30.11.2011 Sieben Tage Peking
Aus RTW
Baden bei +4Grad - Beihai Park - Tiananmen-Platz - Nationalmuseeum - Polzeimuseeum - Austellung zur Stadtplanung - Glocken- und Trommelturm - Shoppen und Handeln in der Silk Street - Verbotene Stadt - Tanzen im Jingshan Park - Sommerpalast - Olympia Park
Inzwischen sind wir schon eine Woche in Peking und versuchen die Stadt zu erkunden und uns und unsere Weiterreise zu organisieren. Nicht einmal einen Artikel und das Hochladen der Fotos haben wir bisher geschafft ... brauchen wir schon Urlaub vom Urlaub?
Schon bei der Ankunft zeigte uns Peking, das hier alles ganz anders und irgendwie alles ein bisschen komplizierter ist. Da wir am Bahnhof keine Information finden konnten (ja, wir waren schlecht vorbereitet aber das resultierende Experiment ist recht vielsagend), riefen wir erstmal im Hostel an um eine Wegbeschreibung zu erfragen. Leider konnten wir von dieser nur extrahieren, dass wir mit der Metro Linie 2 fahren und dann irgendwo umsteigen sollten, alles Weitere war nicht nachvollziehbar. Ganz angenehm war jedoch am Bahnhof, dass uns keine Taxi- oder Rikschafahrer verfolgten. Lediglich ein paar Hotels wurden angeboten, jedoch eher für die Chinesen als für uns (nicht alle Hotels dürfen Ausländer annehmen). Mit den Informationen des Hostels, stellten wir uns erstmal für die Metrotickets gute 20 Minuten an. Anschließend tauschten wir bei einer alten Dame auf dem Platz eines unserer Bahntickets gegen einen chinesischen Stadtplan (warum es dieses Tauschgeschäft gibt, wissen wir nicht) und schickten dann unser Gepäck durchs Röntgengerät bei der Sicherheitskontrolle. Bis zum Umsteigebahnhof kamen wir ganz gut, abgesehen davon, dass wir bei der Ringbahn quasi in die falsche Richtung fuhren und somit recht lange brauchten. Dort angekommen standen wir jedoch hilflos mit dem Stadtplan voller chinesischer Zeichen in der Hand auf dem Bahnhof und nahmen dankbar die Hilfe eines englischsprechenden Chinesen an (die erste selbstlose Handlung die wir in China erlebt haben?), der unser Hostel kannte und uns somit die Weiterfahrt erklären konnte. Schließlich kamen wir nach fast zwei Stunden entsprechend geschafft im Hostel an und mussten dort erfahren, dass keine Reservierung für uns vorliegt. Irgendwie wurde unsere telefonische Reservierung nicht ins (Excel!)System aufgenommen und erst nach einigem Hin und Her wurde uns dann doch ein Zimmer zugeteilt und das freie Frühstück (bei Bezahlung von mindestens fünf Nächten im Vorhinein) genehmigt.
In einem ersten Rundgang durch unseren Hutong (wie ein Kiez mit ein paar kleinen Gassen, früher das Einzugsgebiet eines Brunnens), begutachteten wir das Markttreiben und die Garküchen und aßen eine (im hiesigen Vergleich) weniger gut schmeckende Nudelsuppe. Nach der Nacht im Zug und der Suche nach dem Hostel, ließen wir den Tag schon früh enden und gingen beizeiten ins Bett.
