22.08.2012 Lore Lindu NP - Jungle Boogie

Aus RTW

Tal der Megalithen - Dschungel-Wanderung von Doda nach Bomba - Bebende Erde - Ausgesessene Jeepfahrt - Schubladen-Denken - Kleines Service-Paradies

Am Tag nach unserer nächtlichen Ankunft und der vorherigen unbequemen Nacht auf dem Pelni-Schiff fühlten wir uns nicht wie früh aufstehen um direkt zu großen Taten aufzubrechen. Außerdem hatten wir im Reiseführer etwas von Megalith-Ansammlungen gelesen, die es im Besoa Valley (Besoa Tal) geben soll. Unsere Gastgeberin im Rizky Losmen bot uns an, ihr Auto inklusive Fahrer zu bekommen und so führte uns ein begummistiefelter Bekannter zum eindrucksvollen Pokekea-Megalith-Feld, wo wir eine Überraschung erlebten. Große Steine waren es in der Tat, und in ihrer Form weckten sie unerwartet Erinnerungen. Statt "nur" der beschriebenen Körper- und Gesichtsabbildungen befinden sich auch gewaltige urnenförmige Behältnisse und dazugehörige Deckel. Wir fühlten uns zurück in die Plain of Jars in Laos versetzt, was in einer ausgedehnten Fotosession resultierte - unser Guide war von unserem Enthusiasmus sichtlich beeindruckt und führte uns zu immer neuen Steinen und Gefäßen, eine Gruppe lokaler Kinder, mit verständlicherweise weniger Auge für die historischen Werte, begleitete uns und bekletterte fortwährend jeweils das Objekt unseres Interesses. Auf dem Rückweg fuhren wir auf unsere Nachfrage, Namen die wir aufgeschnappt hatten, noch ein wenig die Umgebung ab und hatten so die Möglichkeit die korrekten Koordinaten der Ortschaften und Straßenverläufe dieses kartographisch ansonsten dünn bestellten Feldes zu sammeln. Nebenbei tauchten immer wieder kleinere Megalithe auf, die manchmal wie Gartenzwerge in den Vorgärten platziert waren.

Am Nachmittag schlenderten wir durch Doda, was man sich ein wenig so wie eine Kleinstadt im Wilden Westen vorstellen kann. Holzhäuschen und staubige recht breite Straßen, allerdings mit großer Kirche und Moschee, wobei Christen den Großteil der Bevölkerung stellen. Am zentralen Sportplatz fand ein Sing- und Tanzwettbewerb von Grundschülerinnen der umliegenden Ortschaften statt; Aufmerksamkeit war uns gewiss, aber für indonesische Verhältnisse vergleichsweise entspannt und unaufdringlich. Auch am Platz befindet sich ein museales Ensemble traditioneller Häuser verschiedener Baustile aus der Region, zu dem uns unsere Gastgeberin im Handumdrehen Zugang verschaffte, so dass wir einen Blick in die alten Gebäude werfen konnten: Überraschend kunstvolle Außenverzierungen und komplizierte Dachkonstruktionen umgeben einen außerordentlich schwer zugänglichen (Hühnerleiter und Mini-Luke) kleinen Innenraum mit Feuerstelle. Offenbar war man früher hier deutlich kleiner als wir heute.

Am Abend unterbreiteten wir unserer Gastwirtin den Plan am Folgetag mit Sack und Pack und ohne Führer eine Zweitagestour ins Nachbartal, bis nach Bomba, unternehmen zu wollen. Sind wir sonst aus Asien entsetzte bis pikierte Blicke und absolutes Unverständnis zu den Themen zu Fuß, draußen schlafen und Rucksack selbst tragen gewohnt, meinte sie nur knapp: dauert zwei Tage. Eine weitere, eher unangenehme, Überraschung war dann die Rechnung, die man uns bei Abfahrt präsentierte. Der anfänglich genannte Preis war pro Person gemeint und nun der Betrag doppelt so hoch, wie angenommen, dazu kamen sogar noch Steuern (ob die wohl je in Jakarta ankommen?). Wir grummelten, aber rückblickend hatten wir eine gute Zeit bei ihr. Sie verpflegte uns zu allen Mahlzeiten ausgesprochen gut, wir hatten eine Privattour zu den Megalithen und ein sehr sauberes Zimmer - ein alles-inklusive-rundum-Sorglospaket, genau richtig nach Kalimantan.

