04.03.2012 Hanoi - viel Lärm um nichts: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Juli 2013, 21:09 Uhr
Ab jetzt zu dritt - turbulente Altstadt - findige Obstverkäuferinnen - Onkel Ho - ab in den Norden
Über Hanoi können wir eigentlich nur das berichten, was man überall lesen kann: es ist laut und anstrengend. Zumindest die Altstadt, und weiter raus haben wir es innerhalb von vier Tagen nicht geschafft. In erster Linie diente unser Aufenthalt in der Hauptstadt Vietnams zur Verlängerung unseres Visums und um Susi in Empfang zu nehmen, die uns von hier an gute sechs Wochen begleiteten wird.
Einquartiert hatten wir uns in einem kleinen Hotel, "Hello Vietnam", in einem Zimmerchen mit Balkon zur Gasse mit einem Markt. Ein Wecker war somit nicht von Nöten, pünktlich um halb sechs war es vorbei mit der Nachtruhe. Aber so hat man wenigstens noch was vom Tag und wir waren unter anderem pünktlich morgens am Flughafen um Susi gebührend mit Schild und Luftballons in Empfang zu nehmen - etwas Abwechslung, auf die wir uns selbst schon seit geraumer Zeit gefreut haben. Nachdem Susi in Deutschland die bisher bewährte Zeltunterlage nicht mehr finden konnte, nutzten wir die Zeit in Hanoi um dafür Ersatz zu beschaffen. Wie es der Zufall wollte, fanden wir nicht nur einen Laden mit Säcken aller Art, wovon einer im Format sehr passend war, sondern kamen mit der Verkäuferin, ehemalige Studentin in der DDR, in ein angenehmes Gespräch und bekamen überdies auch noch den gewünschten Artikel geschenkt - mit dem Angebot auch noch einen zweiten nehmen zu können. Wir waren sehr positiv überrascht und gleichzeitig etwas peinlich berührt: reiche Westler lassen sich von armen Vietnamesen etwas schenken... Aber es kam von Herzen, sodass wir herzlich dankend annahmen. Die Zeltunterlage komplettierte also unsere Begrüßungsinstallation und dank ausreichend Zeit für Vorarbeit klappte auch der (vom Hostel als unmöglich bezeichnete) Transfer mit dem Stadtbus zum und vom Flughafen ausgezeichnet - der erste Kulturschock für unseren Gast war somit gleich hier eingebaut: der Verkehr in Vietnam.
In den nächsten Tagen besuchten wir einige touristische Ziele, wie die Zitadelle mit hübscher Bonsai-Ausstellung, spazierten um den Hoan Kiem-See (kommt man im Laufe der Tage immer wieder dran vorbei) und besichtigten den Literaturtempel (schick - aber aufs Wechselgeld achten). Auf dem Plan stand natürlich auch ein Besuch bei Ho Chi Minh in seinem Mausoleum. Schließlich ist das Abbild Onkel Ho noch immer überall präsent und sein Gedankengut und seine Errungenschaften (unter anderem die Unabhängigkeit Vietnams) hoch angesehen. Dementsprechend festlich gestalten sich der Besuch der Vietnamesen bei ihm; ganz im Gegensatz zu den Touristen. Zwischen leger bis schlumpig gekleideten Ausländern, die den Gang vorbei am Körper im Glaskasten als einen Punkt auf ihrem Pflichtprogramm abarbeiten, gibt es viele, fast aufgeregt wirkende, Vietnamesen in feinster Kleidung, die ehrfürchtig den langen Weg entlang schreiten. Die zahlreichen Wachposten, die ein Stehenbleiben verhindern, führten sogar nur bei den ausländischen Besuchern den Zeigefinger mahnend an Mund um zur Ruhe zu bitten. Dafür sind die Vietnesen nicht so streng mit den Elektronischen Geräten. Fotoapparate müssen zwar abgegeben werden, Handys und iPods kann man jedoch behalten, wenn man sie in eine der roten Taschen steckt, die ausgeteilt werden. Ansonsten erinnerte das ganze Szenario sehr an das Lenin Mausoleum in Moskau. Aber schließlich fährt Ho Chi Minh auch einmal im Jahr zur Generalüberholung nach Russland.
