17.07.2012 Singapur - Asiatisches 'Non plus ultra'
Aus RTW
Sprint durch Singapur - Ende des eurasischen Festlandes - Flug nach Borneo
Mit der Durchquerung Malaysias hatten wir das Ende des asiatischen Festlandes erreicht. Nach sieben Monaten und acht Länder ging es mit Bus und Bahn nicht mehr weiter, so dass wir zum zweiten Mal auf unserem Weg ins Flugzeug stiegen. Von Johor Bahru sollte es abends am 17. Juli mit Air Asia nach Kuching im malaysischen Teil Borneos gehen.
Von der Insel Tioman waren wir direkt nach Johor Bahru gefahren - ein Ort, gerade gut genug für einen funktionalen Zwischenstopp aber zu uninteressant für einen Erkundungstag. Viel eher lockte uns Singapur, nur wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt - in der Theorie, praktisch suchten und fanden wir die kompliziertere und vor allem langwierige Art der Einreise. Zum einem wäre da die bequeme, dafür teurere Variante mit einem komfortablen Bus zu fahren, der einem zum Grenzübergang und dann weiter in die Stadt fährt und zum Anderen gibt es die wesentlich günstigere Einreise mit Linienbussen. Wir entschieden uns kurzfristig für die preiswertere Variante, stand der Linienbus doch bereits einladend an der Straße als wir morgens gegen 7 Uhr zum Busbahnhof gingen. Die kurze Busfahrt war an sich eine gute Sache, aber hätten wir vorher gewusst, wie lange allein der Grenzübergang dauert, hätten wir unseren Ausflug in unser neuntes Land noch einmal überdacht. Gut zwei Stunden lang standen wir in Warteschlangen für den Ausreisestempel aus Malaysia, den Bus über The Causeway (ein Damm der seit 1924 das Festland mit der Insel Singapur verbindet), im Stau auf eben jenem Damm, für den Einreisestempel für Singapur und schlussendlich in der Schlange für den Bus für die Fahrt in die Stadt (wobei wir da das Leitsystem für die Busnummern falsch interpretiert hatten und somit zweimal anstanden). Mit uns machten diese Prozedur mehre tausend Malaien durch, die täglich nach Singapur zum Arbeiten pendeln - deren Geduld kann nur bewundert werden!
Endlich in der Stadt Singapur angekommen, recht zentral bei der Queen Street (Rochard Rd), führten unsere ersten Wege zum Geldautomaten und dann zum Frühstück auf einem der angepriesenen Food Courts. Die Auswahl an Speis und Trank war tatsächlich überwältigend, so dass die Auswahl nicht so leicht viel. Gut gestärkt wagten wir anschließend einen Blick auf das Elektronik-Angebot Singapurs und wurden prompt, fast ungewollt, fündig: das, in Deutschland verbotene, Samsung Galaxy Tablet 7.7 wurde uns zu einem unschlagbar günstigen Preis angeboten. Leider trotzdem noch zu viel Geld für unsere Reisekasse, so dass wir den sich ständig selbst unterbietenden Verkäufer schweren Herzens stehen lassen mussten (etwas, was man in Asien eigentlich tunlichst vermeiden sollte).
Wir hatten nur wenige, viel zu wenige, Stunden für Singapur und der Zeitaufwand bei Einreise ließ uns sehr vorsichtig mit der Zeitplanung werden und so ließen wir uns einmal wieder von der Werbung des wohl bekanntesten Hotels der Stadt leiten. Der Werbespot für Marina Bay Sands, der im malaysischen Fernsehen hoch und runter gespielt wird, war für mich der Inbegriff Singapurs: modern, luxuriös, teuer und mondän. Tatsächlich hat der Bau des Integrated Resort, der unter anderem ein Hotel, Kasino, Einkaufszentrum, zwei Museen und mehrere Restaurants beherbergt, gut 3,9 Milliarden Euro (kein Schreibfehler) gekostet. Nicht zu vergessen der Sands SkyPark mit dem größten Außen-Schwimmbecken der Welt auf 191m Höhe, der die drei Hoteltürme überspannt. Ein ausgeklügeltes System von Dehnungsfugen und Stützen gleichen Schwankungen und Absenkungen der Türme aus und sichern so den Bestand der drei miteinander verbunden Basins. Von dort oben muss der Blick auf Singapur fantastisch sein! Mit eigenen Augen habe wir es leider nicht gesehen. Der Preis von 20 Singapur Dollar (rund 13€) pro Person sowie unser Zeitmangel sprachen gegen die Fahrstuhlfahrt hinauf ins Luxusparadies. Am Rande: Die Architekturentwürfe wurden von Feng Shui Meistern abgesegnet und bis 2015 soll der Komplex fast 1% des Bruttoinlandsprodukt des Stadtstaates erwirtschaften.