Lulu ist zwar Geschäftsfrau, doch offenbar innerlich herzensgut, ging doch ihre Dienstleistung deutlich über das Erwart-, ja selbst das Erhoffbare, hinaus. Gemeinsam mit dem Fahrer, der uns schon aus Palu gebracht hatte, vermutlich ihr Mann, wurden wir im Privat-PKW der Familie ganz mondän zum Startpunkt des Weges nördlich der Stadt gefahren, und erhielten kurze, gestikulierte Einweisung in den Wegesverlauf: hierlang und drüber. Dazu gab es noch ein recht schweres Picknick-Paket, eingeschlagen in ein Geschirrhandtuch, mit Reis und gebratenen Nudeln, das wir weder bestellt noch erwartet hatten. Endlich waren wir also mal wieder per pedes in der Spur ein paar Kilometer zu schaffen und dabei Natur und Unbekanntes zu sehen.

Zunächst durch Kakaoplantagen über noch mopedtaugliche Wege, stießen wir schnell auf einen Fluss, den wir querten. Da uns einige Leute entgegenkamen und Ortsnamen in die von uns vermutete Richtung bestätigten, gingen wir weiter über dünner werdende Pfade, bald entlang von ausgedehnten Reisfeldern mit Fruchtstand in jeder Reifestufe und Bauern bei der Feldarbeit. Kurz darauf mündete der Weg im Unterholz einer verwahrlosten Plantage, und wir mussten unsere Spuren einige Hundertmeter zurückverfolgen um, alternativlos, stiefelfüllend erneut durch einen Fluss zu waten und einem sehr fragwürdigen Pfad so lange zu folgen, bis er sich unerklärlich doch noch in einen offensichtlich historisch gewachsenen, soliden Hohlweg verwandelte - Schwein gehabt.

Der Anstieg aus dem Ort, auf maximal 400 Höhenmeter geschätzt, war dann nur Teil dessen, was an diesem Tag vor uns liegen sollte. Zwar konnten wir von der letzten Erhebung des Tales noch einen Blick zurück werfen, verschwanden aber bald darauf in Regenwolken, und bekamen nicht den erhofften Blick vom Pass in beide Täler. Wir wurden von einer Familie mit zwei jungen Kindern überholt, die in der "Stadt" Doda gewesen waren und jetzt, mit einem verschnürten Sack (u.a. ein Huhn) bepackt, wohl auf dem Weg in ihr noch kleineres Heimatdorf waren. Von hier an war es primär Arbeit. Nicht ganz nach unseren Vorstellungen waren wir wieder mitten im dichten Urwald, kaum Glanzlichter, wenig sichtbare Tiere. Pausen wurden nach der Uhr gemacht. Statt direkt in das Nachbartal absteigen zu können, folgt der Weg einem langen Rücken südwärts. Unerwartet kamen wir an eine Wegkreuzung (X818), wo der ausgetretenere Weg östlich den Rücken verließ, jedoch war der dem Rücken folgende, dünne Weg mit blauen Bändchen gekennzeichnet. Weiblicher Intuition folgend beschritten wir diesen Pfad, der nun wieder kontinuierlich bergan führte und stellenweise kaum auszumachen war. Als die blauen Bändchen aufhörten, hielten wir uns an die Machetenkerben in den Bäumen, die uns immer wieder auf einen mehr oder weniger ausgetretenen Trampelpfad führten. Immerhin deckte sich sein Verlauf mit der Abbildung in der kruden Landkarte im Lonely Planet ("Central Sulawesi" ca. 1:300.000[!]); auch die Himmelsrichtung stimmte grob. Lediglich die Anstiege führten zu Zweifeln: Ein Abstieg ins Tal war das nicht, dafür führte der Weg über zwei Gipfel, Bulu Wantua und Bulu Pointoa, bevor er endlich, nach einigem Gekraxel und durch brusthohen soliden Farn, in eine kontinuierliche Abwärtsbewegung überging.

