29.09.2012 Delhi - Einstand Indien: Unterschied zwischen den Versionen

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Unsere Reise durch Indien begann in Neu Delhi, wo wir am 25. September um 18 Uhr mit dem Flugzeug landeten. Wir hatten ein Zimmer übers Internet vorgebucht (primär für das Visa), zentral gelegen ganz in der Nähe der Delhi Railway Station. Das Taxi, welches wir, eingeschüchtert von unzähligen Horrorgeschichten, übers Hostel gebucht hatten, war (leider wie erwartet) nicht zur Stelle und so wagten wir die Fahrt mit dem öffentlichen Bus in die Innenstadt - alles nicht so schlimm wie angedroht, es dauert nur ewig und Kleingeld (wir haben einen Kaffee gekauft) sollte man parat haben.
 
Unsere Reise durch Indien begann in Neu Delhi, wo wir am 25. September um 18 Uhr mit dem Flugzeug landeten. Wir hatten ein Zimmer übers Internet vorgebucht (primär für das Visa), zentral gelegen ganz in der Nähe der Delhi Railway Station. Das Taxi, welches wir, eingeschüchtert von unzähligen Horrorgeschichten, übers Hostel gebucht hatten, war (leider wie erwartet) nicht zur Stelle und so wagten wir die Fahrt mit dem öffentlichen Bus in die Innenstadt - alles nicht so schlimm wie angedroht, es dauert nur ewig und Kleingeld (wir haben einen Kaffee gekauft) sollte man parat haben.
  
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Während unseren drei Tagen in Delhi arbeiten wir fast alle Tout-Fallen (Schlepper-Fallen) ab, die im Lonely Planet aufgelistet sind. Es fing harmlos an. Auf dem Weg zum Ticketbüro für Touristen am Bahnhof, was etwas versteckt in der ersten Etage liegt, beteuerte uns jemand, dass es geschlossen, bzw. ganz wo anders sei. Hört man darauf, bringt er einen zu einem Reisebüro, welches überteuerte Tickets verkauft und, wenn möglich, ganze Rundreisen. Hört man nicht darauf, kann man fast bequem Tickets direkt bei der Bahn kaufen. In einem Büro der Bahn füllt man einen Antrag aus: Name, Passnummer, Details zur Reise. Es hilft, wenn man bereits die Zugnummer im Internet rausgesucht hat, aber eigentlich sind die Mitarbeiter, zumindest hier in Delhi, ausgesprochen geduldig und helfen bei der Suche nach dem richtigen Zug. Ob dann jedoch noch Tickets frei sind, ist eine andere Frage. In der Regel sind die Züge gut ausgebucht. Für typische Touristenstrecken hat die Bahn eine ''Foreign Tourist Quota'' (eine bestimmte Anzahl an Plätzen ist für Ausländer reserviert). Diese Quote kann man nur bei der Bahn oder in einigen wenigen Reisebüros kaufen (nicht online). Links zu hilfreichen Webseiten gibt es unten. Ansonsten hilft nur diszipliniertes Planen und frühzeitiges Buchen. Tickets können noch immer wieder storniert werden - jedoch nicht bei ''Tatkal''. Je nach Zeit bis zur Abfahrt bekommt man sogar den Ticketpreis anteilig zurück und es warten immer genug auf der sogenannten ''Waiting List'' (Warteliste), die auf die freien Plätze nachrücken. Manchmal lohnt es sich ebenfalls einen Platz auf dieser Liste zu akzeptieren. Meist wissen die Ticketverkäufer, ob es gut geht und man schlussendlich einen Platz im Zug bekommt. Ein Warteplatz-Ticket ist jedoch kein gültiges Ticket und erlaubt nicht die Mitfahrt. Den Status des Tickets kann man (online) prüfen. Eine letzte Möglichkeit auf ein Ticket ist die Tatkal-Quote. Um 10 Uhr am Morgen vor der Abfahrt des Zuges von seinem Ursprungsbahnhof (wichtig!) wird eine kleine Anzahl von Tickets freigegeben. Man sollte früh am Schalter sein. Im Internet kann man die Tickets erst ab 12 Uhr kaufen (meist zu spät und arbeitende Bevölkerung hat quasi keine Chance). Ja, das indische Bahn- und Ticketsystem ist kompliziert. Und dabei hab ich noch nicht mal mit den verschieden Klassen angefangen. Es sei nur so viel gesagt, in der untersten Schlafklasse (Sleeper) haben wir die nettesten Leute getroffen.
 
