08.03.2012 Wanderung bei Sapa - Dschungel und Reisterrassen

Aus RTW

Individuell Wandern: unmöglich - Cat Cat Wasserfall - Irren im Bananenwald - Dschungelcamp - glitzernde Reisterrassen - Zelten mit Aussicht - Touristenbeobachtung

Nach einem Abend und einer Nacht in Sapa wollten wir so schnell wie möglich zu einer mehrtägigen Wanderung auf eigene Faust aufbrechen. Ein Unternehmen, was laut Reiseführer und der örtlichen Touristeninformation nahezu unmöglich sei. Es gibt keine markierten Wege und ohne Führer sei ein Verlaufen zwischen den Dörfern unvermeindlich. Immerhin bekamen wir eine kleine Landkarte, der man jedoch nichts informatives abgewinnen konnte, wie sich später herausstellte. Nach einem schnellen Provianteinkauf ging es, mit einer vagen Idee der Route, gegen Mittag los.

Erstes Ziel war der Wasserfall von Cat Cat, den man, laut Touristenbüro, ohne den Eintritt für das Schaudorf Cat Cat selbst zahlen zu müssen, erreichen kann. Also liefen wir selbstbewusst am Ticketshäuschen vorbei und standen dann nach ein paar Metern am Abzweig zum Wasserfall und doch vor einem freundlich lächelnden Mann, der unsere Tickets sehen wollte. Da wir keine vorzuweisen hatten, folgten wir weiter der Straße und fanden eine kleine Straße, quasi einen Hintereingang, die uns ohne Ticketkontrolle nach Cat Cat führte, so dass wir nach endlosen Stufen bergab vorbei an unzähligen Souvenierständen, endlich vor dem Wasserfall standen. Fragwürdig, warum man für nachgebaute Wohnhäuser voller Shops überhaupt Eintritt zahlen muss.

Vom Wasserfall wussten wir trotz Karte und GPS nicht weiter, so dass wir uns entschieden einem kleinen Pfad am Fluss zu folgen, von dem wir uns versprachen, dass er uns einmal um den Berg herum in zwei Tagen zurück nach Sapa bringen würde. Während es sich noch bequem dem Fluss folgen ließ, wurde der Weg zum Trampelpfad, so bald er sich vom Fluss entfernte. Etwas ratlos fragten wir entgegenkommende Einheimische, die mit der Holzabfuhr beschäftigt waren, nach dem Ziel des Weges und bekamen einhellig "Fansi Pan" zur Antwort. An sich keine schlechte Richtung, aber auf den höchsten Berg Südostasiens wollten wir, mit der Vorbereitung, nun doch nicht. Als der Dschungel immer dichter wurde und der Weg für uns als solcher nicht mehr zu erkennen war, beschlossen wir umzukehren und am nächsten Morgen zurück zu einem anderen Abzweig zu gehen, der auf der anderen Flussseite verlief. Für die Nacht fanden wir, etwas abseits des Weges, gut versteckt durch einen Bambushain, einen ganz passablen und fast geraden Zeltplatz, gerade groß genug für unsere zwei Zelte. Wasser bekamen wir aus einem kleinen Lauf knappe zehn Minuten entfernt, wo wir uns für die Umkehr entschieden hatten.

Am nächsten Morgen folgten wir, nach kurzem Abstieg, dem neuen Pfad weiter bergauf, vorbei an hohen Bäumen, Bambus und dichtem Unterholz, bis sich endlich das Dickicht lichtete und wir auf einem schicken Plateau standen mit Blick auf das weit entfernte Sapa. Immer mehr schien das Land kultiviert zu sein und endlich sahen wir sie: unter uns war das Tal voller Reisterrassen. Immer wieder ein faszinierender Anblick, wie von Menschenhand ganze Berghänge in Form gebracht werden und kaum ein Stück Erde noch naturbelassen ist.

