06.12.2011 Rückblick Mongolei: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. Januar 2012, 17:28 Uhr
Etwas verspätet hier mein Rückblick auf unseren Mongoleiaufenthalt. Der Bericht war schon früh fertig, wartete jedoch lange auf seine Veröffentlichung.
Heute, am 11. November, ist unser letzter Tag in Ulan Bator und somit sind auch unsere letzten Tage in der Mongolei absehbar, daher versuchen wir uns an dieser Stelle mal mit einem Fazit über das zweite Land, dass wir uns auf unserer Reise durchquert haben.
Und leider müssen wir tatsächlich bei der Mongolei sagen, dass wir, in fast vier Wochen, quasi nur ein mal vom nördlichen Grenzübergang bei Altan Bulag zur südlichem Grenze bei Zami Uud gereist sind mit nur wenig weitreichenden Abstechern nach Westen (Charchorin, Tsetserleg und in den Osten Terelj. Viel Zeit haben wir auch in Ulan Bator, der Hauptstadt, verbracht, dann aber meistens mit der Organisation der nächsten Touren und der Planung der Weiterreise nach China. Somit war Ulan Bator, eher weniger gewollt, aber durch das zentralistische Verkehrswesen immer wieder der Dreh- und Angelpunkt unseres Aufenthaltes in der Mongolei, sowie Start- und Endpunkt aller Touren.
Entsprechend unseres doch enggesteckten Budgets haben wir stets versucht auf eigene Faust unsere Touren zu den touristischen Zielen, jedenfalls laut den überall beworbenen Touren, zu machen und sind dabei schnell an die Grenzen der Möglichkeiten gekommen. Zur Zeit gibt es in der Mongolei ein noch recht wenig ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz mit Bussen und Bahnen. Dazu kommt, dass die Strassen teilweise katastrophal sind, wenn sie denn überhaupt asphaltiert sind (es wird dadurch nicht unbedingt besser). Trotzdem gibt es zu jedem Aimagzentrum fast täglich einen Bus, dessen Fahrplan man am Besten an der Touristeninformation erfragt. Jedoch sollte man hier aufpassen, dass man an eine Person gelangt, die nicht öffentlich Busse für den Verkauf der eigenen Touren verleugnet. Sehr gute Erfahrung haben wir bei der Touristeninformation an der Peace Avenue, gegenüber dem Flower Center, gemacht. Sie sprechen dort sehr gutes Englisch und gaben uns immer das Gefühl, dass wir mit unseren etwas vom Standardtourist abweichenden Fragen, gern willkommen waren. Die Bustickets sind unterm Strich sehr preiswert, die Qualtität der Busse und die Behandlung des Gepäcks jedoch nicht. Beim letzten Mal kam mein Rucksack mit einer großen, frischen Blutspur aus dem Fach. Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es sich dabei wirklich um ein geschlachtetes Vieh gehandelt hat und nichts anders - trotzdem eklig! Die Vorteile bei den regulären Linienbussen sind ganz klar der gesicherte Platz (man muss ihn sich nicht mit bis zu zwei anderen Teilen, wie im Minibus) und auch der Preis, der beim Kauf am Schalter keinen Platz für Verhandlungen lässt. Allein bei größeren Gepäckstücken scheint der Aufschlag, den man beim Einladenden selbst zahlt, manchmal ein klein bisschen zu variieren und die Fälligkeit der Willkür zu unterliegen. Jedoch gibt man für die Sicherheit des Preises und des Fahrplans die Flexibilität hinsichtlich der, in ihrer Zahl stark begrenzten, erreichbaren Ziele auf. Möchte man über diese hinaus, muss man auf die Minibusse zurückgreifen, die eigentlich nahezu überall fahren. Nur leider konnten wir uns aus den beschrieben Gründen nicht damit anfreunden. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, sollte den Preis vor dem Einsteigen erfragen (am besten immer Stift und Papier zur Hand haben) und sich irgendwie mit den anderen Passagieren gutstellen. Laut anderer Mongolen sollten die Minibusse nie mehr kosten als die grossen Busse pro km kosten. Jedoch ist wenig Platz für Gepäck vorhanden und die Plätze eng besetzt. Wenn man eine selbstorganisierte Gruppe ist, kann man auch den ganzen Minibus mieten und sich dann gemütlich zu einem Ziel der Wahl schaukeln lassen. Aber ist dies kein reguläres, sprich ein eh angefahrenes Ziel, kommen eventuell noch die Gebühren für den Rückweg des Fahrers dazu. Mit etwas Glück kann man jedoch auch die grossen Busse auf der Strecke für den Zu- oder Abstieg anhalten, verlassen sollte man sich zu mindestens auf den Zustieg jedoch nicht. Klappt es jedoch, zahlt man direkt beim mitfahrenden Kondukteur und der Preis scheint dann wieder Verhandlungsache.
