04.01.2012 Shanghai - Berlin - Shanghai
Aus RTW
Elektrostraßenmarkt - Dienst nach Vorschrift - Abflug mit Hindernissen - Nächtliche Rückkehr nach Shanghai
Aus bereits hier genannten Gründen machten wir uns am 19.12.2011 auf um zur Weihnachts- und Silvesterzeit wieder in Deutschland zu sein. Unsere erneute Einreise hatten wir durch ein Umschreiben des Visums abgesichert, welches wir überraschend reibungslos (nach beschriebenen Eindrücken bei der Beantratung) beim Amt nach nur einem Tag Bearbeitungszeit abholen konnten. Da der Flug erst kurz nach Mitternacht starten sollte, spazierten wir den restlichen Tag durch Shanghai und entdeckten unter anderen eine Straße, in der, wie Garagen aneindergereiht, kleine Häuschen standen, aus denen man allerhand Sachen kaufen konnte. Was auf den ersten Blick wie ein Flohmarkt wirkte, entpuppte sich jedoch zum größten Teil als Neuware, meistens Haushalts- und Elektrowaren. Die inneren "Ladenflächen" waren derart voll, so dass die Waren regelrecht auf den Gehweg quollen, wo so mancher Händler seine Produkte (z.B. Dampfente, Wok) marktschreierisch und durch Vorführung anpries.
Unsere Rucksäcke hatten wir im Hostel gelassen, wo wir für 17 Tage Einlagerung einen fairen Preis (nach Verhandlungen nur noch die Hälfte) zahlen mussten. Die Frage nach einem Gefallen und auch die Erklärung der Umstände, selbst das Versprechen bei Ankunft in Shanghai wieder dort abzusteigen, ließ die Mitarbeiter nicht erweichen und sie beharrten auf eine Gebühr. Auf die Frage, ob es in China keine Gefallen und sondern nur Dienstleistung gibt ("There are no favours in China, there are only services, right?"), gab es in klares "Ja", wobei sich die Mitarbeiterin der ganzen Ironie der Aussage (Sprachkenntisse) nicht bewusst war.
Also standen wir nur mit Handgepäck pünktlich am Check-In Schalter unseres Fluges, bekamen die Tickets, gingen durch die Passkontrolle (Ausreise aus China), saßen schnell im Flugzeug und warteten auf den Start und warteten und warteten. Wir konnten beobachten, wie anderen Passsagieren ihre an Bord geschmuggelte Wodkaflasche abgenommen wurde, ansonsten passierte nicht viel und die eigentliche Abflugzeit (0:40) war längst überschritten. Noch am Boden wurde der erste Getränkeservice durchgeführt und nach fast zwei Stunden im Flugzeug durften wir dann ohne nähere Erklärungen wieder aussteigen. Häppchenweise kamen die Informationen auf Nachfrage, der Flug findet nicht statt, in kleinen Gruppen werden wir durch das Terminal geführt (haben wir einen Gangster unter uns?), wir müssen zurück durch die Passkontrolle (Ausreise wird storniert) und wir werden für die restliche Nacht (es war schon nach zwei Uhr) zu einem Hotel gefahren. Das Hotel lag dem Terminal fast genau gegenüber, trotzdem brauchte der Bus fast eine halbe Stunde um auf der Autobahn diversen Schleifen folgend auf die andere Seite zu kommen. Im Hotel zog sich der Check-In dank der chinesischen Prozedur der doppelten Passkontrolle (Kopie und Scan) hin und somit waren wir erst gegen halb vier im feinen Zimmer. Da wir keinen Informationen über einen Ersatzflug bekommen hatten, wollten wir am nächsten Morgen wieder früh am Flughafen sein, womit die Nacht bereits um 7 Uhr wieder zu Ende war. Immerhin gab es ein interessantes Frühstücksbuffet und sogar so etwas wie Kaffee. Gemeinsam mit anderen Reisenden ließen wir uns mit dem Hotelshuttle zurück zum Flughafen fahren um dort vereint das winzige Büro von Aeroflot zu erstürmen. Eingestellt auf einen harten Kampf um Sitzplätze in anderen Flugzeugen nach Deutschland, wurde uns jedoch jeder Wind aus den Segel genommen, als die Mitarbeiterin umgehend eine zeitnahe Verbindung nach Berlin (sogar Tegel anstatt Schönefeld durften wir wählen) über Frankfurt mit Lufthansa vorschlug. Und tatsächlich saßen wir kurz nach 12 Uhr im Flugzeug und starteten Richtung Deutschland und erreichten unser Ziel somit mit "nur" 12 Stunden Verspätung.
Der Rückflug nach Shanghai am 04.01.2012 verlief dagegen ohne Probleme und erst bei der Ankunft erklärte sich ein bisschen der günstige Ticketpreis. Die letzte Metro in die Stadt fährt gegen 22 Uhr und der letzte Flughafenbus unserer Linie um 22:30, es war jedoch schon 23 Uhr. Das preisintensive Taxiangebot (200 RMB, ca. 25 Euro) schlugen wir wie gewohnt aus und stiegen in einen anderen Bus, der laut einer englischsprechenden Chinesin ungefähr zu unserem Ziel fahren sollte. In der Tat ließ uns der Busfahrer nach einer Dreiviertelstunde an einer großen Kreuzung raus und wieß uns sogar die Richtung. Nach einer knappen Stunde Fußmarsch kamen wir dann tatsächlich im Hostel an, wo wir gegen 4 Uhr sofort ins Bett gingen. Dank der Dunkelheit im fensterlosen Zimmerchen schliefen wir dann tatsächlich bis 15 Uhr durch, so dass wir uns ganz schön spurten mussten um noch vor 17 Uhr die Verlängerung unseres Visas zu beantragen. Das ging diesmal problemlos, ledeglich an der Regel von einer Woche Bearbeitungszeit war diesmal leider nichts zu rütteln. Natürlich mussten wir auch unseren Reisepass für diesen Zeitraum abgeben. Um die sieben Tage wenigstens sinnvoll nutzen und die Umgebung von Shanghai erkunden zu können, ließen wir uns eine temporäres Dokument ausstellen, so dass wir die Unterkunft wechseln und zur Not unsere Identität nachweisen konnten.
Fakten
- Lebhafter Haushalts-/Elektrowaren-Verkauf östlich der Dao Shan Station, Metro Linie 3
- Visa-Verlängerung
- Formulare liegen aus, maximale Verlängerung 30 Tage
- Preis 160 RMB, Bezahlung bei Abholung
- keine Begründung nötig, scheint ledeglich der Kollekte zu dienen
- Auf Nachfrage kostenfreie Erstellung einer temporären ID, welche innerhalb von China als Passersatz fungiert - weiteres Passbild benötigt
- U-Bahn Shanghai - Pudong International Airport
- Linie 2 (grün)
- Verkehrt nur zwischen 7? und 22 Uhr
- Wenige Stationen vor dem Ziel muss man Umsteigen (Nachbargleis), da die Linie ab hier schwächer frequentiert ist
- Flughafenbus nach Shanghai hinein
- Fährt nicht die ganze Nacht
- Fahrtpreis 20 RMB
- Linie 3 für die südliche Innenstadthäfte
- Linie 1 fährt durch den Straßentunnel und direkt am Bund vorbei