Während unseren drei Tagen in Delhi arbeiten wir fast alle Tout-Fallen (Schlepper-Fallen) ab, die im Lonely Planet aufgelistet sind. Es fing harmlos an. Auf dem Weg zum Ticketbüro für Touristen am Bahnhof, was etwas versteckt in der ersten Etage liegt, beteuerte uns jemand, dass es geschlossen, bzw. ganz wo anders sei. Hört man darauf, bringt er einen zu einem Reisebüro, welches überteuerte Tickets verkauft und, wenn möglich, ganze Rundreisen. Hört man nicht darauf, kann man fast bequem Tickets direkt bei der Bahn kaufen. In einem Büro der Bahn füllt man einen Antrag aus: Name, Passnummer, Details zur Reise. Es hilft, wenn man bereits die Zugnummer im Internet rausgesucht hat, aber eigentlich sind die Mitarbeiter, zumindest hier in Delhi, ausgesprochen geduldig und helfen bei der Suche nach dem richtigen Zug. Ob dann jedoch noch Tickets frei sind, ist eine andere Frage. In der Regel sind die Züge gut ausgebucht. Für typische Touristenstrecken hat die Bahn eine ''Foreign Tourist Quota'' (eine bestimmte Anzahl an Plätzen ist für Ausländer reserviert). Diese Quote kann man nur bei der Bahn oder in einigen wenigen Reisebüros kaufen (nicht online). Links zu hilfreichen Webseiten gibt es unten. Ansonsten hilft nur diszipliniertes Planen und frühzeitiges Buchen. Tickets können noch immer wieder storniert werden - jedoch nicht bei ''Tatkal''. Je nach Zeit bis zur Abfahrt bekommt man sogar den Ticketpreis anteilig zurück und es warten immer genug auf der sogenannten ''Waiting List'' (Warteliste), die auf die freien Plätze nachrücken. Manchmal lohnt es sich ebenfalls einen Platz auf dieser Liste zu akzeptieren. Meist wissen die Ticketverkäufer, ob es gut geht und man schlussendlich einen Platz im Zug bekommt. Ein Warteplatz-Ticket ist jedoch kein gültiges Ticket und erlaubt nicht die Mitfahrt. Den Status des Tickets kann man (online) prüfen. Eine letzte Möglichkeit auf ein Ticket ist die Tatkal-Quote. Um 10 Uhr am Morgen vor der Abfahrt des Zuges von seinem Ursprungsbahnhof (wichtig!) wird eine kleine Anzahl von Tickets freigegeben. Man sollte früh am Schalter sein. Im Internet kann man die Tickets erst ab 12 Uhr kaufen (meist zu spät und arbeitende Bevölkerung hat quasi keine Chance). Ja, das indische Bahn- und Ticketsystem ist kompliziert. Und dabei hab ich noch nicht mal mit den verschieden Klassen angefangen. Es sei nur so viel gesagt, in der untersten Schlafklasse (Sleeper) haben wir die nettesten Leute getroffen.
  