Wer in Hanoi ist, der kommt nicht um die wohlschmeckenden vietnamesischen Fruchtgetränken herum. Bestehend aus Obst, Kondensmilch und Eis sind sie eine leckere Erfrischung, die uns von da ab immer wieder locken sollten. Eigentlich noch vor den Fruchtshakes kommt ganz klar der Kaffee, der, Hauptsache mit viel süßer Kondensmilch, auf verschiedenster Art von uns verkostet wurde: heiß, auf Eis, mit Naturjoghurt oder mit Eierschaumhaube, aber am liebsten immer in einem der vielen kleinen Cafés mit Blick auf den Trubel der Altstadt. In aller Ruhe kann man beobachten, wie findige Bananen- und Ananasverkäuferinnen arglos dahin schlendernden Touristen ihre Schulterstange mit zwei kleinen Körben auf die Schulter legen und dann zum Fotografieren animieren. Der leicht überraschte, aber doch für diese einmalige Gelegenheit dankbare Tourist, kauft anschließend brav das jeweils feilgebote Obst und murrt nur kurz über den viel zu hohen Preis.
Dank alter Kontakte einer guten Freundin hatten wir zwei Verabredungen mit jungen Vietnamesen, mit den wir jeweils Essen waren. Überraschenderweise wurden wir jedesmal zu recht preisintensiven Restaurants geführt, die unsere Preisvorstellungen weit überschritten und ein Essen gut und gern das 10fache unserer sonstigen Pho (Nudelsuppe) kostete. Während wir beim ersten Mal dann doch auf unsere Pho bestanden, kosteten wir uns beim zweiten Mal durch die riesige Auswahl an vietnamesischen Speisen im Quan An Ngon - sehr lecker und (endlich) mal was anderes als Suppe. Warum unsere Ansprüche an Restaurants und das Essen so krass anders waren, als die jungen Vietnamesen es offenbar angenommen haben, lässt sich schwer sagen - auch weil solche Themen sich stets riskant anfühlen, wenn die Kommunikation, sprachlich bedingt, nicht perfekt läuft. Unsere Bitte "Nehmt uns doch dort mit hin, wo ihr normalerweise esst." schien überlagert zu werden von der Prämisse, dass Westler auf keinen Fall dieses und jenes essen können ("Oh, you can eat this?!"), und schon garnicht in den Plätzen der Einheimischen - eine Erfahrung die, beim Schreiben zurückblickend, noch öfter auf dem Plan stehen sollte. Trotzdem waren wir froh, so mit den ersten Einheimischen in Kontakt gekommen zu sein, von denen wir "nichts zu befürchten" hatten. Wird doch ansonsten jeder Privatmann beim unserem Anblick sofort zum findigen Unternehmer der Tourismusbranche und eine Unterhaltung auf Augenhöhe, und ohne Skepsis, ist kaum mehr möglich.
Genug von dem Chaos der Hauptstadt sollte unser nächstes Ziel wieder im Hochland liegen: Sapa, die Touristenhochburg des Nordens, jedoch mit guten Aussichten auf eine kleine Wanderung durch Dörfer und Reisterrassen. Um noch gleich den sonntäglichen Markt der Hmong in Bac Ha mitzunehmen, organisierten wir die Anreise in Eigenregie und fanden nach einigen Anläufen einen Schlafbus, der uns vom Busbahnhof Gia Lam für 250'000 VND (ca. 9 €) nach Lao Cai fuhr. Unterm Strich saßen wir im gleichen Bus, wie die anderen Touristen, die ihr Ticket bei einer der zahlreichen Agenturen gekauft hatten, jedoch Pick-Up vom Hotel inklusive hatten und erst pünktlich zehn Minuten nach geplanter Abfahrtszeit vorgefahren kamen. Das günstigste Angebot für den Schlafbus über eine Agentur lag übrigens bei 333'000 VND (Sinh Cafe und "Rabatt" für drei Leute). Somit verabschiedeten wir uns vor erst vom doch recht stressigen Hanoi und hofften auf ein paar smog- und regenfreie Tage in den Bergen.
Videos
Fakten
- Hotel "Hello Vietnam", Thanh Hà Lane 3-28, Hoan Kiem Dist., 10$ für 2 Personen, 12$ für 3 Personen, 20'000 Dong für 1kg Wäsche, 25$ Visaverlängerung
- Stadtbus #17 zum/vom Flughafen von Long Bien an der nordöstlichen Ecke der Altstadt, 1h, 5'000 VND
- Schlafbus von Gia Lam nach Lao Cai für 250'000 VND