03.02.2012 Kunming - und es geht doch!: Unterschied zwischen den Versionen
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Kunming wird uns sicher als eine recht angenehme Stadt in Erinnerung bleiben. Eine gute Mischung aus lebhafter Innenstadt, wo auch noch abends zwischen den Neubauten zu traditioneller Musik getanzt wird und Parkanlagen. Erstmals hatten wir einen Tempel gefunden, der keinen Eintritt verlangt, aber dafür, oder gerade deswegen, mit gelebter Religion begeistert. Leider ist das Stadtbild aktuell durch den Bau der U-Bahn (Metro) ziemlich zerstört. Überall sind riesige Baustellen, Bushaltestellen verlegt und in manchen Straßen läuft man ewig an Bauzäunen entlang. Den zentralen Platz gibt es zur Zeit überhaupt nicht. Aber das Ende der Bauzeit ist ja durch den Fünf-Jahres-Plan klar definiert und schließlich gibt es genug Arbeitskräfte, die die Einhaltung garantieren können... dann wäre die Masse also doch mal nicht das Problem sondern die Lösung. | Kunming wird uns sicher als eine recht angenehme Stadt in Erinnerung bleiben. Eine gute Mischung aus lebhafter Innenstadt, wo auch noch abends zwischen den Neubauten zu traditioneller Musik getanzt wird und Parkanlagen. Erstmals hatten wir einen Tempel gefunden, der keinen Eintritt verlangt, aber dafür, oder gerade deswegen, mit gelebter Religion begeistert. Leider ist das Stadtbild aktuell durch den Bau der U-Bahn (Metro) ziemlich zerstört. Überall sind riesige Baustellen, Bushaltestellen verlegt und in manchen Straßen läuft man ewig an Bauzäunen entlang. Den zentralen Platz gibt es zur Zeit überhaupt nicht. Aber das Ende der Bauzeit ist ja durch den Fünf-Jahres-Plan klar definiert und schließlich gibt es genug Arbeitskräfte, die die Einhaltung garantieren können... dann wäre die Masse also doch mal nicht das Problem sondern die Lösung. | ||
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Aktuelle Version vom 30. Juli 2013, 15:25 Uhr
20 Grad auf 2000 m - Vietnamesisches Visum - gelebte Religion im Tempel - Die Massen sollten nicht das Problem, sondern die Lösung sein
Die letzte Provinz auf unserer Erkundung von China sollte Yunnan mit seinen zahlreichen Bergen und ethnischen Minderheiten werden. Wie sich herausstellte, hatten wir ihr zu wenig Zeit eingeräumt. Als erstes Anlaufsziel ging es für uns mit dem Nachtzug von Guilin nach Kunming. Leider hatten wir diesmal keinen "Hard Sleeper" mehr bekommen, so dass wir die 17 Stunden sitzend verbrachten. Da war es auch kein Trost, dass das Ticket nur 90 RMB gekostet hat, aber CITS-Wucherpreise für eigentlich ausverkaufte Tickets kamen nicht in Frage. Immerhin hatten wir eine Zweierbank, auf der wir fast unbehelligt blieben. Nur ein Medizinstudent suchte unermüdlich das Gespräch und freute sich unglaublich sein bescheidenes Englisch zu praktizieren. Immer wieder entschuldigte er sich für die Umstände, unter den wir reisen mussten, sie seien einfach zu viele, die Chinesen. Etwas, was wir oft als Entschuldigung oder Erklärung gehört haben, dabei sollte doch gerade die schiere Masse ein großartiger Pool für Problemlösungen sein.