 
Zurück zu unseren Touristenattraktionen in Delhi. Auf dem Weg zur Touristeninformation, am Connaught Platz, wurden wir von einem jungen Mann angesprochen: "Eh, ihr seht ja so entspannt aus. Ihr seid bestimmt nicht das erste Mal in Indien, oder?" Stimmt, die allgemeine Empfehlung lautet, sich nicht mit Stadtplan, Führer und Kamera als Tourist zu zeigen und möglichst immer leugnen, dass man zum ersten Mal im Land ist. Er wusste also, was jeder gute Tourist versucht vorzugeben und schmierte fleißig Honig. Der angebliche Musikstudent wartete auf seine Freundin, gab uns aber auch den Rat nicht nach Nepal zu fahren, Oktober wäre die falsche Reisezeit (da hatte jemand nicht seine Hausaufgaben gemacht!). Er wies uns den Weg zur vermeintlich offiziellen Touristen Informationen und ließ uns ziehen. Kurz vor dem Gebäude wurden wir erneut angesprochen (Woher? Name? Foto vom Baby zeigen, Wohin?) und dann hielt der Mann uns fast die Tür auf. Sind sie nicht nett, die Inder? Galant wurden wir in die falsche Information geleitet. Dort riet man uns dringend vom öffentlichen Hop-On-Hop-Off-Bus der Stadt ab, stattdessen sollten wir uns lieber mit einem Taxi einen Tag durch die Gegend fahren lassen. Und dann versuchte man uns eine komplette Drei-Wochen-Reise durch den Norden von Indien zu verkaufen. Es wurden alle Register gezogen, von der Unmöglichkeit des Erwerbs von Zugtickets, über die Unbedienbarkeit der Bahn-Webseite (mit Demo), bis hin zu der Unfreundlichkeit der Nepalesen und dem schlechten Wetter im Himalaja zu der Zeit. Dass wir bereits ohne Probleme Zugtickets für die Weiterfahrt gekauft hatten, verschwiegen wir. Wir ließen uns dagegen die vorgeschlagene Reise mit all ihren Station mehrmals erklären und aufzeichnen, nahmen dann den Zettel und gingen. Immerhin hatte der eifrige Mann uns so eine mögliche Route ausgearbeitet, die wir dann nach Nepal abarbeiten konnten - kein schlechter Service, für so einen Gangsterhaufen. Das Angebot war übrigens komplett mit Unterkünften und Transfer, sowie einem privaten Auto inklusive Fahrer für Rajasthan und nicht wirklich super teuer... zumindest wenn man es kurz nach der Anreise noch mit ausländischen Preiserfahrungen betrachtet. Inzwischen, in Chile, haben wir ein Paar getroffen, das tatsächlich das Paket gebucht hatte, allerdings unter der Annahme, dass der Preis für eine Person für beide galt (geschickt verkauft, da das bei uns auch erst auf mehrmalige Nachfrage raus kam). Sie meinten, dass es unterm Strich doch eine ganz gute Reise war, fast alles hatte geklappt und es erspart einem immerhin den ganzen organisatorischen Stress. Die Art jedoch, wie es verkauft wird, der für indische Verhältnisse teure Preis und die Frechheit sich "Gouverment Tourist Informationen" zu nennen, gibt dem ganzen dann doch einen sehr faulen Beigeschmack.
 
