20.01.2012 Nanning - ein Ort zum Durchreisen
Aus RTW
Schlafbus mit Gratisessen - Nanning - Botanischer Garten - Knabbern wie die Pandas - Hotel für gewisse Stunden
Nach der Hakka-Kultur bei Yongding sollte es nun wieder ein bisschen mehr Natur sein, so dass wir weiter Richtung Westen zu der Karstlandschaft um Guilin reisten. Wie schon berichtet, feierten die Chinesen um uns herum fleißig das Neujahrsfest und reisten daher kräftig Land umher. Wir hatten nur Tickets für eine 20 stündige Schlafbusreise von Longyan nach Nanning bekommen und mussten dafür überraschende 650 RMB pro Person bezahlen. Daher ging es für uns erstmal wieder nach Longyan, wo wir wieder im gleichen Hotel abstiegen, wie schon bei der Anreise zu den Hakka-Runddörfern. Diesmal fanden wir eine tolle Garküche in der man sich aus vielen verschiedenen Schüsselchen sein Essen zusammenstellen kann - quasi eine chinesische Tapas-Bar. Noch während wir etwas ratlos auf das große Angebot schauten, sprach uns überraschend eine Mitarbeiterin auf Englisch an und verhalf uns so zu einem ausgezeichneten Abendessen. Es war so gut, dass wir am nächsten Morgen wieder dort saßen und Sojasuppe schlürften.
Pünktlich zu 10 Uhr morgens waren wir dann am Busbahnhof und warteten gespannt auf die Vorfahrt unseres Schlafbusses, bepackt mit Keksen und Fertignudeln, ohne die wir bisher noch keinen Chinesen auf einer längeren Fahrt gesehen hatten. Kurz vor der eigentlichen Abfahrt um 11 Uhr kam dann endlich der Bus in den wir mit einer Handvoll Chinesen einstiegen. Dabei müssen die Schuhe ausgezogen werden, um den Innenraum, der einer Kinder-Kissen-Burg ähnelt, sauber zu halten. Da noch freie Platzwahl war, suchten wir uns die obersten zwei Betten in der vorletzten Reihe aus. Die letzte Reihe entsprach eher einem Matratzenlager für bis zu fünf Personen, getrennt nur durch einen Metallbügel. Eigentlich ganz gemütlich, aber doch mit der Gefahr mit anderen Reisenden doch etwas zu viel Nähe zu teilen als uns lieb gewesen wäre. So aber hatten wir zwei "freistehende" Betten mit Blick durch den ganzen Bus. Vor uns lagen nun also gute 1200 km und 20 Stunden rumgeschaukelt werden. Die ersten Stunden verliefen recht unspektakulär. Auf schlechten Straßen ging es von Dorf zu Dorf und immer mehr Chinesen stiegen ein. Interessant war jedoch, dass sie oft erst beim Zustieg zahlten und keine Tickets vorab gekauft hatten. Der Bus scheint also selten ausgebucht, da die Leute ja kaum auf den nächsten Bus hätten warten können. Zudem konnten wir beobachten, dass sie beim Bezahlen auch kleine weiße Kärtchen erhielten, über deren Bedeutung wir nur spekulieren konnten. Nach scheinbar endlosen vier Stunden dann endlich der erste richtige Halt. Beim Ausstieg bekamen wir ebenfalls die Kärtchen in die Hand gedrückt und während wir noch überlegten, ob sie unsere Rückkehr in den Bus autorisieren sollten, sahen wir, wie sich andere mit eben jenen Kärtchen Essen von einer Theke abholten. Also war im Fahrtpreis Essen inklusive, was das Fehlen von heißem Wasser an Bord relativiere - eine Tatsache die bei dem Landstraßen-Geruckel sicher die ein oder andere Verbrühung vermeidet. So blieben wir zwar auf unseren Fertignudeln sitzen, aber so recht kann man auch nichts gegen relativ frisches Essen sagen.