Nach wenigen Stunden Schlaf standen wir am frühen Vormittag auf dem Bahnhofsplatz von Kunming und pellten uns sogleich aus unseren Jacken. Endlich war es warm und zwar so richtig mit 20 Grad. Schnell hatten wir ein paar Hostels abtelefoniert und uns für die Camilla Jugendherberge entschieden. Wie es eigentlich immer so ist, schafften wir es nicht beim ersten Versuch direkt zum Hostel zu kommen. Wir verpassten die Umsteigehaltestelle und später fanden wir die Haltestelle für die Gegenrichtung nicht. Immerhin hatten wir, als wir endlich ankamen, schon einen guten Überblick über die Größe Kunmings, und dessen derzeitiges Problem: der ad-hoc U-Bahn-Bau sorgt dafür, dass die ganze Stadt gleichzeitig aufgerissen ist und die Straßen nur schwierig zu navigieren sind. Eine Überraschung gab es beim anschließenden Kaffeetrinken: Unsere luftdichten Getränkepulverbeutelchen waren groß und prall geworden, so dass wir dadurch auf eine Veränderung des Luftdruckes kamen. Und tatsächlich, der Zug hatte uns über nacht auf 2000 m gebracht. Und dazu Frühlingswetter, was will man mehr?
Am Nachmittag spazierten quer durch die Stadt zum Green Lake Park und genossen einen richtigen Sonnen(!)untergang bei lauen Temperaturen. Auf dem Heimweg wollten wir ein vegetarisches Restaurant direkt an einem Kloster ausprobieren und wurden auch direkt davor von einem Mönch angesprochen, der uns ein rotes Bändchen mit einem kleinen Anhänger gab. Wir nahmen es und verstanden dann erst, dass er auf Geld wartete. Wir wollten nicht zahlen, aber er wollte auch nicht das Bändchen zurücknehmen. Schließlich gab er sich mit einem Yuan zufrieden und legte sogar ein zweites Bändchen dazu. Diese Geste und die Akzeptanz unserer ja sehr geringen Spende, lässt uns hoffen, dass wir nicht an einen 9-to-5 Mönch geraten sind, der das Image nur pflegt um im Schatten der Religion Geld zu verdienen. Das vegetarische Essen, wir hatten zwei verschiedene Tofugerichte, war ok, aber auch nicht überragend. Unser erstes Ziel am nächsten Tag war das vietnamesische Konsulat, wo wir unsere Visa beantragen wollten. Überraschend unkompliziert war das Formular ausgefüllt und wir sollten es sogar schon nach nur zwei Tagen Bearbeitungszeit abholen können. Allein das wir mit dem Starttag der Gültigkeit des Visums auch das Ende nach weiteren 30 Tagen festgelegt hatten, ist ungünstig. Allerdings hatten wir uns ohnehin schon fast gegen eine weitere Verlängerung des chinesischen Visums entschieden - so wurde uns die endgültige Entscheidung leicht gemacht. Nach drei Monaten, wollten wir weiter. Zumal ist China doch weit kostenintensiver als gedacht. Aber nun galt es erstmal die verbleibenden Tage gut zu nutzen. Wir entschieden uns für zwei kleinere Städte weiter im Norden, und wenn es mit den Busverbindungen alles klappen sollte, wollten wir noch zur Tigersprungschlucht.
Aber erstmal galt es die Wartezeit auf das vietnamesische Visum in Kumning zu überbrücken. Am Donnerstag wollten wir mit den Öffentlichen zum Xi Shan (Westberge) am Dian See zu fahren, gaben jedoch auf als wir die Station des Anschlussbusses nicht finden konnten (LP leistet in diesen Situationen wahrlich keine Wunder). Dafür hatten wir ein leckeres Mittag am Stadtrand und spazierten dann über den zentral gelegenen Tier- und Blumenmarkt, der dank großer Beliebtheit bei den Touristen auch zum Souveniershoppen einlädt. Am faszinierendsten fanden wir unterm Strich die Steinschleifer, die erst die Steine mit Hilfe einer Taschenlampe "lesen" und dann die Feinheiten des Steines herausarbeiten. Am schockierendsten dagegen, dass eine kleine Familie einen Hund auf dem Markt für sehr wenig Geld kaufte, ihn dann aber lieblos im zugeknoteten Sack nach Hause trug. Das war kein neues Haustier, sondern das Abendessen - 20 RMB.