Nach inzwischen fast 10 Stunden unterwegs, 16km und über 1100 Höhenmetern hatten wir uns eine Belohnung verdient, waren wir uns einig. Das Tageslicht schwand, wir waren in leichten Galopp übergegangen, die Stimmung, falls das überhaupt möglich ist, eine Mischung aus innerlicher Aufgabe und Entschlossenheit doch noch irgendwo anzukommen - es wurde wieder einmal Zeit für eine Intervention des Universiums. Wenige Minuten später sollte diese die Form einer respektablen Bambushütte annehmen. Noch immer tief im Urwald, hatten wir wohl die Hütte gefunden, die auch die geführten Touren benutzen, und die rückblickend auch unsere freundliche Gastgeberin aus Doda am Morgen als unseren Schlafplatz gestikulierend vorgeschlagen hatte: "kleines Haus". Nur wo genau das liegen sollte wussten wir eben nicht, bis wir es sahen; geradeeben noch, im Dämmmerlicht, etwas sichtgeschützt 30m westlich des Weges, auf einem schmalen Pfad, der zur Wasserstelle an einem Rinnsal führt.

Die Feuerstelle war noch warm und nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten begannen wir im Restlicht mit einer schnellen Suche nach Feuerholz, als wir, für uns beide das erste Mal, die Urgewalten dieser Erde in Form eines kräftigen Erdbeebens hautnah zu spüren bekamen. Unsere kleine Bambushütte kam mächtig in Wanken doch weit und breit war nichts was uns erschlagen konnte, trotzdem waren wir sehr beeindruckt. Später sollten wir erfahren, dass es sich um ein recht großes Beben gehandelt hat - Stärke 6,6 auf der Richterskala, das Epizentrum nur 60km von uns entfernt. Zum Abendbrot gab es die feine Wegzehrung, die uns unsere Gastgeberin mitgegeben hatte, anschließend beobachteten wir die Sterne und schliefen bald ein, nicht jedoch bevor wir zu Urwaldklängen noch, Frevel oder wundervolle Symbiose, eine Folge Big Bang Theory auf dem Laptop geguckt hatten... wozu schleppt man schließlich das Teil durch die Welt?!

Am Morgen gab es Kaffee und Knicknudeln und vor dem Abmarsch brachten wir noch am Hauptweg Markierungen für Doda und die Hütte an. Nach dem ersten 1,5-stündigen Abschnitt durch weiterhin dichten Urwald und mannshohe Farne, begann sich das Dickicht etwas zu lichten. Wir machten eine Pause, brachten abermals eine Markierung an (Hut 2h [bergauf], Hütte 2h) und wurden bald darauf mit einem grandiosen ersten Blick über das Bada Valley (Bada Tal, oft auch Pada) belohnt. Offenbar hatte sich hier jemand die Mühe gemacht einige Hektar kratzbürstigen Wald vom Bergrücken zu roden (komisch, dass das sich da fast wie eine Wohltat anfühlte) und so einen Blick von den hart erlaufenen, aber sonst im Dschungel so oft belohnungslosen, Höhen zu ermöglichen - gut investierter Aufwand. Während wir die Sicht genossen, kam genannter jemand in Person eines lokalen Guide des Weges, vier Italiener, und zwei Touristenhelfer im Schlepptau. Sie waren auf einer Tageswanderung um Bomba und hatten fast gleichzeitig mit uns den Ausblick erreicht.

Wir machten uns schnell an den noch einmal kräftezehrenden Abstieg, der stellenweise leicht ausgesetzt und rutschig am Hang entlang geht, und vom Ausblick in nur drei Kilometern rund 700 Höhenmeter hinabführt. Zwischendurch legten wir unsere Mittagspause mit Knicknudeln ein, waren unten froh, als der Abschnitt geschafft war. Bedeutete Dschungel bis hier hin Schweiß, Insekten und Matsch, ließen wir uns bei der anschließenden Flussquerung die angenehme Kehrseite dessen nicht nehmen, badeten in der kühlen Ströhmung kurz unterhalb eines kleinen Wasserfalls ausgiebig, und zelebrierten ein wenig, abermals einem Urwald entkommen zu sein, bevor wir weitergingen und die erste Ortschaft auf dieser Pass-Seite erreichten.