Zurück zu unseren Touristenattraktionen in Delhi. Auf dem Weg zur Touristeninformation, am Connaught Platz, wurden wir von einem jungen Mann angesprochen: "Eh, ihr seht ja so entspannt aus. Ihr seid bestimmt nicht das erste Mal in Indien, oder?" Stimmt, die allgemeine Empfehlung lautet, sich nicht mit Stadtplan, Führer und Kamera als Tourist zu zeigen und möglichst immer leugnen, dass man zum ersten Mal im Land ist. Er wusste also, was jeder gute Tourist versucht vorzugeben und schmierte fleißig Honig. Der angebliche Musikstudent wartete auf seine Freundin, gab uns aber auch den Rat nicht nach Nepal zu fahren, Oktober wäre die falsche Reisezeit (da hatte jemand nicht seine Hausaufgaben gemacht!). Er wies uns den Weg zur vermeintlich offiziellen Touristen Informationen und ließ uns ziehen. Kurz vor dem Gebäude wurden wir erneut angesprochen (Woher? Name? Foto vom Baby zeigen, Wohin?) und dann hielt der Mann uns fast die Tür auf. Sind sie nicht nett, die Inder? Galant wurden wir in die falsche Information geleitet. Dort riet man uns dringend vom öffentlichen Hop-On-Hop-Off-Bus der Stadt ab, stattdessen sollten wir uns lieber mit einem Taxi einen Tag durch die Gegend fahren lassen. Und dann versuchte man uns eine komplette Drei-Wochen-Reise durch den Norden von Indien zu verkaufen. Es wurden alle Register gezogen, von der Unmöglichkeit des Erwerbs von Zugtickets, über die Unbedienbarkeit der Bahn-Webseite (mit Demo), bis hin zu der Unfreundlichkeit der Nepalesen und dem schlechten Wetter im Himalaja zu der Zeit. Dass wir bereits ohne Probleme Zugtickets für die Weiterfahrt gekauft hatten, verschwiegen wir. Wir ließen uns dagegen die vorgeschlagene Reise mit all ihren Station mehrmals erklären und aufzeichnen, nahmen dann den Zettel und gingen. Immerhin hatte der eifrige Mann uns so eine mögliche Route ausgearbeitet, die wir dann nach Nepal abarbeiten konnten - kein schlechter Service, für so einen Gangsterhaufen. Das Angebot war übrigens komplett mit Unterkünften und Transfer, sowie einem privaten Auto inklusive Fahrer für Rajasthan und nicht wirklich super teuer... zumindest wenn man es kurz nach der Anreise noch mit ausländischen Preiserfahrungen betrachtet. Inzwischen, in Chile, haben wir ein Paar getroffen, das tatsächlich das Paket gebucht hatte, allerdings unter der Annahme, dass der Preis für eine Person für beide galt (geschickt verkauft, da das bei uns auch erst auf mehrmalige Nachfrage raus kam). Sie meinten, dass es unterm Strich doch eine ganz gute Reise war, fast alles hatte geklappt und es erspart einem immerhin den ganzen organisatorischen Stress. Die Art jedoch, wie es verkauft wird, der für indische Verhältnisse teure Preis und die Frechheit sich "Gouverment Tourist Informationen" zu nennen, gibt dem ganzen dann doch einen sehr faulen Beigeschmack.
  
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Das war der zweite Streich und der dritte folgte sogleich. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Frühstück, wurden wir direkt beim Hostel von einem jungen Mann angesprochen. Gleiches Schema: Name? Woher? Erste Mal in Indien? Wohin? Brauchen wir eine Tour? Anfänglich versuchen wir noch höflich zu sagen, dass wir kein Interesse haben, aber er bestand hartnäckig darauf, dass wir seinen Dienst in Anspruch nehmen müssen. Unsere Pflicht als Tourist sei es, mit der indischen Mentalität mit zu gehen. Auf unsere Nachfrage, ob er damit meint, dass wir jedes Angebot um jeden Preis annehmen müssen, wurde er überraschend aggressiv. Als er uns schließlich beschuldigte, dass wir ihm folgen, drehten wir uns einfach um und gingen in eine andere Richtung. Es war das erste Mal auf unsere Reise, dass ich mich so unwohl, fast bedroht, gefühlt habe. Immerhin fanden wir so einen kleinen Stand in einem Wohngebiet mit frischem Puri zum Frühstück, die heute noch in guter Erinnerung sind und entscheidend zur Bildung unseres Preisbildes für Indien - verboten billig wenn man sie unvorbereitet/ehrlich erwischt - beitrugen.
 
