30.07.2012 Mulu Nationalpark - Lasst die Mäuse fliegen

Aus RTW

Nächtliche Buspanne - Sollen wir oder nicht? - Zelten mit Abeuenteuerzuschlag - Höhlentouren in Akkord - der Geruch von 6 Mio. Fledermäusen

Malaysia, truly Asia.... a place where it is all! Ok, Malysia, was uns noch auf der Liste der Asienerfahrungen fehlte, war die nächtliche Buspanne. Trotz unendlich vieler Busfahrten, teils in abenteuerlichen Vehikeln, hatten wir bisher Glück. Aber auch der Totalausfall unseres Nachtbusses auf dem Weg von Kuching nach Miri war langweilig und unspektakulär. Nach knapp zwei Stunden blieb der Bus einfach stehen und wir warteten am Marktplatz eines winzigen Ortes mit einem Otterdenkmal einfach auf den nächsten regulären Bus aus Kuching. Allein der ältliche (eventuell selbsternannte) Nachtwächter war eine kleine Sensation, wie er gewichtig mit einem Holzknüppel um die winzige Marktfläche patrolierte. Scheinbar bleiben sämtliche Waren einfach über Nacht direkt auf ihren Ständen, da diese mit großen Planen kompliziert abgedeckt und verbunden waren. Der nächste Bus kam pünktlich seines Weges und war, wie so oft bei Langstreckenbussen nicht komplett ausgebucht (fliegen ist zu preiswert geworden), so dass wir alle ohne Probleme mit rein passten und die Fahrt konnte weiter gehen.

So kamen wir mit gut zwei Stunden Verspätung morgens gegen 10Uhr in Miri am Busbahnhof an, wo wir uns eine Taxifahrt ins Zentrum, in die Nähe von zwei Unterkünften, gönnten. In einem Hostel, geführt von einem Piloten aus Neuseeland, bekamen wir ein Zimmer und endlich einen Kaffee. Den Rest des Tages verbrachten wir auf der Suche nach Back-Up-Speicherkarten und Stadtbesichtigung. Letzteres fiel etwas mager aus, da wir nicht viel zum Besichtigen finden konnten. Sehenswert war jedoch das allabendliche Spektakel des Fastenbrechen der Muslime. Seit ein paar Tagen war Ramadan, der Fastenmonat, in dem praktizierende Muslime (Kinder, Kranke und stillende, schwangere oder menstruierende Frauen ausgeschlossen), nur vor dem Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang Getränke und Speisen zu sich nehmen dürfen. Entsprechend groß war abends der Hunger der Mehrzahl der Bevölkerung und die Restaurants hatten eine gute Antwort dafür: All You Can Eat - Buffets ab 18Uhr. Und so schlenderten auch wir gegen halb sieben in freudiger Erwartung zu einem kleinen Restaurant und bekamen gerade noch so einen Platz am wackligen Reservetisch am Straßenrand. Alles war bereits eingenommen von Muslimen, die vor gefüllten Tellern, mit Besteck oder Zigarette in den Händen, auf den erlösenden Ruf des Muezins warteten. Trotz allem war der allgemeine Kampf am Buffet nur von kurzer Dauer. Überraschend schnell waren alle wieder verschwunden und vor allem die Nachspeise-Ecke verwüstet.

Noch immer haderten wir mit uns und dem Borneo-Eco-Syndrom. Inzwischen hatten wir sogar schon das Touristenziel schlechthin, den Mount Kinabalu, von unserer Liste gestrichen. Die Ernennung von Mulu und Mount Kinabalu zu Weltnaturerben und die damit eingehende Privatisierung der Nationalparks hatten die Preise in die Höhe schnellen lassen. Für uns war es nun leider ein finanzielles Abwägen, wobei der Kinabalu leider das Rennen verlor. Zwangsverordneter Guide, Übernachtung im 40-Betten-Schlafsaal und Eintrittsgebühren machten schon fast eine Summe von 400€ pro Person - zu viel für unser Budget. Stattdessen buchten wir kurzentschlossen den kurzen Flug zum Mulu Nationalpark für 70€ hin und zurück p.P. Das weltgrößte Höhlensystem, sowie der abendliche Ausflug von Millionen von Fledermäusen, klang verlockend und Berge warteten in Nepal. Der Flug zum Park schien jedoch unvermeidlich zu sein. Zwar gab es den sogenannten Headhunter-Trail über den man theoretisch in den Park laufen kann, jedoch beginnt der, nahezu unerreichbar, am nord-östlichen Ende des Parks (wir waren am westlichen Ende) und die letzten Kilometer auf Flüssen muss man sich teuer von Anwohnern erkaufen, die wissen, was der alternative Flug kostet. Gastbonus und -freundlichkeit war da leider nicht mehr zu erwarten. Die Erwartungen an die Geldbörsen der Touristen sind inzwischen so groß, dass es uns ebenfalls rund 100€ gekostet hätte - nicht mehr das Reisen mit und Dank der Anwohner, das wir uns vorgestellt haben.