Inhaltsverzeichnis
- 1 24.11. Friseur, Sport im Huhai-Park
- 2 25.11. Beihai Park, Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen Platz), Nationalmuseum, Elektro-Viertel
- 3 26.11. Stadtplanungs- und Polizeimuseum, Trommel- und Glockenturm, Silk Street
- 4 27.11. Verbotene Stadt, Jingshan Park
- 5 28.11. Sommerpalast
- 6 29.11. Con Artists, Fressgasse
- 7 30.11. Olympia-Park
- 8 Fakten
24.11. Friseur, Sport im Huhai-Park
Nachdem Pablo sich beim Friseur stadtfein herrichten lassen hat (der Chinese durfte sogar, mächtig stolz, zum ersten mal in seinem Leben einen Bart stutzten) wagten wir uns aus unserem Hutong heraus und liefen entlang einer großen Straße zu einem Parkgebiet (Huhai, Touristeninformation) an einem See, an dem es viele Kneipen und einige Trimm-Dich-Plätze gibt. Ehrfürchtig sahen wir den älteren Chinesen zu, die sich bis ins hohe Alter mit Jianzi (Federfußball), Balancieren auf Metallscheiben am Boden und turnen an den leicht antiquierten Geräten fit halten. Ganz mutige (scheinbar nur Männer) gingen bei vier Grad sogar baden, nachdem sie angezogen eine Weile im Kreis gelaufen waren. Das übertraf, auch angesichts des Alters der Akteure, beiweitem unser verzagtes Baden im Baikal. Überhaupt sind die Chinesen, insbesondere die Älteren, sehr aktiv und sportlich. Fast in jeder Parkanlage sieht man sie Paarweise oder in Gruppen tanzen, singen oder eben Jianzi spielen. Inzwischen haben wir uns ebenfalls im Federfußball ausprobiert und mussten feststellen, dass uns ganz klar der Bewegungsradius und die Koordination fehlen. Aber wir haben ja viel Zeit zum Üben, sobald wir aus Peking raus sind. Denn die Stadt selbst fordert uns ziemlich viel ab. Die Strecken hier sind weit und die Fortbewegung zu Fuß zu zeitaufwändig und müßig. Dazu kommt, dass man, sobald man irgendwo ist, wo es auch nur ein Hauch touristisch ist, gleich zur Beute der Rikscha- und Taxifahrer wird und diese ununterbrochen ihren Service anbieten. Dazwischen gibt es die Straßenhändler, die Zeugs anbieten, was nun wirklich keiner braucht, sowie immer wieder Leute, die Touren zur Chinesischen Mauer feilbieten oder eben sich selbst als Führer durch Peking und dessen Sehenswürdigkeiten. Wir haben sämtliche Angebote dankend abgelehnt und uns oft durch Versuch und Irrtum durch Peking gekämpft.
25.11. Beihai Park, Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen Platz), Nationalmuseum, Elektro-Viertel
Endlich sollte es zum berühmten Tiananmen Platz gehen, jedoch nicht auf dem direkten Weg sondern durch den Beihai Park um so noch ein bisschen chinesische Architektur zur Kaiserzeiten und eine der Neun-Drachen-Wände (5 m hoch und 27 m lang) mitzunehmen. Im Park befindet sich auch der größte quadratische Tempel in China. Leider war es sehr diesig, so dass die Sicht über den See zur 36 m hohen Weißen Dagoba nicht ganz unseren Erwartungen entsprach. Aber dieser Schleier, der ständig die Sicht enschränkt scheint zur Winterzeit und somit zur Heizungsperiode einfach dazu zugehören. In diesem Park fiel uns auch zum ersten Mal auf, später immer wieder, dass sich der Chinese oft, wie deutsche Halbstarke in der U-Bahn, von seiner Musik per Lautsprecher begleiten lässt. Gern kann es auch passend zum Spaziergang am Teich Froschquaken sein, was uns eher an einen nervigen Handyklingelton erinnerte.
Raus aus dem Südeingang, ging es dann entlang einer Mauer zum Platz und Tor des Himmlischen Friedens mit dem Bildnis Maos. Wieder gab es eine Sicherheitskontrolle, dann die obligatorischen Fotos und dann spazierten wir ein wenig auf dem Vorplatz der Verbotenen Stadt und ließen uns wieder allerhand touristischen Schnickschnack anbieten. Anschließend schauten wir auf einem Sprung im Nationalmuseum vorbei. Obwohl der Eintritt frei ist, muss man sich ein Ticket abholen und sein Gepäck, wenn größer als eine Handtasche, gegen ein paar Yuan einschließen lassen. Hätte das Museum Eintritt gekostet, wäre der Besuch sicher enttäuschend gewesen, aber so hatten wir in manchen Räumen wenigstens ein wenig Schmunzeln. Das Gebäude und seine Architektur ist sicher sehenswert, aber die ausgestellte Kunst kann es nicht wirklich mit anderen Nationalmuseen aufnehmen. Zwar gab es bei der modernen Kunst sogar einen Warhol (Teil einer temporären Wanderausstellungen), aber die Kunst des Kommunistischen Realismus mit Mao als Hauptfigur, wirkte auf uns - westliche Touristen und doch gleichzeitig Bürger der ehemaligen DDR - wie aus einer anderen Zeit. Auch, weil sie nicht mit dem überein geht, was sich einem als Straßenbild zeigt: moderne Einkaufspassagen, Videoleinwände und mehr Porsche Cayennes als schrullige Tuck-Tucks - Lebenswirklichkeit bildet die staatlich verordnete "Kunst", falls sie es je tat, nicht mehr ab.