Wir folgten dem Pfad zwischen den Reisterrassen, teilweise bergab, teilweise daran entlang, und fanden einen kleinen Hügel, der ausnahmsweise kein Feld war, gut genug für unser Zeltplatz. Nah am Hügel standen mehrere Häuser, so dass wir schnell von einer Traube Kinder umgeben waren, die alle munter auf uns ein plapperten. Jedoch verstanden wir lediglich von einem Jungen sein Begehr: Süßigkeiten. Hartnäckig, wie eine gesprungene Schallplatte, wiederholte er immer wieder "Bonbon" und hielt Pablo die kleinen dreckigen Hände hin. Er wollte sogar nicht einsehen, dass wir keine Süßigkeiten für ihn aus dem Rucksack zauberten; auch und vor allem weil wir selbst kaum welche hatten, ob der horrenden Preise für Touristen. Jedenfalls scheinen die Instruktion bei geführten Touren, Süßigkeiten für die Kinder mitzuführen, hier ganz klar ihre Auswirkungen zu zeigen. Wir hatten durch die Kinder etwas Wasser aus einem der Häuser bekommen, und uns dafür mit einigen Runden Spiel und Spaß revangiert, was letztendlich offenbar als hinreichender Tribut für unser Dasein gewertet wurde. Die Kleinen schafften es durch ihre ständige Belagerung uns von unserem Nachmittagskaffee abzuhalten und erst als sie von einem älteren Mädel zum Abendessen gepfiffen wurden, trauten wir uns unsere Zelte aufzuschlagen und Abendessen zu kochen. Zwar wollten wir eigentlich die Erwachsenen darüber informieren, dass wir auf dem Hügel zelten wollen, aber es wollte sich so richtig keiner zeigen. So verbrachten wir die Nacht, zwar etwas sichtgeschützt, quasi mitten im Dorf, ohne mit einem adulten Einwohner gesprochen zu haben.

Am nächsten Morgen waren wir schon vor Sonnenaufgang munter und bereits beim Frühstück, als wieder Kinder, und nun auch Erwachsene nacheinander bei uns vorbeischauten. Einer Frau, die sich besonders interessiert zeigte, boten wir Kekse aus der Verpackung an. Nach kurzem Zögern nahm sie jedoch die ganze Packung und nicht, wie erwartet nur ein paar Stück heraus. Da es aber auch unsere Ration für den Heimweg war, mussten wir ihr die Verpackung wieder wegnehmen und ihr dafür ein paar einzelne Kekse direkt in die Hand drücken. Eine eher unangenehme Situation, in der ich mich ungewollt in die Rolle der einmarschierenden Weißen gedrängt fühlte, die den Eingeborenen Manieren beibringen.

Nach dem Frühstück ging es für uns stetig bergab ins Tal bis zu einer großen Hängebrücke, an der wir vor dem Aufstieg nach Sapa eine letzte Pause machen wollten. Und wieder gesellte sich ein Kind zu uns, was jedoch schnell das Interesse verlor und erst wieder vom Vater zu uns geschickt werden musste, als dieser sah, dass wir Kekse auspackten. Gemeinsam mit dem Kind beobachteten wir dann pünktlich um neun Uhr den Einmarsch der geführten Touren ins Tal. Nach einer riesigen Schulklasse folgten kleine Gruppen, jeweils mit Führer und Träger in traditioneller Kleidung. An beides kommt man einfach in Sapa ran. Man muss nur durch die Straßen laufen und wird regelmäßig von Frauen angesprochen, die ihre Dienste anbieten. Nachdem der Andrang vorbei und unser Kaffee ausgetrunken war, gingen wir entgegen der Hauptstoßrichtung zurück Richtung Sapa und staunten nicht schlecht über die beeindruckenden Ausblicke in ein Flusstal, umso doller, je höher wir kamen. Am Ende ging es wieder durch Cat Cat, wo wir diesmal jedoch selbstbewusst direkt an der Ticketkontrolle vorbei gingen.

In einer letzten Anstrengung hatten wir uns noch einen einseitigen Wettlauf mit anderen deutschen Touristen auf die Fahnen geschrieben, die sich ebenfalls von Cat Cat den Berg herauf quälten, wir jedoch jeweils mit unseren Rucksäcken bepackt. Der Sieg ging natürlich ganz klar an uns. Ziemlich fertig, aber nicht ohne Stolz darüber, dass wir unseren Weg ohne Guide bestritten hatten, marschierten wir somit zur heißen Mittagszeit wieder in Sapa ein und gingen gleich bis zur Busstation durch. Dort erstanden wir für den gleichen Abend Tickets für den Nachtbus zurück nach Hanoi, da es im Anschluss gleich weiter an die Küste zur Halong Bucht gehen sollte. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Essen, Obst vom Markt und selbstgekochten Reis mit Ei, am Seeufer mit Blick auf die angeblich schweizerisch anmutende Stadtbild (LP).