Aber immerhin schafften wir es das, in unseren Augen, dekadent Flugereignis wenigstens mit einem Chaos anzufangen: wir wollten mit dem Bus zum Flughafen, suchten diesen jedoch nach einem schwitzigen Fußmarsch am falschen Busbahnhof, mussten somit wieder zurück in die Stadt um von dort schlussendlich den Fahrer eines privaten Taxis anzutreiben. Wie immer hatte der gute Mann kein Wechselgeld, so dass wir gemeinsam zu einem kleinen Shop gingen im Geld wechseln zu lassen. Die ganze Zeit redete der Mann entweder vor sich hin oder auf die Angestellten ein, so dass diese uns entsetzt fragten, was wir mit ihm zu schaffen hätten - gruselig, aber immerhin waren wir heil angekommen. In letzter Minute legten wir der Check-in-Dame einen Rucksack auf das Gepäckband. Den anderen deponierten wir bei einem Hostel gegenüber des Flughafens, wo wir uns auch noch ein paar Nudeln einpacken ließen. Und so saßen wir kurz Abflug, leicht abgehetzt mit Nudeln auf den Knien, zwischen den anderen, schick zurechtgemachten, Touristen und blickten gemeinsam auf unser kleines Propellerflugzeug und Abenteuer je nach Facon.

Auf unserem 30minutigem Flug gab es tatsächlich eine Schokomilch und wir beide wurden erwählt einen kleine Kundenumfrage auszufüllen - nein, nicht auf Papier sondern auf einem iPod, eingesperrt in einem riesigen Plastikkonstrukt. In Mulu angekommen, sammelten wir unser Gepäck aus dem Haufen heraus und gingen Richtung Eingang des Nationalpark auf der Suche nach einem Stellplatz für unser Zelt. Fündig wurden wir bei einem Homestay direkt am Fluss, wo wir anstatt eines Zimmer ein Stück Wiese belegten. Auch die Registrierung im Büro des Nationalparks und die Buchung unserer Touren (jeweils zwei kombiniert: Lang und Dear Cave, sowie Clearwater and Wind Cave) waren schnell erledigt und wir um stattliche 140RM (ca. 25€) ärmer. Der Gehweg zur Clearwater Cave war auf Grund eines Steinabgangs gesperrt, so dass unerwartet noch eine kostenpflichtige Bootsfahrt mit Besuch beim Morgenmarkt unausweichlich wurden - auf die Frage, wann der Weg wieder geöffnet wird, gab es ein indifferentes "no idea".