Da es, passend zur Jahreszeit, viel zu früh dunkel wurde, beschlossen wir noch auf der Suche nach einer Speicherkarte für die Sicherung unserer Fotos zu einer U-Bahn-Station zu fahren, wo es zwei große Kaufhäuser voll mit Händlern für elektronische Sachen gibt. Voller Vorfreude auf die ganzen feinen und unbekannten elektronischen Spielereien stürzten wir uns ins Getümmel und wurden prompt auch förmlich erschlagen. Jedoch nicht von uns exotischer Elektronik, die es in einer globalisierten Welt wohl nicht mehr oft gibt, sondern von den Händlern, die sich eifrig auf uns stürzten und im schlechten Englisch unser Begehr erfragten oder uns Kopien von bekannten Produzenten (wirklich alles soll unecht sein) anzubieten. Mehr oder weniger bieten die kleinen Stände immer das gleiche an: Laptops, Handys, Fotoaparate, Zubehör. Wie Marktschreier heischen sie um Aufmerksamkeit und bieten ihre Ware feil. Dementschprechen schnell hatten wir jemanden gefunden, der uns zu einem Stand mit Speicherkarten brachte und wo wir einen, wie wir dachten, guten Preis aushandelten. Seltsamer Weise kam dann die Speicherkarte von einem ganz anderen Stand, was uns vermuten lässt, dass die meisten Stände eben doch zu einem Großhändler gehören und auch die Vielfalt, bzw. das Gegeneinanderausspielen der einzelnen Händler, auch nur Augenwischerei ist. Lange hält man es in zwischen den Händlern jedoch nicht aus, da man kaum einen Schritt allein und in Ruhe machen kann. Weiß man genau, was man sucht, wird man sicher fündig (es kann einfach alles beschafft werden), möchte man aber nur ein bisschen Schauen und sich vom Angebot inspirieren lassen, ist man fehl am Platz.
26.11. Stadtplanungs- und Polizeimuseum, Trommel- und Glockenturm, Silk Street
Auf Empfehlung eines Amerikaners im Hostel machten wir uns auf um im Stadtplanungsmuseum beim Tiananmen Platz die Zukunftsvisionen für städtebauliche Veränderungen zu bewundern. Leider stellte sich heraus, dass nur der Eintritt zum Bereich der Präsentation der Pläne frei ist (und nicht, wie wir verstanden hatten, auch zur Ausstellung über die Stadt Peking selbst). Also reihten wir uns unter ein paar wenige Chinesen und betrachteten kurz die Hochhäuserkomplexe, die scheinbar ganze Straßenzüge ersetzten sollen. Eventuell kann sich der Stadtbewohner hier anschauen, wohin er bald siedeln muss, wenn sein bisheriger Wohnbereich nicht mehr standesgemäß ist oder anderen großen Plänen weichen muss. Die eigentliche Ausstellung haben wir dann nicht mehr besucht, da wir uns nicht sicher waren, ob der Eintritt sich lohnen würde.
Stattdessen gingen wir zum Polizeimuseum, welches uns, ebenfalls vom Amerikaner empfohlen wurde (sinngemäß "als Ossis mögt ihr das bestimmt"). Für fünf Yuan konnten wir uns die Entwicklung der Polzei seit der Kulturrevolution anschauen und veraltetete und aktuelle Techniken für die Aufklärung von Kriminalfällen bestaunen. Dazu gab es eine ganze Etage mit Fällen und deren Aufklärung, die scheinbar das Volk bewegt haben und in einer weiteren wurden unzählige Waffen präsentiert. Das Kernstück der Ausstellung war jedoch eine Granitwand zum Gedenken der "Polizei-Märtyrer" (O-Ton), die im Kampf für die Sache oder im Training ums Leben gekommen sind. Wenn man mal gar nicht mehr weiß, was man noch machen kann und das Wetter furchtbar kalt oder es aus Kannen gießt, bringt man hier zwei Stunden rum.