Das war der zweite Streich und der dritte folgte sogleich. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Frühstück, wurden wir direkt beim Hostel von einem jungen Mann angesprochen. Gleiches Schema: Name? Woher? Erste Mal in Indien? Wohin? Brauchen wir eine Tour? Anfänglich versuchen wir noch höflich zu sagen, dass wir kein Interesse haben, aber er bestand hartnäckig darauf, dass wir seinen Dienst in Anspruch nehmen müssen. Unsere Pflicht als Tourist sei es, mit der indischen Mentalität mit zu gehen. Auf unsere Nachfrage, ob er damit meint, dass wir jedes Angebot um jeden Preis annehmen müssen, wurde er überraschend aggressiv. Als er uns schließlich beschuldigte, dass wir ihm folgen, drehten wir uns einfach um und gingen in eine andere Richtung. Es war das erste Mal auf unsere Reise, dass ich mich so unwohl, fast bedroht, gefühlt habe. Immerhin fanden wir so einen kleinen Stand in einem Wohngebiet mit frischem Puri zum Frühstück, die heute noch in guter Erinnerung sind und entscheidend zur Bildung unseres Preisbildes für Indien - verboten billig wenn man sie unvorbereitet/ehrlich erwischt - beitrugen.
  
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Abgesehen von unseren ersten zwischenmenschlichen Erfahrungen in Indien, nutzen wir unseren kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt für ein bisschen Sightseeing: '''Lotus Tempel''' (ein Haus für alle Religionen), '''Connaught Place''', '''Indian Gate''', '''Rotes Fort''', '''Gandhi Museum''' und den Platz an dem der Vater der Nation kremiert wurde und unendlich viele kleine Gasse mit leckerem indischen Essen und Lassies. Unser persönliches Paradies fanden wir im '''Nehru Place''' - ein ganzes Viertel voll mit kleinen Einzelhändler-Läden rund um Hard- und Software, in denen es vor Betriebssamkeit nur so brummte.
 
Abgesehen von unseren ersten zwischenmenschlichen Erfahrungen in Indien, nutzen wir unseren kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt für ein bisschen Sightseeing: '''Lotus Tempel''' (ein Haus für alle Religionen), '''Connaught Place''', '''Indian Gate''', '''Rotes Fort''', '''Gandhi Museum''' und den Platz an dem der Vater der Nation kremiert wurde und unendlich viele kleine Gasse mit leckerem indischen Essen und Lassies. Unser persönliches Paradies fanden wir im '''Nehru Place''' - ein ganzes Viertel voll mit kleinen Einzelhändler-Läden rund um Hard- und Software, in denen es vor Betriebssamkeit nur so brummte.
  

Aktuelle Version vom 2. Februar 2017, 15:59 Uhr

"Welcome to my India" - Kleine Einführung zum Zugticketkauf - Touristen-Attraktionen in Delhi

"Und, wie fandest du Indien? Hat es dir gefallen?", die Frage hatten wir inzwischen unzähligen anderen Reisenden auf unserem Weg durch Südostasien gestellt. Die Antworten, die wir bekamen, kann man mehr oder weniger in zwei Kategorien zusammenfassen: Entweder kam der verträumte Blick, begleitet von einem Lobgesang auf die Farben, die Menschen, das Spirituelle; oder aber ein Zusammenziehen der Augenbrauen, ein scharfes Einatmen gefolgt von einem knappen "nie wieder!".

Inzwischen, nach fast drei Monaten vor Ort, können wir die Frage selbst beantworten und unsere erste Reaktion ist, nicht zu verhindern, auch die genervte Augenbraue. Wenn wir jedoch ganz ehrlich sind, ist damit der Frage und vor allem dem Land nicht genüge getan. Mit seiner einzigartigen Vermischung von uns so fremden Religionen, Kulturen und Traditionen war Indien für uns als westliche Touristen sicher das bisher herausforderndste Land. Aber damit auch das (be)lohnendste? Kurz gesagt, alles was man von Indien hört und liest, ist irgendwie wahr. Das Land ist einfach nur gigantisch groß (3.287.590 km² - 8,2x Deutschland), die Bundesstaaten (28 Stück) so unterschiedlich, und die Menschen eben doch Individuen (mehr als 1.2 Millarden) - auch wenn ich sie gern über einen Kamm scheren würde. Je nach Reisestil und persönliche Interessen, kann man sich an den indischen Eigenheiten weiden oder reiben, wobei wir wohl eher das Letztere bis zur Perfektion betrieben. Da mag der eine oder andere Leser unserer Berichte gern wieder denken, wären sie doch zu Hause geblieben, aber hey! Wenn ein Großteil der im Tourismus arbeitenden Leute fast kriminelle Routinen an den Tag legt, kann man das nicht mehr mit der allgemeinen indischen Armut entschuldigen! Aber zum Glück gibt es genug Inder, so dass wir für fast jeden Tiefschlag einen Hilfsbereiten trafen, der je nach seinen Mitteln uns selbstlos den holprigen Pfad ebnete oder zumindest erklärte. Einen großen Dank an die, die in Reisewarnungen wenig Erwähnung finden, die man erst trifft, wenn man sie braucht, und die uns das Indien abseits der touristisch-ausgetreten Pfade zeigten.