Ursprünglich dachten wir, Angaben im Lonely Planet folgend, dass der Weg nicht direkt hier her, sondern zunächst durch Gintu führt. Doch das Gegenteil ist der Fall; nach dem Abstieg in das Bada Tal trifft man bei Kolori, in unseren digitalen Kartendaten ebenso wie alle anderen Orte in der Umgebung hoffnungslos ungenau platziert, auf den Fluss Salo Lariang, an dessen gegenüberliegendem Ufer direkt der Ort Bomba liegt. Über den Fluss führt eine abenteuerliche Hängebrücke - der Reiz besteht in den fehlenden Bohlen, die leidlich mit längs, statt quer, platzierten, groben Bretten überspannt sind und so auch weiterhin die Passage mit böse überladenen Mopeds erlauben, sofern man sich traut. Wir fanden's zu Fuß aufregend genug. Unweit der Brücke in Bomba befindet sich gleich die einzige Unterkunft des Ortes, Ningsi Homestay, wo wir gegen 15:30 unsere Rucksäcke abstellten und, ganz diszipliniert, zunächst unsere schmutzigen Kleider wuschen um sie noch der Sonne zum Trocknen anvertrauen zu können, bevor wir uns zu einer fußläufigen Erkundung der näheren Umgebung aufmachten.

In der untergehenden Sonne gab es ein traumhaftes Tal mit stimmungsvollen Lichteffekten auf den Reisfeldern, verschmitzt lächelnde alte Damen mit komplizierten Vogel-Verscheuch-Einrichtungen, entfernte Kirchen, einige mehr Megalith-Steine, die aber deutlich unspektakulärer waren als die im Besoa Tal, und unsere Füße konnten in FlipFlops und warmen Wind durchatmen. Das Bada Valley wird nicht umsonst in Reisführern hoch gelobt und wir können dem Lonely Planet in diesem Fall nur zustimmen. Allerdings hat er bei der Wanderbeschreibung dahin auf ganzer Linie versagt. Der Weg wurde als Mopedstrecke beschrieben, so dass wir an eine recht entspannte Tour erwarteten und auch die Reihenfolge der Orte war nicht korrekt. Aber wir wollten wandern um uns den geplanten anschließenden Togian-Aufenthalt zu verdienen, nun waren wir sogar abermals, so ungeplant, durch den Dschungel gelaufen. Die Tour war toll aber anstrengend - nun waren wir wirklich reif für die Insel.

So schön, wie das Bada Tal war, so schwer war die Weiterreise für den gerade aus dem Wald gebrochenen Individualtouristen. Aus Ermangelung an öffentlichen Bussen wird die Reise nach Tentena, dem nächsten großen Ort, wieder von Privatpersonen mit ihren Autos organisiert. Zwar versicherte man uns, dass wir uns einfach am nächsten Morgen an die einzige große Kreuzung im Ort stellen müssen um eine Mitfahrtgelegenheit zu bekommen, doch die Realität erwies sich jedoch nicht so gnädig. Erst verwechselte man uns mit anderen Touristen und wollte uns schon ins Auto verfrachten und dann standen wir doch an der staubigen Straße und mussten mitansehen, wie die Autos vollbepackt an uns vorbei fuhren. Es sah schlecht aus. Um zehn Uhr rechneten wir uns nur noch wenige Chancen aus und ab Mittag hatten sogar die Anwohner Mitleid mit uns und baten uns einen Schattenplatz auf ihrem Grundstück an. Auf Indonesisch-Englisch und mit Wörterbuch trugen wir unser Anliegen vor und auch die Familie zeigte sich skeptisch. Wir bekamen einen Kaffee und dann nahmen sie die Organisation unserer Weiterreise in die Hand. Ihr Angebot uns von einem Bekannten für einen horrenden Preis fahren zu lassen, mussten wir jedoch strikt abweisen. Wir wollten es aussitzen, hatten wir doch gesehen, dass es in Kalimantan zum Erfolg führen kann. Und so sahen wir auch die Nachmittagskolonne voller Autos nach Tentena fahren und wir fassten ernsthaft eine Wiese als Zeltplatz ins Auge, denn zurück zum Hostel wollten wir auf keinen Fall. Der Besitzer hatte sich bei Rechnungsstellung nicht an die Absprachen vom Vortag gehalten und uns auch einen höheren Zimmerpreis berechnet als dem Paar im Zimmer nebenan. Aber es gab noch genug andere, die an unserem Geld interessiert waren. So auch ein Fahrer, der mit Touristen nahezu täglich (seit 1996) ins Bada Tal fährt (und dabei inzwischen fünf Jeeps zu Tode geritten hat). Er hatte bereits am Vorabend uns die Mitfahrt nach Tentena abgelehnt, da hinten in seinem Jeep nur noch der Kofferraum frei war. Diesmal jedoch, als er uns erst am Morgen und dann noch immer am Nachmittag da hocken sah, erbarmte er sich unser. Auf unseren Wunsch, eine Festlegung des Preises vor Abfahrt vorzunehmen, verlangte der Fahrer 70'000 Rupien, 20'000 mehr als der lokale Taxipreis, der ihm sicher bekannt war - nicht ohne für eine Gefälligkeit. Netter Versuch, wir beharrten auf eben jenem Taxipreis und um weitere Diskussionen vor den beiden deutschen Damen im Jeep zu unterbinden, wurde hastig zugestimmt. Eilig verabschiedeten wir uns von der netten indonesischen Familie und hockten uns zu unseren Rucksäcken in den staubigen Kofferraum.