Am ersten Tag (29.07.) erkundeten wir noch die nähere Umgebung des Parkeinganges und vor allem das Kaffee-Angebot des Restaurant nahebei. Ab dem zweiten Tag galt es dann das Pflichtprogramm zu erfüllen: Wanderung zum wenig spektakulären Paku-Wasserfall (die längste Tour, die man ohne Guide gehen kann) inklusive urwaldbedingtem Regenguss und nach einer Mittagspause Tour zu den Lang und Hirsch-Höhlen - zwei spektakuläre, gigantisch große, Höhlen in einem Karstberg. Die Deer Cave wird mit zu den größten Höhlenpassagen der Welt gezählt mit einer Länge von zwei Kilometern und 174m Höhe. Während die Lang Cave durch Stalagmiten- und Stalaktiten beeindruckt, leben in der Deer Cave zahlreiche Fledermauskolonien mit insgesamt rund 6 Millionen Tieren. Entsprechend ist der Boden mit einer dicken, stinkenden Schicht Guano bedeckt, die dem Fluss, der durch die Höhle fließt, ein salziges Aroma verleiht. Eben jener Geschmack scheint insbesondere Hirschen zu munden, so dass sie, in der Zeit vor den Touristen, zahlreich in die Gegend kamen, zur Freude der Jäger, die so nicht nur Fleisch bekamen, sondern auch die Höhle entdeckten. Das eigentliche Spektakel der Tour ist jedoch der allabendliche Ausflug der Fledermäuse gegen 18Uhr, zu dem sich die Besucher in einer Art Atrium vor dem Eingang zur Höhle versammeln. Während unser Guide noch unkte, dass es nichts wird (bei Regen fliegen die Fledermäuse nicht), wurde es langsam lauter in der Höhle. Rechtzeitig zum ersten Schwarm saßen wir bereit und konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen, als alle um uns herum jubelten und den kleinen Tierchen zur Futtersuche Beifall klatschten. Länger als eine Stunde lang kamen immer wieder Schwärme von mehreren tausend Tieren heraus und flogen im Zick-Zack-Kurs (wider dem Angriff von größeren Raubvögeln) dem Sonnenuntergang entgegen. Auch wir kamen wieder sicher, dank beleuchteter Plankenwege, zurück zu unserem Zelt und dem Restaurant, wo dank eines Generators Olympia über einen Beamer an die Wand gestrahlt wurde.

Am nächsten Morgen wollten wir noch vor der nächsten Höhlentour unser Glück im Vogelbeobachten versuchen. Obwohl wir tapfer bereits um 6:30 nach dem Schlüssel für den Ausguck fragten, waren bereits alle vergeben und uns kam wenig später ein leicht gefrusteter Russe entgegen. Seine Ausbeute belief sich auf drei Vögel in drei Stunden. Immerhin besser als unsere! Nachdem ein weiteres Paar aufgab, ließen wir uns unsere Haferflocken und einen Kaffee schmecken - Vögel hin oder her. Pünktlich zur zweiten Höhlenkombination standen wir dann wieder um 9:00 unten am Parkeingang. Mit dem Boot ging es entlang des Kuala Litut. Der Morgenmarkt entpuppte sich leider als winziger Touristenmarkt, auf dem es nur Souvenirs gab und keine lokalen Früchte oder Speisen (eine Bootsführerin verkaufte dagegen Obst an die Standbetreiber). Nach einer weiteren kurzen Bootsfahrt auf dem recht flachen Fluss, inklusive Schiebepassagen), ging es zunächst in die Wind Cave, benannt nach der schmalsten Stelle in der Höhle, durch die der Wind pfeift. Anschließend ging es zu Fuß zur Clearwater Cave (Frischwasser-Höhle), durch die ein großer Fluss strömt. Möchte man jedoch dem Fluss ans Tageslicht folgen, muss man eine separate Tour buchen.

An diesem Tag blieben wir von einem Regenguss verschont und so suchten wir Abkühlung im Fluss vor unserem Homestay. Praktischer Weise war die Strömung so stark, dass es, wie in einem Becken mit Gegenstromanlage, direkt in Arbeit ausartete, wollten wir nicht abtreiben. Seit langem mal wieder Sport. Mehrtageswanderungen im Dschungel und in den Bergen des Nationalparkes könnten, bzw. wollten, wir uns nicht leisten. Zwar klangen die Pinnacle (scharfkantige Felsformationen) mehr als interessant, aber war eine Wanderung dort hin und hinauf war nur mit Guide erlaubt und entsprechend zu preisintensiv für uns. Dazu kam, dass mindestens eine Übernachtung im sogannanten Camp IV nötig ist, dessen rund 50 Plätze jedoch bereits für die nächsten zwei Monate ausgebucht waren. Der Park mit all seinen Reglements (in erster Linie der Gruppenzwang) in Kombination mit dem Besucherstrom zur Hochsaion kann es spontanen Gästen schon sehr schwer machen noch etwas von den Highlights des Parks zu sehen, da schnell alles ausgebucht ist.