Nach dem Essen ging es genauso langsam weiter, wie vorher. Erst gegen 23 Uhr gab es wieder eine Pause und erneut ein Essen. Das GPS verriet uns, dass wir uns kaum Nanning näherten, obwohl wir schon gut die Hälfte der Zeit unterwegs waren. Da es kein Licht im Bus gab, blieb nichts anderes übrig als zu schlafen und zu hoffen, dass es nicht mehr als 20 Stunden werden. Und tatsächlich standen wir dann überraschend um 7 Uhr in Nanning auf dem Busbahnhof, bei angenehm lauen aber regnerischem Wetter. Da es noch so früh war, hofften wir ein Busticket für die Weiterfahrt nach Yangshuo am gleichen Tag zu bekommen. Doch der Plan war ohne die neujahrsfeiernden Chinesen gemacht. Es gab weder Tickets nach Yangshuo noch nach Guilin, welches ein Stück nördlich von Yangshuo liegt. Allein die Erwähnung von Guilin stellte sich als grober Fehler heraus. Anstatt uns Tickets für den nächsten Morgen nach Yangshuo zu verkaufen, beschloss die Mitarbeiterin, dass wir doch besser am Folgetag nach Guilin fahren. Zum Glück fanden wir eine englischsprachige kompetente Fachkraft, die uns half die Tickets zu unserem eigentlichen Ziel umzutauschen, angeblich bekamen wir die letzten zwei Plätze im Bus. Somit hatten wir einen Tag in Nanning totzuschlagen und ein Hotel für die Nacht zu suchen. Letzteres war schnell gefunden, direkt neben dem Busbahnhof fanden wir ein günstiges Zimmer, dessen Zimmerausstattung (Körbchen mit Kondomen und Einmal-Unterhöschen) diesmal keinen Zweifel am sonstigen Klientel ließ. Nach einer endlosen Suche nach einem Bankautomaten und ein paar frischen Mantous waren wir für die Besichtigung der Stadt bereit.
Laut Lonely Planet ist ein Highlight der Stadt der botanische Garten mit dem größten Heilpflanzen-Sortiment Chinas. Praktischerweise fuhr der empfohlene Bus direkt bei uns vor dem Busbahnhof ab, doch erwischten wir nicht die richtige Ausstiegsstation (bei sowas hält sich der Lonely Planet gern mit Informationen zurück), so dass wir gut eine Stunde mit Hilfe von Chinesen durch die Gegend irrten. Immerhin brachte uns der Umweg an einem Bambusverkauf vorbei, so dass wir unseren ersten Bambus verspeisten, besser gesagt, auskauten. Aus dem fasrigen Stamm kann man einen süßlichen Saft rauskauen, allerdings muss man dann, ganz chinesisch, den Rest wieder ausspucken.
Der botanische Garten hat uns nach all dem Hin und Her dann leider nicht gefallen. Man sieht, es war mal ein gewisser Reiz da und für die Zukunft ist Großes geplant. Es wurden neue Wege angelegt und es gibt bereits ein neues Eingangareal. Aber so mancher Bereich hat uns das Grauen gelehrt, seinen es wegbrechende Gehwegplatten oder hoffnungslos verunreinigte Klohäuschen. Immerhin ist der Bereich der medizinischen Pflanzen sehr gut beschildert und gepflegt.
Am Abend spazierten wir noch durch die Innenstadt von Nanning und landeten pünktlich zum Abendessen in der Fressgasse zu einer ganz schön scharfen Portion Guilin Nudeln (gebratene Reisnudeln). Am nächsten Morgen ging es schließlich mit dem Bus weiter nach Yangshuo, wo wir nach einer gut dreistündigen Fahrt ankamen. Direkt am Busbahnhof telefonierten wir die Hostels der Stadt ab und entschieden uns auf Grund des günstigen Preises für das Climbers' Inn. Mehr zu Yangshuo und Umgebung gibt es dann im nächsten Bericht.
Fakten
Schlafbus von Longyan nach Nanning
- 650 RMB / Person für Schlafbus
- 20 Stunden
- zwei Ess-Stopps (jeweils ca. 20 Minuten) im Preis inklusive - der Fahrer teilt Wertmarken aus, die an Küchen in den Stationen eingelöst werden können
- kein Heißwasser an Bord
Nanning
- Stadtbus 1 RMB
- botanischer Garten für medizinische Pflanzen, z.Z. wenig sehenswert (N22.85774 E108.36656)