Zurück zum Busbahnhof kämpften wir uns durch Unmengen von Anzugträgern auf den Weg in die Mittagspause, ein durchaus ungewohnter Anblick nach sieben Monaten Asien. Vertraut dagegen, jedoch im modern verbauten Singapur befremdlich wirkend, das eher typisch asiatische Verhalten einiger wenige: Mittagsschlaf im Schatten am Boden. Dafür wurde eigens auf einem freien Platz ein paar schattenspendende Pilze installiert, in deren Köpfen sich große solarbetriebene Ventilatoren drehen, jedoch nur, wenn der Bewegungsmelder darunter aktiviert wird (unpraktisch, wenn alle schlafen).
Als letzte Handlung in Singapur, hatte ich mir in den Kopf gesetzt noch eine Postkarte nach Hause zu schicken. Ein fixe Idee, die bald im Chaos und Hektik enden sollte. Die Postfiliale des chinesischen Viertels war gut versteckt in Seitengassen, hinter Baustellen und in der hintersten Ecke eines altmodischen Einkaufszentrums. Postkarten gab es dann jedoch erst zwei Shops weiter in einem verstaubten Antiquariat und mit Motiven, die schwerlich etwas mit dem heutigen Aussehen der Stadt zu tun haben. Nach dem ganzen Gesuche blieb uns nur noch ein leicht panischer Sprint zurück zum Busbahnhof, nicht ohne noch schnell einen schrulligen Kühlschrankmagneten zu kaufen (dummerweise später im Bus verloren). Immerhin, zu unserer Erleichterung, fuhr dann zeitnah ein Bus Richtung Grenze ab. Überhaupt ging in Richtung Malaysia alles wesentlich schneller und zu unsere Überraschung kamen wir diesmal aus dem Grenzgebäude und waren keinen Kilometer von unserem Hotel entfernt mitten in Johor Bahru. Die morgendlich Busfahrt zum Grenzübergang hätten wir uns also sparen können!
Irgendwie hatten wir, dank der schnellen Rückfahrt, Zeit gewonnen und der Stress des Tages viel von uns ab. Viel hatten von Singapur nicht gesehen und es war in erster Linie ein Warten an Grenzübergängen und ein Gerenne durch Straßen, die sich auf den kurzen Blick kaum von denen andere Metropole unterschieden. Leider litt darunter auch die Muße zur Fotografie, wie die wenigen Fotos zeigen. Dabei hat die Stadt, auf Grund ihrer Lage und Geschichte, sicher einiges mehr zu bieten. So blieb sie für uns wenigstens das neunte Land, das dritte und somit letzte Mitglied der britischen Straits Settlements und die Erinnerung an eine Stadt, in der Moderne (Marina Bay) und Chaos (chinesisches Viertel) dicht beieinander liegen.
Bevor wir unser Gepäck vom Hotel abholten, gönnten wir uns noch ein eher schlechtes Abendessen in einem lokalen Fast Food Restaurant. Und dann ging es kurz Malaysia-typisch unkompliziert weiter. Der Flughafenbus fuhr pünktlich vom Busbahnhof ab und wir wähnten uns schon fast auf der sicheren Seite, als die Diskussionen um das Ausdrucken des Tickets begannen. Die Tücken des E-Ticket und die malaysische Umsetzung davon wurde uns zum Verhängnis. Wir hatten weder eine malaysische Telefonnummer auf die wir den Code für mobile check-in erhalten, noch hatten wir einen Druckservice gefunden, der unsere Bording-Pässe ausdrucken konnte - einmal den web check-in durchlaufen, kann man aber die Drucker am Flughafen nicht mehr benutzen. Erst, als es wirklich knapp wurde, gab die entnervte Servicedame am Selbstbedienungsdrucker auf und ließ sich unseren Buchungscode auf ihr Handy schicken. Nach einem kurzen Umpacken der Rucksäcke (wir rätseln fast täglich, warum sie die 20kg Marke immer knacken) war es dann endlich vorbei mit dem Hin und Her und wir hoben pünktlich um 20:35 nach Borneo ab.
Gefühlt war damit ein Abschnitt unsere Reise vorbei. Das Reisen über Land war vorüber und vor uns lagen mit Borneo und Indonesien unzählige Inseln und unweigerlich die Entscheidung, in welche Richtung es nach Indonesien weitergehen soll. Die tatsächliche Bedeutung dessen, war uns aber zum Glück zu diesem Zeitpunk noch nicht bewusst. Aber erstmal lag mit Kuching die Touristenblase Sarawak vor uns.
Fakten
- Flug von Johor Bahru nach Kuching für 216 MYR (ca. 54 EUR für zwei Personen inkl. Gepäck) mit Air Asia, ca. 4 Wochen vorher gebucht
- kostenfreies 90 Tage Visa für Singapur, erneute kostenfreie Einreise nach Malaysia (90 Tage Visum)