Nach unserer fast gescheiterten Rückfahrt in die Zivilisation fragt man sich doch nun, wie die Einheimischen selbst ihre Autotouren organisieren. Angeblich reicht ein kurzer Anruf beim allseits bekannten Fahrer und die Sache ist in trockenen Tüchern. Weiß man nun aber dass es im ganzen Ort kein Handynetz gibt, sondern erst auf dem nächsten Hügel... wie sieht das denn aus? Treffen sich abends alle auf eben jenem Hügel und rufen sich gegenseitig an?

Die Straße raus aus dem Tal erinnerte stark an die Fahrt rein ins Besoa Tal: holprig und teilweise ohne Asphalt. Dazu kamen große Schlammlöcher, in dem sich der mit uns in Kolone fahrende möchte-gern-Geländewagen festfuhr... was für eine Aufregung für die kleine Reisegemeinschaft aus Sachsen, bei der wir gelandet waren. Während die Damen mittlerem Alters in unserem Jeep kaum ein Wort mit uns sprachen, nahm sich einer der Herren unserer, nicht ohne vorher unsere Herkunft zu erfragen (seine Reaktion "Gott seid dank, keine Bayern!"), an und erklärte uns anhand einer winzigen, stark abstrahierten Karte ihre Reise durch Sulawesi. Alles allein geplant und diesmal extra frauenfreundlich, da es beim letzten Mal nach Bangladesch ging und da geht es ja nicht so mit den Frauen. Unvergesslich und immer wieder gern zitiert, seine Aussage über seinen individuellen und spontanen Reisestil: "Es ist immer nur das erste und letzte Hotel gebucht. Das Erste zum akklimatisieren und das Letzte zum Rasieren, man will ja zu Hause wieder aufgenommen werden"! Für uns hat er damit eine ganz neue, aber dankbare Reisecharakter-Schublade aufgemacht. Danke!

Als wir endlich in Tentena ankamen, war es bereits dunkel aber der Guide der Gruppe hatte bereits telefonisch eine Unterkunft für uns ausgemacht. Wir sollten uns, an der Hauptstraße abgesetzt, einzeln von einem anderen Indonesier mit dem Moped fahren lassen - lieber nicht. Trennen wollten wir uns aus Sicherheitsgründen nicht lassen und so liefen wir zu Fuß in die angewiesene Richtung und fanden, nach einigen ziemlich dunklen Straßenpassagen, die Ue Datu Cottages, ein kleiner, unerwarteter, Vorhof unseres angestrebten Paradieses Togians. Die Managerin der Anlage, unklar ob noch im Ausbau befindlich oder schon angealtert, war eine unglaublich gute Seele. Sie gab uns ein kleines, preiswertes Zimmer ohne Bad, ließ uns jedoch in ihrem Büro heiß duschen und schaltete für uns das WLAN an. Sehr mit unseren letzten Tagen und uns zufrieden saßen wir, nach einem ausgiebigen Besuch in einem der ausgezeichneten loklen Fischrestaurants, vor den teureren Zimmern und surften ein wenig im Internet als plötzlich die Reisegruppe aus Sachsen vorfuhr. Sie schwenkten ins Restaurant ab und verlangten nach dem auswärtigen Fischmahl (Poso Aale gelten als örtliche Spezialität) erstmal einen Verdauer. Kurze Zeit darauf wurden wir von einer der Damen quasi ins Bett geschickt. Gut hörbar für uns, wies sie ihren Mann an, schließlich hätte er ja bereits Kontakt zu uns aufgenommen, uns auf unsere eigene Terrasse zu schicken. Hey! Anscheinend hatten wir es geschafft und unser Erscheinungsbild kam tatsächlich dem eines langreisenden Taugenichts nah!? Auf uns herabblickende Landsleute, die sich zu fein sind uns ihre Meinung direkt zu sagen - unterste Schublade und zack, zu!