Am Abend wollten wir noch unsere Zugtickets nach Dali sichern und gingen zum Bahnhof. Wie zu erwarten, wollte die Fahrkartenverkäuferin für den Nachtzug unsere Pässe sehen (Fahrkarten werden personenbezogen verkauft), die allerdings lagen beim vietnamesischen Konsulat. Zwar hatten wir uns vorsorglich unsere Passnummern durch unser Hostel per Telefon erfragt und notiert, trotzdem wurde unser Anliegen abgelehnt. Erst die Schichtleiterin verkaufte uns die Fahrkarten, nachdem sie sich die Nummern erneut durchs Hostel bestätigen lassen hat. So ein Akt!
Am darauf folgenden Tag starten wir einen zweiten Versuch zu den Westbergen zu fahren. Eine Passagierin schickte uns mit dem Bus 82 zwar in die richtige Richtung, aber am eigentlichen Park waren wir nicht. Da wir nicht allzu viel Zeit hatten, liefen wir erstmal los zu den Bergen, die wir von der Enthaltestelle gesichtet hatten. Durch eine Straße, in der man bei Dunkelheit wohl lieber nicht mehr herumirrt, gelangten wir an den Fuß des Berges und nach ein paar Metern standen wir plötzlich vor einem kleinen Tempel. Unsere anfängliche Scheu das ruhige Gelände zu betreten, erwies sich schnell als unbegründet. Auf den zwei Zwischenhöfen saßen Leute bei einem Schwatz oder einer Partie Majong und dazwischen liefen Kinder spielend umher. Das ganze wirkte eher wie ein schönes, ruhiges Sonntagsausflugsziel als ein streng religiöser Ort. Also packten auch wir unsere Mantou und die Thermoskanne mit Kaffee (Yunnan Kaffee aus der Region) aus und lauschten den Gebeten der Mönche. Spätestens als die Kinder uns entdeckten war es mit der Ruhe vorbei. Unaufhörlich plapperten sie auf Chinesisch auf uns ein und freuten sich über die Fotos, die sie mit unsere Kamera von sich schossen. Leider bekamen wir nicht raus, was die vielen Menschen vorbereiteten, die in den Tempeln saßen und fleißig irgendwelche Täschchen aus Papier falteten. Wir hoffen, dass die Fotos ein wenig die Schönheit des Ortes transportieren können.
Nach dem Tempel folgte wir einem Pfad durch einen Eukalyptuswald immer weiter bergan bis zu einem Pass, bei dem Einheimische Wasser aus einer Quelle holten und wir einen tollen Blick auf Kunming hatten. Leider drängte ein wenig die Zeit, da wir spätestens um 17:30 unsere Pässe abholen sollten, was wir auch gerade so mit hängender Zunge schafften. Anschließend ging es zurück zum Hostel, von wo wir unsere Rucksäcke abholten um den Nachtzug, diesmal ein Sleeper, nach Dali zu bekommen.
Kunming wird uns sicher als eine recht angenehme Stadt in Erinnerung bleiben. Eine gute Mischung aus lebhafter Innenstadt, wo auch noch abends zwischen den Neubauten zu traditioneller Musik getanzt wird und Parkanlagen. Erstmals hatten wir einen Tempel gefunden, der keinen Eintritt verlangt, aber dafür, oder gerade deswegen, mit gelebter Religion begeistert. Leider ist das Stadtbild aktuell durch den Bau der U-Bahn (Metro) ziemlich zerstört. Überall sind riesige Baustellen, Bushaltestellen verlegt und in manchen Straßen läuft man ewig an Bauzäunen entlang. Den zentralen Platz gibt es zur Zeit überhaupt nicht. Aber das Ende der Bauzeit ist ja durch den Fünf-Jahres-Plan klar definiert und schließlich gibt es genug Arbeitskräfte, die die Einhaltung garantieren können... dann wäre die Masse also doch mal nicht das Problem sondern die Lösung.
Videos
Karten
Fakten
- Camilla Youth Hostel, DZ 120/135 RMB (mit/ohne HI-Karte)
- Stadtbus 82 Richtung Xi Shan (Endhaltestelle)
- gefundenes Kloster vermutlich "Bao Zhu Si Kloster"