30.03.2012 Mui Ne - Ballermann der Russen
Aus RTW
Bei 35 Grad mit 39 Grad Fieber - Zimmer direkt am Strand - Muscheln ohne Ende - Liegender Buddha - Rote und weiße Sanddüne
Morgens um kurz vor acht standen wir, bewaffnet mit Omlette-Baguette und Eiskaffee, vor unserer Unterkunft in Ho Chi Minh Stadt und hielten nervös Ausschau nach unserem Pick Up. Nach Mui Ne hatten wir einmal wieder den Rund-Um-Sorglos-Touristenbus gebucht, inklusive Abholung vom Hotel. Zwar sahen wir einige Vietnamesen in einschlägigen T-Shirts unsere Gasse abschreiten und mit abgezählter Gruppe Langnasen enteilen, nur uns wollte keiner. Erst mit reichlich Verspätung kam mit lässigem Schritt jemand zu unserem Hotel und brachte uns genau 50m weit zum bereits wartenden, sehr doll gekühlten Bus.
Keine fünf Stunden (für nicht mal 300km) später kam das Meer in Sicht und einmal wieder waren wir keine gut vorbereiteten Touristen. Während alle anderen brav ihre Hotels aufsagten und jeweils davor abgesetzt wurden, hatten wir keine Ahnung, wohin wir wollten. Also nahm uns der Busfahrer mit bis zum Markt von Mui Ne, jedoch warnte er eindringlich, dass es dort keine Unterkünfte geben wird. Wir überzeugten uns von der Aussage, schulterten unsere Rucksäcke und machten uns bei 35Grad wieder auf in die Richtung, aus der wir gerade mit dem Bus gekommen waren, natürlich umgeben von ein paar fleißigen Mopedfahrern. Das Zentrum von Mui Ne liegt auf einer kleinen Landzunge, während sich die Hotels und einige Shops und Restaurants zu beiden Seiten bis zu fünf Kilometer am Strand entlangziehen. Ein perfekter Ort für einen Strandurlaub mit warmen Wasser, fast weißen Stränden, unzähligen Resorts und Restaurants. Jedoch ist alles auf den Tourismus ausgerichtet, so dass man wenig Authentisches zu sehen bekommt. Insbesondere zieht Mui Ne die Russen an, auf die man, bauchentblöst (bei den Männern) und perfekt gestylt (bei den Frauen) überall trifft. Dementsprechend sind auch nahezu alle Restaurants mit russischer Speisekarte ausgestattet, das Schnapsangebot reichlich, und man wird auf Russisch angesprochen. Da wir ansonsten nicht auf Russen in Vietnam getroffen sind, kommt die Frage auf, wie man so weit zu einem Ort in ein fremdes Land fliegen kann um sich dann in einer Blase zu bewegen, die herzlich wenig mit dem Rest des Landes zu tun und keinen Einblick in die Kultur bietet.
Überwältigt von der Hitze und den unzähligen farbigen Muscheln, schleppten wir uns zur ersten Hotelanlage (westlich vom Ortskern und damit am weitesten vom touristischen Zentrum entfernt) und bekamen dort tatsächlich ein Zimmer für uns drei für 15$. Zwar kein Basthüttchen, sondern ein Beton-Reihen-Bungalow, aber doch direkt am Strand, so dass wir das Meeresrauschen zum Einschlafen hören konnten. Klar, das nach der Anstrengung der erste Weg in den Pool führte. Von den folgenden drei Tagen gibt es nicht viel zu berichten. Petra lag mit hohem Fieber flach, Susi schwächelte ebenfalls und Pablo genoss die Ruhe und einmal nicht immerzu unterwegs zu sein. Am dritten Tag ging es dann für Petra in die Poloklinik zum Arzt, der nach Ausschluss von Malaria und Dengue-Fieber, sowie zwei Stromausfällen, Antibiotika und Vitamin C verschrieb - fette Mandelentzündung. Somit hatten wir, mehr oder weniger gewollt, einen kleinen erholsamen Strandurlaub nach der intensiven Reisezeit eingelegt.
Wieder auf den Beinen, war es mit der Ruhe vorbei. Mit dem Moped ging es am nächsten Tag in südwestliche Richtung, vorbei an Drachenfruchtplantagen, zu einer buddhistischen Klosteranlage mit einem riesigen liegenden weißen Buddha. Dort angekommen waren wir die einzigen Besucher, so dass das große Gelände, einem Vergnügungspark ähnlich, wie ausgestorben wirkte. Wir entschieden uns nach heißer Mopedfahrt, wie wärmstens empfohlen, für das Komplettpaket inklusive Transport zur Seilbahn, Seilbahnfahrt und Eintritt zum Kloster. Der Transport dauerte jedoch nur ganze drei Minuten und erinnerte uns stark an die lauffaulen Chinesen, für die es solche kleinen Elektrozüge für jeden noch so kurzen Weg bei jeder Attraktion gibt. Zu unsere Überraschung fuhren wir, respektabel mit Zwischengipfel, mit einer österreichischen Kabinenseilbahn auf den Berg Ta Ku, ein seltsam bekanntes Fahrgefühl soweit weg von der Heimat. Nur ob sie zur Wartung auch noch die Österreicher holen? Oben angekommen, war der zweitgrößte weiße Buddha (Thuong Phat Nam) Vietnams mit 49 m Länge und 10m Höhe nicht zu übersehen. Die riesige Statue, umgeben von Urwald, verfehlte nicht seine mystische Wirkung. Gewidmet ist sie Siddhattha Gotama und die 49m stehen für die Lebensjahre des Begründers des Buddhismus. Sie wurde erst 1965 zum Kloster, welches seit 1861 besteht, eingeweiht. Am Anfang des Rückweges legten wir einen kurzen Sprint ein, mit dem Hintergedanken noch die Sanddünen am gleichen Tag zu schaffen. Doch es wurde zu spät, so dass wir lieber die letzten Sonnenstrahlen am Strand in aller Ruhe genossen, stilecht auf den Liegen eines Luxusresorts mit einer Drachenfrucht und einem Bad in den Wellen bei Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag, bevor es zurück nach Ho Chi Minh ging, fuhren wir mit den Mopeds zu den Roten und Gelben Dünen. Obwohl ein sehr beeindruckes Stück Natur, wird das Wüstengefühl ein wenig von den Geschwindigkeitssüchtigen gestört, die mit Quads über die Dünen fahren oder alternativ auf dünnen Blechen die Dünen runter rutschen; ein Kinderspielplatz, ganz angepasst an das russische Verständnis von Männlichkeit.
Zu 14 Uhr waren wir wieder in unserem Resort und warteten dann jedoch fast zwei Stunden auf den Bus, so dass wir es nicht mehr schafften, unser in Reperatur befindliches Notebook vom Support abzuholen.
Inhaltsverzeichnis
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Fakten
- Zimmer im Hai Gia Resort für 15 USD (drei Personen), mit Bad und kalter Dusche
- Mopeds für 5 bis 6 USD am Tag
- Eintritt für das Kloster am liegenden Buddha, inkl. Seilbahnfahrt, 90'000 VND p.P.