Die gute Seele der Cottages ließ uns dagegen wie die Maden im Speck fühlen. Das Frühstück am nächsten Morgen war grandios und als sie uns dann noch kostenfreie Fahrräder für den Tag herrichtete, schien die Sonne nicht nur vom Himmel. Wir fuhren unter beständigem "Hello Mister!" durch Tentena, entlang am Danau Poso (See) und dann über schweißtreibende Hügel zum Air Terjun Salopa - ein großer, mehrstufiger Wasserfall. Ohne Frage war das Naturschauspiel beeindruckend und das heiße Wetter, sicher mehr als 30°C, lud zum Baden ein, aber die Menschenmassen, Ramadan-Urlauber mit vollständiger Großfamilie und Picknickkorb, vor Ort hatten wir nicht erwartet. Als wären wir irgendwelche Seifenoper-Stars wurden wir begrüßt, beobachtet, fotografiert, angefasst und einmal sogar recht unsanft für ein Foto in Pose geschoben. Wir flüchteten am Wasserfall entlang nach oben und nach gut 30 Minuten fanden wir ein ruhiges und schickes Fleckchen, so dass wir sogar ein Sprung ins kühle Nass wagten. Sehr cool!

Anstatt danach direkt nach Tentena zurückzukehren, fuhren wir am westlichen Ufer des Poso Sees nach Süden auf der Suche nach einer kleinen Bungalow-Hotelanlage, den Siuri Cottages. Allen ernstes hatte der Guide der Sachsen behauptet, dass wir nicht auf die Togians fahren müssen, da der Danau Poso mindestens genauso schön sei. Ganz schick, ja, aber das fanden wir nicht bestätigt. Zwar ist der See mit bis zu einer Länge von 37km und einer Breite von bis zu 13km riesig, aber er sah bei weitem nicht einladend aus. Am Strand der Bungalows badeten Muslime in voller Montur, wuschen sich, mit was man bei uns als Probepäckchen bezeichnen würde, die Haare und entsprechend schwamm reichlich Müll und Schaum. Zwar ist Müll auch bei den Togians ein Problem, aber die sonstigen Vorzüge überwiegen bei weitem die gelegentlich vorbeiziehende Plastiktüte. Da wir zur perfekten, ja, sehr deutschen Kaffeezeit, bei den Bungalows waren, belohnten wir unsere Radel-Anstrengungen mit einem Kaffee im angeschlossenen Restaurant, ein Gebäude mit dem Charme einer alternden Berg-Baude. Der offensichtliche Verfall vieler Sachen in Indonesien, wie der der Straßen und Hotels, ließ uns beim Betreiber, er spricht Englisch, der Anlage nachfragen, ob der Bürgerkrieg zwischen Muslimen und Christen von 1998 bis 2006 für einen Rückgang des Tourismus gesorgt hätte, was er jedoch verneinte. Aber warum zerfällt dann alles und wird nicht gepflegt?!