Nach unseren paar Touren in die Wildnis, und wenn ich sie mit den Tourbschreibungen vergleiche, muss ich jedoch sagen, dass es teilweise sehr schwierig ist an die touristischen Spots zu kommen. So gibt es z.B. die kleine Gobi, 80 km vor Charchorin, die kein grosser Bus anfährt (aber viele vorbei) und die wir damit nur aus dem Fenster heraus bestaunen konnten. Naja, reicht in dem Falle auch, ist eh nur Sand und ein paar Grasbüschel. Aber die malerischen Fotos, die man dann wo anders sieht, und die man dann doch oft mehr oder weniger unterbewusst versucht nachzustellen, blieben uns verwehrt. Auch an den Orchon Wasserfall sind wir nicht gekommen und, größtes Manko, haben wir es nicht geschafft die Gobi zu besuchen. Aber von anderen wissen wir, dass vieles geht und überall trifft man dann doch ortskundige Ausländer. Auch Couchsuring, bzw hier das Jurtensurfing, ist immer mehr im Kommen, es gibt viele Peace Corpse Mitarbeitern und Mongoleiverrückte, die sich eingenistet haben und unendlich viele Reiseberichte von Individualreisenden. Sucht man Anschluss an anderer Touristen, wird man sehr schnell in den Hostels in Ulan Bator fündig. Das kann sich insbesondere lohnen, wenn man dann doch eine geführte Tour machen möchte und sich so mehrere Leute finden, die sich die Kosten für Fahrer, Benzin und Guide teilen können. Für eine Tour muss man so ungefähr mit 40 bis 80 USD pro Tag rechnen, fast egal wohin.
So, bevor jetzt hier jedoch die Meinung entsteht, dass alles nur stressig und kompliziert war, muss ich vehement widersprechen. Klar, ein Blog lebt von spektakulären und fremdartigen Erlebnissen und wir schreiben dann eher selten von den vielen schönen und ruhigen Momenten, die wir erlebt haben. Und dazu zählen die Ausblicke auf die unendlichen Weiten der Mongolei mit sehr unterschiedlichen Formen von leichten Hügeln bis hin zu schroffen Felswänden und schneebedeckte Gipfel. Nahezu immer scheint die Sonne und dank des spärlichen Schattens, wird es dann auch im November tagsüber, man kann fast sagen, warm. Ok, die Farben sind zu dieser Jahreszeit nicht so üppig. Dem strahlenden Blau des Himmels steht fast immer ein Ockerton gegenüber, was uns beim Fotografieren doch fast verzweifeln ließ. Um so mehr kann man sich dann auf die kleinen Feinheiten der Landschaft konzentrieren. Abgesehen vom endlosen Müll, sieht man immer wieder Schaf-, Ziegen-, Pferdeherden und die kleinen weißen Tupfen von Jurten. Bei dem Anblick kann man schon lange da sitzen und das ‘’Ausgestiegen sein’’ geniessen. Wenn, ja wenn, da nicht ständig die Zivilisation wäre. Scheinbar haben wir es nicht weit genug geschafft um den Motorrädern und Autos zu entkommen. Dachten wir noch, dass es quasi keine Menschen in der Monglei und in der Steppe gibt, waren jedoch tatsächlich überall gut befahrende Schotterpisten und Staubwolken nahezu immer sichtbar. Aber ganz in unserem Idealismus hoffe ich, dass es nur daran lag, dass wir auf Grund unserer selbstauferlegten Linienbustreue, einfach nicht weit genug ins Land hineingekommen sind. Und irgendwie wird es jetzt doch auch sehr kalt und es ist sicher nicht verkehrt sich die Mongolei als ein Sommerziel vorzunehmen, schließlich gibt es auch dann hier kaum Regen und unendlich viel Sonne. Unter Strich kommen mir die vier Wochen nach allem sehr kurz vor und es ist ein bisschen schade, das Land schon zu verlassen. Wir haben viele nette, aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen, sowohl Touristen als auch Mongolen, getroffen und zwischenmenschlich erging es hier uns besser als in Russland. Die Sprach- und Verhaltensbarrieren waren jedoch immer da und haben so manchen Austausch mit den Einheimischen verhindert und den Zugang zum Leben der Nomaden teilweise verbaut. Da half auch oft kein Keks und keine Schokolade, manchmal haben sie jedoch Tempeltüren geöffnet und ein warmes Abendessen eingebracht.
Ich überlege noch, ob dies nun der Traum der Weltreise ist, dieses doch etwas an der Oberfläche der anderen Welt Vorbeischrammen. Aber so oder so, hat die Mongolei mit seinen Einwohnern und dessen Geschichte (unvergessen der allgegenwärtige Dschingis Khan), seine unendlichen, teilweise lebensfeindlichen Weiten, seinen Kontrasten zwischen der modernen Welt und dem Ursprünglichen der Normaden, einen Eindruck hinterlassen, der mir noch lange zu denken geben wird... daher wird sich dieser Artikel sicher noch ab und zu änderen!
Heute (06.12.) haben wir unsere Ausgaben für die Mongolei überschlagen und kommen auf einen Tagessatz von 22 EUR für zwei Personen und einem Aufenthalt von fast einem Monat (inklusive Unterkunft, Transport, Lebensmittel, Restaurantbesuche, Eintrittsgelder und andere Kleinigkeiten) und nahezu kompletter Eigenorganisation. Dagegen kostet eine geführte Tour zwischen 25 und 30 EUR pro Person und Tag (inklusive Transfer, Unterkunft, Essen, ohne Eintrittsgelder).