklor Höhle, Höhepunkt der gesamten Tour, liegt. Vorbei ging es auch an einem Dorf, welches unterstützt vom deutschen Verein SODI und finanziert vom Außenministerium, von Blindgängern gesäubert wurde. Kurz darauf sahen wir ein solches Team am Straßenrand aus dem Wald kommend - offenbar gibt es auch in dieser Gegend noch genug zu tun. Kurz darauf, bei Tha Bak, fanden wir einen weiteren Kriegsbezug. Unterhalb einer Straßenbrücke über einen breiten Fluss trieben merkwürdige Objekte im Wasser: glänzend metallisch, in Zigarrenform und spitz zulaufend wirkten sie deplatziert, ihr Ursprung hört sich abenteurlich an - sie waren von Himmel gefallen, als abwerfbare Reservetanks der Kampfflugzeuge, die den Krieg über Laos betrieben. Die Laoten haben das Beste draus gemacht... Boote.

Mit bereits ziemlich plattgesessenen Hintern, durch das Städchen Ban Nahin, wo es einige Unterkünfte gibt, kamen wir nach 13 Uhr bei Konklor an, bekamen Schwimmwesten und kletterten ins Langboot. Nach einer kurzen Fahrt besichtigt man zu Fuß einen trockenen Bereich der Höhle mit schick beleuchteten Stalagmiten- und Stalagtitenformationen. Danach geht es durch absolute Dunkelheit fast sieben Kilometer im Boot ans andere Ende der Höhle. Bei Niedrigwasser, wie bei uns, muss man ein paar Mal aus dem Boot aussteigen um es über Sandbänke oder kleine Stufen zu schieben. Ein magischer Moment, wenn nach einer gefühlten Ewigkeit das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Von der absoluten Dunkelheit glitten wir langsam durch leichten Regen in eine kleine grüne Oase. Zurück geht es dann wieder auf dem gleichen Weg. Die Höhle gehört sicher mit zu den beeindruckendsten Dingen, die wir bis dahin gesehen hatten.

Spätestens nach der Höhle, es ging auf vier, war es deutlich. Mit zwei Tagen hatten wir uns zu wenig Zeit für die Runde genommen. Noch immer lagen 190km bis zurück nach Tha Khaek vor uns und die äquatornah frühe Dämmerung sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir wägten ab, und entschieden uns, dennoch wie geplant weiter zu fahren, sollte es sich doch um gute Straßen handeln, der Löwenanteil gar auf der wichtigsten Straße des Landes. Zunächst wie der Wind das Tal zurück, schafften wir die ersten 40km wie im Flug, doch galt es anschließend abermals auf kurvigen Straßen einen Pass zu überwinden. Nachdem die Reserveflasche Benzin zum ersten Mal zum Einsatz kam, mussten wir unserem kleinen 110cm²-Moped zugestehen, dass es mit dem Gewicht von uns beiden und Übernacht-Gepäck die Berge hoch wohl nicht schneller ging. Überhaupt war die Gegend einfach atemberaubend, uns so machten wir unsere Fotostopps, Dämmerung hin oder her. Nach einen kurzen Boxenstopp in Vieng Kham, gehörte die Nationalstraße 13 abschnittsweise uns, doch erst abends um kurz vor 10 Uhr waren wir, die Augen brennend vom Staub der Straßen und geblendet vom Gegenverkehr, zurück im Hotel.

Rückblickend sind drei Tage für die Strecke wohl wesentlich entspannter, selbst vier sicher nicht langweilig. Obwohl wir recht oft für Fotos anhielten, war doch kaum genug Zeit für ein längeres Verweilen. Zum anderen waren die Straßen, insbesondere zwischen Gnommalat und Laksao (auch Lak Xao), weit abenteuerlicher und unsicherer, als erwartet und die Geschwindigkeit erschreckend gering. Eigentlich kommt man mit einem Moped ganz gut, jedoch ist eine geländetaugliche Maschine eine Überlegung wert. Allerdings war fast an jedem Abschnitt ein (mehr oder weniger eifriger) Bautrupp und der Ausbau der Straßen wird vorangetrieben. Bis dahin sollte man sich bewusst sein, dass Regen manche Passagen zu Schlitterbahnen macht. Ansonsten: Go for it! Wir selbst werden, fast sicher, wiederkommen.

Videos

Karten

Fakten

Tha Khaek

  • Übernachtung im Khammouane Inter Guesthouse ab 50'000 kip pro Nacht
  • Motorradverleih im gleichen Haus für 100'000 kip für zwei Tage

The Loop

  • Eintritt Nang Aen 20'000 kip pro Person
  • Eintritt Tham Nong Pafa (Buddha Höhle) 3'000 kip pro Person, Frauen sollen sich für 2'000 kip einen Rock leihen
  • Eintritt Xang-Höhle 2'000 kip pro Person
  • SODI - Solidaritätsdienst-international e. V. (Webseite)

Konklor

  • Eintritt NP 2'000 kip pro Person, 3'000 kip fürs Moped
  • Höhleneintritt mit Bootsfahrt 110'000 kip für 2 Personen
17.3965104.8132

17.3965, 104.8132


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