Unsere Reise durch Indien begann in Neu Delhi, wo wir am 25. September um 18 Uhr mit dem Flugzeug landeten. Wir hatten ein Zimmer übers Internet vorgebucht (primär für das Visa), zentral gelegen ganz in der Nähe der Delhi Railway Station. Das Taxi, welches wir, eingeschüchtert von unzähligen Horrorgeschichten, übers Hostel gebucht hatten, war (leider wie erwartet) nicht zur Stelle und so wagten wir die Fahrt mit dem öffentlichen Bus in die Innenstadt - alles nicht so schlimm wie angedroht, es dauert nur ewig und Kleingeld (wir haben einen Kaffee gekauft) sollte man parat haben.

8703682000_2828d73f90_m.jpg Während unseren drei Tagen in Delhi arbeiten wir fast alle Tout-Fallen (Schlepper-Fallen) ab, die im Lonely Planet aufgelistet sind. Es fing harmlos an. Auf dem Weg zum Ticketbüro für Touristen am Bahnhof, was etwas versteckt in der ersten Etage liegt, beteuerte uns jemand, dass es geschlossen, bzw. ganz wo anders sei. Hört man darauf, bringt er einen zu einem Reisebüro, welches überteuerte Tickets verkauft und, wenn möglich, ganze Rundreisen. Hört man nicht darauf, kann man fast bequem Tickets direkt bei der Bahn kaufen. In einem Büro der Bahn füllt man einen Antrag aus: Name, Passnummer, Details zur Reise. Es hilft, wenn man bereits die Zugnummer im Internet rausgesucht hat, aber eigentlich sind die Mitarbeiter, zumindest hier in Delhi, ausgesprochen geduldig und helfen bei der Suche nach dem richtigen Zug. Ob dann jedoch noch Tickets frei sind, ist eine andere Frage. In der Regel sind die Züge gut ausgebucht. Für typische Touristenstrecken hat die Bahn eine Foreign Tourist Quota (eine bestimmte Anzahl an Plätzen ist für Ausländer reserviert). Diese Quote kann man nur bei der Bahn oder in einigen wenigen Reisebüros kaufen (nicht online). Links zu hilfreichen Webseiten gibt es unten. Ansonsten hilft nur diszipliniertes Planen und frühzeitiges Buchen. Tickets können noch immer wieder storniert werden - jedoch nicht bei Tatkal. Je nach Zeit bis zur Abfahrt bekommt man sogar den Ticketpreis anteilig zurück und es warten immer genug auf der sogenannten Waiting List (Warteliste), die auf die freien Plätze nachrücken. Manchmal lohnt es sich ebenfalls einen Platz auf dieser Liste zu akzeptieren. Meist wissen die Ticketverkäufer, ob es gut geht und man schlussendlich einen Platz im Zug bekommt. Ein Warteplatz-Ticket ist jedoch kein gültiges Ticket und erlaubt nicht die Mitfahrt. Den Status des Tickets kann man (online) prüfen. Eine letzte Möglichkeit auf ein Ticket ist die Tatkal-Quote. Um 10 Uhr am Morgen vor der Abfahrt des Zuges von seinem Ursprungsbahnhof (wichtig!) wird eine kleine Anzahl von Tickets freigegeben. Man sollte früh am Schalter sein. Im Internet kann man die Tickets erst ab 12 Uhr kaufen (meist zu spät und arbeitende Bevölkerung hat quasi keine Chance). Ja, das indische Bahn- und Ticketsystem ist kompliziert. Und dabei hab ich noch nicht mal mit den verschieden Klassen angefangen. Es sei nur so viel gesagt, in der untersten Schlafklasse (Sleeper) haben wir die nettesten Leute getroffen.