Erfrischt von unserem Bad im Fluss widmeten wir uns wieder unserem Projekt "Alternativer Zugang" (wenigstens um für andere die Information zu veröffentlichen) zum Nationalpark. Noch immer wollten wir nicht glauben, dass das Flugzeug das einzige Transportmittel sei. Wir hatten große Löschfahrzeuge am Flughafen, Busse und Jeeps auf der einzigen asphaltierten Straße gesehen und die sind sicher nicht geflogen! Inzwischen hatten wir erfahren, dass eine Staubpiste über viele Kilometer zum Fluss Kuala Litut führt, auf dem bei Hochwasser Boote schwere Lasten transportieren können. Besucher sind, vor dem Ausbau des Flughafens, auf dem gleichen Weg angereist. Sie können sogar, je nach Wasserstand bis zum Parkeingang weiterfahren. Die Reise von Miri dauert ungefähr zehn Stunden, etwas, was man heute scheinbar keinem Touristen mehr anbieten und antun kann. Dabei fahren bis zum Langhaus Long Panai noch immer öffentliche Boote für wenig Geld. Doch auf dem letzten Stück ist man auf die Hilfe und Gunst der Anwohner, meist Iban, angewiesen, die wiederum auf unser Geld und somit sitzen sie am längeren Hebel. Gut 100 € soll das letzte Stück kosten (ähnlich, wie beim Anfang des Headhunter's Trail). Und auch für den Headhunter's Trail gab es schlechte, bzw. die altbekannte Nachrichten: nur mit Guide! Das Ergebnis unserer Recherche haben wir auf der Seite Sarawak zusammengefasst. Übrigens werden auf dem Wasserweg eben jene Fahrzeuge zum Gebiet des Parks gebracht, die in überraschend hoher Anzahl dort rumfahren.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir dann mit dem Erkunden der einzigen asphaltierten Straße in der Gegend, die zum Luxus-Resort führt. Nahe des Resorts, biegt man nach Westen ab, hat man von einem Hügel einen wunderbaren Blick auf das Gebiet des Parks und mit ein bisschen Glück sieht man auch von dort die Fledermäuse ab 18 Uhr fliegen. Der Hügel scheint auch unter den Anwohnern ein beliebter Platz zum Sonnenuntergang zu sein. Eine kleine Gruppe genoss dort oben gerade ihr abendliches Bier und erzählten uns über die Entwicklung der Gegend während der letzten Jahre. Das neueste Projekt sei der Bau eines Krankenhauses.

Der dritte Tag war unser Abreisetag und so packten wir das Zelt zusammen und erfragten die Rechnung, die zu unserer Überraschung doppelt so hoch war, wie angenommen. Aus 5RM pro Nacht und Zelt waren plötzlich 5RM pro Person geworden. Frecher Abenteuerzuschlag, wenn man bedenkt, dass die Übernachtung im Haus nur ein Drittel teurer gewesen wäre - erneut eine symptomatisch unerfreuliche Wendung am Ende.

Zurück in Miri sammelten wir den zweiten Rucksack ein, fanden den öffentlichen Bus in die Stadt, fuhren zum Busbahnhof, wo wir unkompliziert Tickets für die Weiterfahrt nach Brunei bekamen. Brunei - ein kleines Sultanat im Norden von Borneo, bereicherte unsere Länderausbeute um ein weiteres, lag es doch so bequem auf dem dem Landweg von Sarawak nach Sabah (zweiter malaiischer Bundesstaat auf Borneo). Zwei Tage Malaysia-Auszeit in einem der reichsten asiatischen Ländern lagen vor uns!

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Weblinks

Fakten

  • Der Flug von Miri nach Mulu kann bequem bei Maswings online gebucht werden. Wir haben rund 70 € für Hin- und Rückflug pro Person gezahlt.
  • Gezeltet haben wir beim Mulu Homestay kurz vorm Eingang zum Park auf der rechten Seite für 5 MYR pro Person, inkl. Dusche (im Zimmer kostet es aber nur 5 MYR mehr)
  • Eintritt zum Nationalpark 30 MYR, 20 MYR pro Standard-Höhlentour (jeweils 2 Show Caves) ggf. zzgl. Bootsfahrt vom HQ für 30 MYR
4.042114.8103

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