Um ein bisschen mehr unpolitische Kultur zu genießen, gingen wir anschließend zum Glocken- und Trommelturm, die Bestandteil der alten Stadtmauer Pekings waren. Beide Türme dienten als Zeitzeichen für die Bewohnern der Stadt und nach ihren Schlägen wurden die Uhren gestellt. Die Glocke des Glockenturms , die bis zu 5 km weit zu hören sein soll, kündigte unter anderem das Schließen der Stadttore zur Dämmerung an. Beide Türme können besichtigt werden, bieten aber eigentlich nicht viel, außer bei guter Sicht einen schönen Blick auf die umliegenden Hutongs. Im Trommelturm gibt es regelmäßig zur halben Stunde einen kurze Performance von fünf Trommlern, so dass man die Besichtigung damit abstimmen sollte.
Zum Abend stürzten wir uns dann in die Konsum-Hölle "Silk Street", ein Kaufhaus voll mit winzigen Ständen, die von Klamotten über Spielsachen bis hin zu chinesischen Souveniers alles anbieten, was man sich nur denken kann. Die Stände platzen aus allen Nähten und die Händler sind um keinen noch so vermessenen Preis für die billig kopierte Markenware verlegen. Wie schon im Elektromarkt ist ein Bummeln zwischen den Ständen kaum möglich. Die Händler drängen ihre Ware regelrecht den Besuchern auf und ohne starke Nerven kann man sich kaum behaupten. Schneller, als man denkt, haben sie schon den Preis in den Taschenrechner eingetippt und die Sachen in Plastiktüten verpackt. Doch Handeln ist hier absolute Pflicht. Die Erfahrung zeigt, steigt man mit einem Gegengebot von 10 % des erstgenannten Preises ein, kann man einen halbwegs ordentlichen Preis aushandeln. Natürlich reagiert der Händler entsetzt und abweisend, aber recht schnell geht er dann doch noch weiter runter von seinem "nur für dich und heute"-Spezialpreis. Ist man nicht zufrieden, wendet man sich vom Stand ab und geht weiter. Nahezu in allen Fällen ruft der Händler dann hinterher und geht noch weiter im Preis runter. Teilweise sind die Händler noch bis an das andere Ende der Reihe zu hören. Auch wenn das Verhandeln scheinbar zu guten Preisen führt, sollte man vorsichtig sein und nur dann nach dem Preis fragen, wenn man wirkliches Interesse am Kauf hat. Sobald man den Preis erfragt, gilt dies als Einstieg in den Handel und die Händler reagieren recht ungehalten, wenn man dann nicht kaufen will, obwohl sie schon unter 10% des Erstgebotes sind. Viele (vielleicht die meisten) Händler scheinen aber irgendwie selbst dann noch immer genug Marge zu machen, oder sie bauen auf die paar Kunden, die weniger unverschämt handeln. Sucht man gezielt nach ein paar neuen Klamotten und stört sich nicht an der teilweise schlechten Verarbeitung der Artikel oder daran, dass kein Markenzeichen zu Recht aufgenäht wurde, kann man sich für wenig Geld neu (auch maßgeschneidert) einkleiden, was insbesondere von Russen und Indern genutzt wird. Auch Souveniers, DVDs und Essen gibt es in Hülle und Fülle. Das ganze Ambiente ist sowohl faszinierend als auch abstoßend.