Zurück zu unseren Touristenattraktionen in Delhi. Auf dem Weg zur Touristeninformation, am Connaught Platz, wurden wir von einem jungen Mann angesprochen: "Eh, ihr seht ja so entspannt aus. Ihr seid bestimmt nicht das erste Mal in Indien, oder?" Stimmt, die allgemeine Empfehlung lautet, sich nicht mit Stadtplan, Führer und Kamera als Tourist zu zeigen und möglichst immer leugnen, dass man zum ersten Mal im Land ist. Er wusste also, was jeder gute Tourist versucht vorzugeben und schmierte fleißig Honig. Der angebliche Musikstudent wartete auf seine Freundin, gab uns aber auch den Rat nicht nach Nepal zu fahren, Oktober wäre die falsche Reisezeit (da hatte jemand nicht seine Hausaufgaben gemacht!). Er wies uns den Weg zur vermeintlich offiziellen Touristen Informationen und ließ uns ziehen. Kurz vor dem Gebäude wurden wir erneut angesprochen (Woher? Name? Foto vom Baby zeigen, Wohin?) und dann hielt der Mann uns fast die Tür auf. Sind sie nicht nett, die Inder? Galant wurden wir in die falsche Information geleitet. Dort riet man uns dringend vom öffentlichen Hop-On-Hop-Off-Bus der Stadt ab, stattdessen sollten wir uns lieber mit einem Taxi einen Tag durch die Gegend fahren lassen. Und dann versuchte man uns eine komplette Drei-Wochen-Reise durch den Norden von Indien zu verkaufen. Es wurden alle Register gezogen, von der Unmöglichkeit des Erwerbs von Zugtickets, über die Unbedienbarkeit der Bahn-Webseite (mit Demo), bis hin zu der Unfreundlichkeit der Nepalesen und dem schlechten Wetter im Himalaja zu der Zeit. Dass wir bereits ohne Probleme Zugtickets für die Weiterfahrt gekauft hatten, verschwiegen wir. Wir ließen uns dagegen die vorgeschlagene Reise mit all ihren Station mehrmals erklären und aufzeichnen, nahmen dann den Zettel und gingen. Immerhin hatte der eifrige Mann uns so eine mögliche Route ausgearbeitet, die wir dann nach Nepal abarbeiten konnten - kein schlechter Service, für so einen Gangsterhaufen. Das Angebot war übrigens komplett mit Unterkünften und Transfer, sowie einem privaten Auto inklusive Fahrer für Rajasthan und nicht wirklich super teuer... zumindest wenn man es kurz nach der Anreise noch mit ausländischen Preiserfahrungen betrachtet. Inzwischen, in Chile, haben wir ein Paar getroffen, das tatsächlich das Paket gebucht hatte, allerdings unter der Annahme, dass der Preis für eine Person für beide galt (geschickt verkauft, da das bei uns auch erst auf mehrmalige Nachfrage raus kam). Sie meinten, dass es unterm Strich doch eine ganz gute Reise war, fast alles hatte geklappt und es erspart einem immerhin den ganzen organisatorischen Stress. Die Art jedoch, wie es verkauft wird, der für indische Verhältnisse teure Preis und die Frechheit sich "Gouverment Tourist Informationen" zu nennen, gibt dem ganzen dann doch einen sehr faulen Beigeschmack.