Am nächsten Morgen verließen wir nach einem weiteren, sehr feinen Frühstück fast schweren Herzens die Ue Datu Cottages um weiter nach Poso zu fahren, in Richtung Togians. Die Managerin organisierte uns noch zwei Mopeds zum Busbahnhof, doch ihre guten Absichten wurden leider von ihren Freunden torpediert. Sie erhöhten bei Bezahlung einmal wieder den vorher abgesprochenen Preis, scheinbar eine typische indonesische Sache, für uns jedoch ein Mangel an Ehre und Ehrlichkeit. Im gleichen Stil ging es leider in Poso weiter, wo wir nach gut zwei Stunden Fahrt am Busbahnhof ankamen. Trostlos und verlassen liegt er weit nördlich außerhalb der Stadt, hat jedoch einen Polizeiposten und einen örtlichen Ticketverkäufer. Inwiefern er uns die Wahrheit über Busse nach Ampana sagte, wissen wir nicht. Alles folgte dem uns inzwischen gut bekannten Schema, uns wurden nur private Autos angeboten und der einzige Bus sei am Morgen abgefahren. Erst als wir als Antwort darauf wieder eine hölzerne Bank bezogen und es aussitzen wollten, erinnerte er sich an einen Bus um 15Uhr, noch gute drei Stunden hin, aber wir sind geduldig geworden. Kurz vor drei fuhr wieder ein Auto vor, welches plötzlich unsere letzte Chance, unser alter Bekannter die künstliche Verknappung, für Ampana war. Es stellte sich raus, dass es sein Auto war, welches nicht voll war, jedoch umgehend irgendwelche Reissäcke nach Ampana fahren musste. Fast stiegen wir ein, aber dann kam heraus, dass sein Preis pro Person war - viel zu hoch. Wir bezogen wieder unsere Bank. Die Wartezeit verkürzten wir uns mit einer gigantischen Papaya und holprigen Plausch mit einem der Polizisten über deutsche Fußballbundesliga und die mörderische Fahrweise der Mopeds. Das Vehikel, welches um kurz nach 15Uhr vorfuhr, war leider weit von einem richtigen Bus entfernt, aber immerhin kein PKW. Gepäck und wir passten relativ bequem rein und diesmal bekamen wir sogar ein Lächeln von den anderen Fahrgästen. Immer entlang des Meeres ging es auf eher schlechten als rechten Straßen nach Ampana, wo wir endlich mit einer Fähre zu den Inseln übersetzen wollten. Togians, wir kommen!

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Karten

Weblinks

Fakten

Lore Lindu Nationalpark

  • Ticket für 25'000 IDR pro Person kann entweder im Büro in Palu (Jl. Muhamid Janin 53), in Wuasa oder in Tentena gekauft werden. Wir hatten keines (nächtliche Einfahrt) und wurden nie kontrolliert

Doda

  • Übernachtung im Rizky Losmen, gleich am Anfang vom Dorf, für 100'000 IDR pro Person, wir bekamen alle Mahlzeiten und eine Tour zu den Megalithen inklusive, es gibt noch mindestens einen zweiten Losmen, Berkat nahe der Moschee.
  • Pokekea, größte und umfangreichste Ansammlung von Megalithen in Zentralsulawesi

Bomba

  • Übernachtung im Ningsi Guesthouse, Zimmerpreis inkl. Mahlzeiten Verhandlungssache, ab 50'000 IDR pro Person.
  • Taxifahrt nach Tentena für rund 50'000 IDR, Platz am Besten über die Unterkunft sichern lassen - echtes Transportproblem da
  • mehrere einzelne Megalithen gibt es im ganzen Bada Tal

Tentena

  • Übernachtung in den Ue Datu Cottages, Ortsteil Pamona, für 100'000 IDR im Doppelzimmer mit externen Bad und inkl. westlichem Frühstück, sehr schicke Zimmer mit eigenem Bad gibt es für mehr. Fahrradverleih und WLAN kostenfrei
  • Eintritt zum Wasserfall Air Terjun Salopa 5'000 IDR pro Person.
  • Jährliches (seit dem Bürgerkrieg jährlich erst im Oktober?); Tanz, Gesang und noch mehr der heimischen Ethnien

Busfahrten

  • Bus von Tentena nach Poso für 20'000 IDR pro Person
  • Sammeltaxi von Poso (Busbahnhof deutlich im Norden der Stadt, 1h Marsch) nach Ampana für 70'000 IDR pro Person. Selten (2x täglich?) gibt es wohl auch richtige Busse. Häufiger Sammeltaxis ab Jalan Sumatera im Stadtzentrum
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