16.03.2012 Hue - alte Kaiserstadt

Aus RTW

Weltkulturerbe Zitadelle - Fahrradtour durch die Vororte - Räucherstäbchen-Manufaktur - maßgeschneiderte Hosen - ins Hochland

Dank unseres Touristenbusses von Ninh Binh kamen wir diesmal, anstatt am Busbahnhof, im Zentrum (Bus war gesponsert von einer Reiseagentur und somit hielt er davor) zu einer moderaten Zeit in Hue an. Etwas gestresst von den übereifrigen Hotelvermittlern und Mopedfahrern liefen wir etwas desorientiert im Kreis, bevor wir uns erstmal in einem kleinen französischen Café zum Frühstück niederließen. Alles zu einem guten Zweck, versteht sich, denn das Café bildet junge benachteiligte Vietnamesen zu Konditoren aus, die anschließend in den besten Hotels des Landes arbeiten. Frisch gestärkt ging es danach wieder auf die Suche nach einer Unterkunft, die wir, nach ein paar Fehlversuchen mit Vermittlern, schließlich inmitten der Touristengegend fanden. Auf die Anstrengung gab es erstmal ein belegtes Baguette, das erste von sehr vielen.

Hué, nur ca. 70 km von der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südvietnam, war bis zur Abdankung des letzten Kaisers 1945, der Kaisersitz Vietnams. Entsprechend hart war es im amerikanischen Krieg, wie man hier sagt, umkämpft (erst durch Belagerung durch Vietcong, dann durch Beschuss durch Amerikaner) und entsprechend stark zerstört worden. Die Zitadelle am Parfümfluss mit dem Kaiserpalast, der auch Verbotene Stadt genannt und nach dem Vorbild Pekings gebaut wurde, sowie die zahlreichen kaiserlichen Gräber, gehören heute zum Weltkulturerbe. Vom Kaiserpalast kann man fast nur noch Ruinen und das Theater besichtigen, nur wenige Tempel sind erhalten oder rekonstruiert. Allein der kaiserliche Tennisplatz ist sehr gut erhalten und wirkt etwas deplatziert zwischen den Ruinen, aber schließlich sollte er bereits bei der Anschaffung die Weltoffenheit und das Interesse an westlichen Kulturen des Kaisers repräsentieren, innerhalb der Mauern der Verbotenen Stadt versteht sich.

Am nächsten Tag sollte uns eigentlich eine Radtour zu einem der Gräber führen, doch Susi ging es nicht so gut, so dass wir die Tour nach einem erfolglosen Besuch beim Samsung Support (wurden an die Filiale in Ho Chi Minh verwiesen) abbrachen. Am Nachmittag unternahmen Pablo und Petra dann noch eine kleine Tour am Rande von Hué, vorbei an den Pagoden Bao Quoc (kleine Klosterschule) und Tu Dam (1963 stark zerstört) sowie an dem Haus, in dem Phan Boi Chau (Widerständler gegen die Franzosen) unter Hausarrest gesetzt wurde. Auf der Straße kann man in vielen kleinen Werkstätten und Läden die Herstellung von Räucherstäbchen beobachten kann. Zwei Frauen waren so erfreut über unseren Besuch, dass wir die Fotos von ihnen ausdrucken ließen und vorbei brachten. Ansonsten entdeckten wir, vor einem anderen kleinen Tempel, ein Fressgelage zumeist junger Leute rund um fleißige Frauen an improvisierten Feuerstellen, die im Akkord kleine Eierkuchen mit Gemüse herstellten - lecker, aber für europäische Magen etwas klein.

Pflichtprogramm, vor allem für weibliche Reisende, in Hue scheint es zu sein, wie sonst eher aus Thailand bekannt, in den allgegenwärtigen Maßschneidereien vorbeizuschauen und die zahlreichen Angebote ausgiebig zu prüfen. Zwar ist die Anzahl der Schnitte begrenzt, die vielfalt der Stoffe jedoch atemberaubend - für manchen zu viel. Innerhalb weniger Stunden, mindestens über Nacht, bekommt man z.B. seine neue Seidenhose auf den Leib geschneidert, zu einem Preis, zu dem man sie in westlichen Ländern nicht von der Stange kaufen könnte. Auch wir konnten nicht widerstehen und schlugen zwei mal zu.

Den letzten Tag in Hué verbrachten wir in aller Ruhe mit der Organisation unsere Weiterreise nach Kon Tum im Hochland. Anscheinend kein besonders touristisches Ziel, da das einzige Angebot eines Anbieters bei 700'000 VND (ca. 26 Euro pro Person) lag. Und somit verabschiedeten wir uns von der Open Tour Route und entschieden uns für die individuelle Anreise. Diese begann am nächsten Morgen mit einem langen Marsch durch die Stadt zu einem unauffindbaren Busbahnhof (Ecke Hung Vuong mit Ba Trieu). Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an einem anderen Busbahnhof (Phía Nam‎) an, wo zum Glück auch Busse in unsere Richtung fuhren. Unser erster Versuch auf einen kleinen Bus nach Da Nang aufzuspringen, scheiterte an der unverschämten Preisvorstellung des Kassieres. Am Schalter bekamen wir die Tickets schließlich für die Hälfte des zuvor geforderten. Nach der baldigen Abfahrt tuckerten wir noch ewig sehr langsam am Straßenrand entlang bis schlussendlich fast jeder Platz doppelt besetzt war und selbst die Vietnamesen etwas genervt aussahen. So ging es dann gute drei Stunden, unterm Wolkenpass (natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord - und Südvietnam, heute mit Tunnel) durch bis Da Nang. Dort begann das üblich Katz- und Mausspiel mit den Moped- und (Mini-)Busfahrern. Um keine Infos ungewollt an die anderen zu geben, hatten wir angefangen für unser Ziel ein Codewort ("Bergland") zu benutzen. Wieder wollten wir uns die Tickets ganz regulär am Schalter kaufen, doch diesmal schien uns selbst dieser Preis zu hoch. Allein unsere Rucksäcke sollten ein Ticket extra kosten. Und somit versuchten wir unser Glück bei den Busfahrern persönlich. Tatsächlich stimmte ein Fahrer kurz vor der Abfahrt unserem Preis zu. Schnell waren die Rucksäcke auf dem Dach des kleinen Busses verschnürt und ab ging der Höllenritt ins Hochland nach Kon Tum.

Karten

Fakten

  • Eintritt zur Zitadelle 55'000 VND pro Person
  • Fahrradverleih in Hue von Spezialgeschäften oder über Hotels für 30'000 VND p. Tag
  • Bus von Hue (Ben Xe Phía Nam‎) nach Da Nang (Ben Xe Da Nang) 50'000 VND p.P.
  • Bus von Da Nang (Ben Xe Da Nang) nach Kon Tum 150'000 VND p.P., inkl. großes Gepäck
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