8369766013_82e2d2a848_m.jpg Das war der zweite Streich und der dritte folgte sogleich. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Frühstück, wurden wir direkt beim Hostel von einem jungen Mann angesprochen. Gleiches Schema: Name? Woher? Erste Mal in Indien? Wohin? Brauchen wir eine Tour? Anfänglich versuchen wir noch höflich zu sagen, dass wir kein Interesse haben, aber er bestand hartnäckig darauf, dass wir seinen Dienst in Anspruch nehmen müssen. Unsere Pflicht als Tourist sei es, mit der indischen Mentalität mit zu gehen. Auf unsere Nachfrage, ob er damit meint, dass wir jedes Angebot um jeden Preis annehmen müssen, wurde er überraschend aggressiv. Als er uns schließlich beschuldigte, dass wir ihm folgen, drehten wir uns einfach um und gingen in eine andere Richtung. Es war das erste Mal auf unsere Reise, dass ich mich so unwohl, fast bedroht, gefühlt habe. Immerhin fanden wir so einen kleinen Stand in einem Wohngebiet mit frischem Puri zum Frühstück, die heute noch in guter Erinnerung sind und entscheidend zur Bildung unseres Preisbildes für Indien - verboten billig wenn man sie unvorbereitet/ehrlich erwischt - beitrugen.

8369768371_8d1ed10117_m.jpg Abgesehen von unseren ersten zwischenmenschlichen Erfahrungen in Indien, nutzen wir unseren kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt für ein bisschen Sightseeing: Lotus Tempel (ein Haus für alle Religionen), Connaught Place, Indian Gate, Rotes Fort, Gandhi Museum und den Platz an dem der Vater der Nation kremiert wurde und unendlich viele kleine Gasse mit leckerem indischen Essen und Lassies. Unser persönliches Paradies fanden wir im Nehru Place - ein ganzes Viertel voll mit kleinen Einzelhändler-Läden rund um Hard- und Software, in denen es vor Betriebssamkeit nur so brummte.

Unser Ziel war jedoch die schnelle Weiterreise nach Nepal und so hatten wir Tickets für den Nachtzug von Delhi nach Gorakhpur gebucht. Zum Glück haben wir auf die Ängste (die Unübersichtlichkeit der indischen Bahnhöfe ist unübertroffen) anderer Reisenden gehört und waren eine gute halbe Stunde vor der Abfahrt am Bahnhof, nur eben am falschen. Unser Zug wollte einfach nicht in der Liste der Abfahrten auftauchen und so fragten wir erneut im Büro für Touristen nach und erfuhren, dass wir zu einem anderen Bahnhof mussten. Ein Sprint zur Metro und wenige Stationen später erreichten wir auf die letzte Minute unseren Zug in der Old Delhi Railway Station und stiegen sogar in den richtigen Waggon ein (die Gänge in den Waggons sind so eng und voll, dass man es möglichst vermeiden sollte, durch viele hindurch zu müssen). Unsere erste Nachtfahrt in der (rückblickend mondän wirkenden) AC Klasse 2 - die Aufregung war umsonst, alles verlief gut und am nächsten Morgen hatten wir tatsächlich noch unserer gesamtes Gepäck. Die Inder in unserem Abteil bestanden sogar darauf uns das Abendessen auszugeben als uns der Preis (1,30€) etwas überraschte und wir aus Mangel an Hunger den guten Service in der hohen Klasse dankend abgelehnt hatten.

In Gorakhpur erwischte es uns dann volle Breitseite: der Kulturschock! Bähm! Wir waren in Indien angekommen und diesmal nicht von der touristischen Seite gesehen sondern wie es in seiner ganzen ungeschönten Art daher kommt.

Fakten

  • Hostel New King in Delhi mit ganz guten Preisen, die uns schon skeptisch werden ließen, aber das dicke Ende kam nie. DZ mit Winz-Bad für 400 INR die Nacht.

Weblinks

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