Gut gesättigt und frohen Mutes gingen wir zu acht Uhr abends zum Busbahnhof und wollten schon in den bereitstehenden schicken Schlafbuss einsteigen, als wir zurückgepfiffen wurden und man uns bedeutete noch zu warten. Etwas unruhig sahen wir kurz darauf bereits zwei Schlafbusses abfahren, ein dritter für uns nicht in Sicht. Erst kurz vor geplanter Abreise fuhr ein klappriges und so gar nicht bequem aussehendes Vehikel vor, in das wir einsteigen durften. Obwohl noch zwei andere Touristen mit an Board waren, war klar, wir hatten für das gleiche Geld den Bus der Einheimischen erwischt. Und genauso wurde die Fahrt abgewickelt. Ohne jegliche Vorwarnung waren wir bereits um halb vier Uhr morgens in Hanoi am Busbahnhof My Dinh, nicht erst um sechs, wie angekündigt. Nur durch Zufall sahen wir den noch geschlossenen Busbahnhof im Vorbeifahren und als das GPS unsere Vermutung bestätigte, waren wir schon drei Kilometer dran vorbei. Unberührt von unserer Aufregung ließ uns der Busfahrer aussteigen, so dass wir uns, noch recht benommen, zu Fuß zurück zum Busbahnhof aufmachen konnten. Leider haben wir durch diese unkoordinierte Aktion eine Softshell-Jacke eingebüßt, die weiter mit im Bus fuhr. All unsere Bemühungen wieder an die Jacke zu kommen blieben ohne Erfolg, trotz Unterstützung durch einen deutschsprechenden Vietnamesen (studierte in Magdeburg, berät nun in Sachen Solarenergie): "Musst du aufpassen in Vietnam". Zwar war nach langem hin und her (unglaublich!) der Bus und der Fahrer ausgemacht, jedoch meldete sich dieser, sicher aus eigenem Interesse, nicht zurück. Da wenig Hoffnung bestand, dass sich die Jacke wieder auffinden ließ, hielten wir an unserem Plan fest weiter zur Insel Cat Ba in der Halong Bucht zu fahren. Leider fuhr kein Bus, wie gehofft, von My Dinh nach Halong City (von wo wir die Weiterfahrt nach Cat Ba improvisieren wollten), so dass wir mit dem Stadtbus, ein grobes Verständnis des Liniennetzes hatten wir uns bei unserem letzten Aufenthalt hart erarbeitet, zur Altstadt fuhren um vom dortigen Busbahnhof, Luong Yen, mit einem Kombiticket (Bus, Fähre, Bus) nach Cat Ba zu fahren. Und spätestens hier hatten wir uns wieder brav in die Touristenhorde eingeordnet und folgten ihrem Pfad. So unangenehm es sein mag, muss man jedoch konstatieren, dass im Paket gebuchte Touristentouren oft günstiger sind, als eine Organisation in Eigenregie - besonders wenn Teile der Strecke nicht von öffentlichen Verkehrsmitteln bedient werden, sondern man mit, mehr oder weniger seriösen, Kleinunternehmern über Bootspartien und TukTuk-Fahrten verhandeln muss. Umgeben von anderen Langnasen warteten wir also, nach einem Döner vietnamesischer Art, auf die Abfahrt unseres klimatisierten Busses. Nach zwei Nächten im Zelt, einer Nacht im Bus sollte es nun ein Bungalow am Strand werden, so die Hoffnung.

Videos

Karten

Fakten

  • Mimosa Hotel in Sapa bietet geräumige Zimmer, tw. mit Bergpanorama für günstiges Geld, ab 150'000 VND - handeln!
  • Schlafbus Sapa - Hanoi 300'000 VND mit Vietbus, Touristen-Schlafbus ab 350'000 VND
  • Stadtbus #43 verbindet in Hanoi die Busbahnhöfe My Dinh und Gia Lam, vorbei an Kiem See und Theater, 3'000 VND / Person. Vom Theater sind es ca. 2 km zum Busbahnhof Luong Yen, Richtung Süden
  • Bus-Boot-Bus-Tour von Hanoi nach Cat Ba, gebucht direkt in Luong Yen, 190'000 VND
22.3365103.8493

22.3365, 103.8493


Alle Blog-Einträge