27.11. Verbotene Stadt, Jingshan Park
Lange haben wir den Besuch der Verbotenen Stadt herausgezögert, weil wir uns mit dem bedeckten Wetter, und den daraus resultierenden tristen Fotos, einfach nicht zufrieden geben wollten. Ausgerechnet ein Sonntag war es dann, als wir denn doch dazu aufbrachen. Zunächst irrtümlich am Nordtor, wo sich nurmehr ein Ausgang befindet, gingen wir um den Komplex herum zum Südtor am Tiananmen Platz und dort, vorbei an Straßenhändlern und zwielichtigen Touristenführern, in den ehemaligen Kaiserpalast. Der Eintritt war mit 40 RMB pro Person angenehm gering, erst recht angesichts des historischen Stellenwertes der Lokalität (UNESCO Weltkulturerbe). Im Inneren, mit erwartungsgemäß sehr vielen anderen Besuchern, besichtigten wir über 3 Stunden viele, wenn doch bei weitem nicht alle, Tempel, museal ausgestattete Hofgebäude (Jade-, Bronze-Sammlung, ...) und Parks. Wenngleich ohne Frage ein Glanzlicht eines jeden Pekingbesuchs, müssen wir leider auch hier wieder sagen, dass sich erneut das Problem all zu vieler Museen zeigt: Beeindruckende Gebäude und kostbare Kunstschätze machen sprachlos, doch ein wirkliche Vorstellung der Lebensumstände der ehemaligen Herrscher des mächtigen China bekommt man nicht. Der Flair, wie man ihn aus dem Kino-Epos "Der letzte Kaiser" kennt, ist nicht zu finden und auch kaum zu erahnen. Auch schmälert im Fall der Verbotenen Stadt der ungezügelte Besucherstrom in sofern den Eindruck, als dass zertretene Teppiche und von an Fensterscheiben plattgedrückten Nasen die Qualität des Erlebnisses nicht unerheblich einschränken. Wären noch 40 RMB mehr Eintrittspreis hier vielleicht ein Option oder eine Regulierung der Massen wie beim Alhambra in Spanien (Eintritt nur bis Mittags)?
28.11. Sommerpalast
Das sich bessernde Wetter nutzend, stand am Montag, ansonsten waren ohnehin fast alle Museen geschlossen, ein Besuch des Sommerpalastes im Nord-Westen der Stadt auf dem Programm. Für 20 RMB erhält man Eintritt zum großen Park (mind. 3 km Durchmesser) mit großzügig angelegten Hügeln und Teichlandschaft. Rentner können, wie überall in China, deutlich vergünstigt oder sogar kostenfrei hinein, wovon zahlreich Gebrauch gemacht wird. Der chinesische Rentner ist mobil, flexibel, sportlich und steht mitten im Leben. So tanzten denn auch an einem kalten Montag morgen, um kurz vor 11 Uhr, um die 40 reifere Herrschaften zu westlich klingendem Musikgut, aus einem heillos übersteuerten Kofferradio, synchron in den Tag. Dies sollte der Erholungsqualität des Parkes aber keinen Abrruch tun. Schon nach kurzer Zeit durch niedrigen Mischwald und einem steilen Anstieg zum Tempel war der Krach sehr entspannender Park-Atmosphäre gewichen, welcher komplett abgekoppelt vom Lärm und der Hektik der restlichen Stadt scheint. Hier kann man den ganzen Tag damit verbringen um den riesigen zentralen Teich zu wandeln. Verschiedene (wiederaufgebaute) historische Gebäude (religiös wie weltlich) und kunstvolle Brücken und Pavillions versprechen Kurzweil. Im Sommer und an Wochenenden ist verstärkt mit Touristen zu rechnen - zahllose brach liegende Tretboote, Ausflugsdampfer und massive Imbissbuden-Infrastruktur zeugten davon. Einen Hauch von Übernutzung spürten wir dann auch gegen Nachmittag, als uns - auf dem Weg aus dem Park - plötzlich einige Busladungen andere Ausländer entgegen kamen. Doch da waren wir ja zum Glück schon auf dem Heimweg.
29.11. Con Artists, Fressgasse
Nach einem entspannten Tag mit einem Bummel durch die weniger touristischen Gegenden von Beijing (harmloses Pendant zum Silk Market), spazierten wir entlang einer Einkaufstraße und hatten endlich unseren ersten Kontakt zu sogenannten Con Artists (Trickbetrügern), vor denen überall gewarnt wird (auch im Lonely Planet). Jedenfalls unterstellen wir das dem Trio, was uns ansprach, da es perfekt in das Schema passte. Sie stellten sich als Englischstudenten vor und fragten schnell und eindringlich ("es ist doch so kalt"), ob wir zusammen irgendwo einen Kaffee oder einen Tee trinken wollen. Wir, bereits gewarnt und belesen, aber lehnten das Angebot dankend ab und gingen weiter. Gern werden Touristen von jungen Leuten, angeblich auf der Suche nach kulturellem und fremdsprachlichem Ausstausch, angesprochen und in ein Restaurant, zu einer Teezeriomonie oder zu einer Ausstellung gebracht, die dann allesamt überteuert sind und an denen lediglich der Betreiber verdient. Eventuell war es unangebracht dem Trio schlechte Absichten zu unterstellen, aber leider haben wir bisher wenig gute Erfahrungen sammeln dürfen im täglichen Geschehen und alle Anzeichen entsprachen zu perfekt dem Bild, was der Lonely Planet skizziert.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle fanden wir dann unverhofft die sogenannte Fress- oder Snackgasse, in der es alles mögliche am Spieß gibt. Von Schlangenfleisch bis hin zum Skorpion ist alles aufgespießt. Aber es finden sich auch Obst- und Gemüse-, Fisch-, Pilz- und andere Fleischspieße zu höheren Preisen als sonst in den Hutongs. Wer jedoch etwas Exotisches sucht, ist hier genau richtig.
30.11. Olympia-Park
Nachdem wir eigentlich heute zur Mauer abreisen wollten, jedoch Vormittags irgendwie nicht aus dem Potte kamen und die Sonne ungewöhnlich freundlich strahlte, beschlossen wir noch eine Nacht zu verlängern und das schöne Wetter für einen Ausflug zum Olympia-Park zu nutzen. Zwar erfragten wir die Anreise hier im Hostel und fanden dann auch den richtigen Bus, jedoch schafften wir es nicht die richtige Haltestelle zu erwischen und fuhren somit bis zur Endhaltestelle der Linie mit, was uns ziemlich weit weg vom eigentlichen Ziel brachte. Erst nach fast einer Stunde entlang einer autobahnähnlichen Straße (Stadtring No. 5) und einer Kletterpartie über einen Parkzaun, erreichten wir den Olympia-Wald von nördlicher Richtung und nicht, wie alle anderen von der südlichen Seite. Gegen die untergehende Sonne eilten wir durch die Parkanlage um dann endlich das eigentliche und gut besuchte Olympiagelände mit dem Stadium (Bird's Nest, Vogelnest) und dem Schwimmzentrum (Water Cube, Wasserwürfel). Natürlich warteten auch hier wieder Unmengen an Straßenhändler, die ein unbehelligtes Spazieren und Bewundern der Anlage, auf der 2008 die Olympischen Sommerspiele ausgetragen wurden, vereitelten. Trotzdem ließ die Weite der Anlage und die einmalige Architektur der Gebäude erahnen, wie das Flair der Spiele die Massen in ihren Bann gezogen haben muss.
Nach der riesigen Stadt (mit mehr als 17 Mio. Einwohnern) soll es nun erstmal wieder etwas mehr natürlicher und ruhiger werden. Daher geht es nun für ein paar Tage an die Chinesische Mauer und hoffentlich, soweit es geht, auf ihr entlang.
Fakten
- Friseur
- auf für Herren immer mit Haarewaschen
- meist männliche Friseure
- 10 RMB für Maschinenschnitt
- Polizeimuseum
- nur bei gesteigertem Interesse empfehlenswert
- Eintritt: 5 RMB
- City Planning Exibition
- der kostenfreie Teil ist Nichts für Touristen
- Eintritt: 50 RMB
- Verbotene Stadt (Kaiserpalast)
- Eintritt: 40 RMB
- Einlass nur am südlichen Tor beim Tiananmen Platz
- Sommerpalast
- Metro Linie 4 bis zur Haltestelle Xiyuan oder Baigongmen (näher am Park)
- Eintritt: 20 RMB (nur Park), 50 RMB (Park und alle Gebäude)
Nachtrag: In der Silk Street hatten wir zwei 8 GB MicroSD Karten gekauft. Wie sich leider herausstellte sind beide, nach dem ersten Versuch sie zu beschreiben, unbenutzbar. Wenn möglich sollte man vor dem Kauf die Karten mit dem eigenen Rechner mit geeigneter Software testen.