30.08.2012 Togian Inseln - Abgetaucht im goldenen Käfig

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Schlafen, Essen, Schwimmen - und täglich grüßt das Schnorchelboot

Die Togian Inseln - wie ein goldener Streifen am Horizont in den dunklen Tagen von Kalimantan und der schweißtreibenden Dschungelwanderung im Lore Lindu Nationalpark leuchtete unsere Vorstellung der Inseln im Herzen von Sulawesi mit weißen Stränden, glasklarem Wasser und beeindruckenden Korallengärten. Von einem indonesischen Freund wärmstens empfohlen, hatten wir hohe Erwartungen an die Inseln. Und langsam aber sicher kamen wir dem weltlichen Paradies näher.

Die Anreise ist so herausfordernd, wie die Inseln anschließend Erholung bieten. Sicher hatten wir es uns mit der Fährfahrt von Kalimantan und den kleinen Umweg durch den Lore Lindu Nationalpark nicht einfach gemacht, aber inzwischen waren wir in Ampana angekommen, einer der beiden Fährhäfen mit Booten zu den Togean Islands. Vom Fahrer unseres Sammeltaxis aus Poso wurden wir kurz nach 19Uhr vor dem Losmen Irama (Empfehlung der anderen, indonesischen, Fahrgäste) abgesetzt in dem es abermals nur ein mehr als fragwürdiges Zimmer für uns gab. Die Zimmerwände waren mehr als feucht, so dass der Putz überall herab fiel. Unser Entsetzen darüber verbergen wir schon lange nicht mehr, aber diesmal kam tatsächlich die Frage, warum wir denn das Zimmer nicht mögen!? Leider sahen wir erst am nächsten Morgen, dass eine Unterkunft, ein wenig die Straße hinauf, wesentlich besser aussah und nur wenig mehr kostete - allerdings waren dort alle anderen Touristen: wollten wir das?

Den Abend nutzten wir noch für einen kleinen Orientierungsrundgang, fanden Fährableger, Markt, Supermarkt (bescheidener Hamsterkauf für die Inseln), einen Pisang Goreng (frittierte Bananen) Verkäufer, woraufhin Pablo erst einmal hinter eine Mauer kotzte. Offensichtlich war da was mit dem Mittagessen auf dem Busbahnhof in Poso nicht in Ordnung gewesen... halb so schlimm. Da auf den Togians kein Internet zu erwarten war, nutzten wir noch kurz das Angebot des gegenüberliegenden Internetcafés und verknüpften außerdem unsere indonesische Mobilnummer mit unserem Twitter-Konto um wenigstens ab und zu ein Lebenszeichen absetzen zu können. Zum Schluss ließen wir uns die Abfahrtszeit und den Ort der Fähre von unseren Hausherren bestätigen und dann ging es ins Bett, gut vorbereitet, wie wir dachten.

Am nächsten Morgen gab es zum Frühstück einen Gang über den Markt und einen Kaffee im Losmen dank des Warm-Wasser-Spenders. Auf dem Weg vom Markt zurück trafen wir zufällig und zum Glück auf Mr. Dadang, mit dem wir bereits vorher per Anruf und SMS Kontakt gehabt hatten. Seine Telefonnummer hatten wir auf einer Internetseite (inzwischen offenbar leider erloschen) gefunden, auf der nahezu alle Unterkünfte der Togians vorgestellt werden. Da viele davon selbst weder Internet noch Telefon haben, bietet er sich als Mittelsmann an und hilft bei der Organisation von Unterkünften - Kommission nimmt er nicht, bzw. bekommt sie von den Resorts (wodurch sich der Preis für den Gast nicht offensichtlich erhöht). Wir hatten von ihm eine Zusage, dass im Sunset Beach Resort auf Pulau Togian noch ein Bungalow frei ist. Die Resorts bei Bomba seien dagegen komplett ausgebucht. Persönlich kann man ihn meistens im Oasis, eben jenem Touristenhotel, antreffen. Zu unserer Überraschung eröffnete er uns, dass die Fähre nach Wakai, dem Hauptort der Togians, heute nicht von Ampana sondern von Vebone, rund 13km entfernt, abfährt. Gleichzeitig bot er uns an in einem Auto mitzufahren, welches bereits einen anderen Tourist fuhr. Wir waren unsicher, stiegen aber aus Ermangelung besserer Informationen ein, denn ein Verpassen der Fähre wollten wir auf keinen Fall riskieren. Sicher keine falsche Entscheidung, da der Fährplan für uns nahezu komplett undurchsichtig war. Je nachdem, wohin man auf den Togians will, gibt es entweder von Vebone recht moderne Autofähren (bzw. eher Mopedfähren) oder von Ampana Holzschiffe, von denen ab und zu eines total überladen sinkt. Man sagt, die Anzahl der Schiffe, die bei den Togians untergeht, wird in keinem anderen Land übertroffen (Die Information stammt aus dritter Hand und das persönliches und dramatisches Empfinden mit dabei ist, kann nicht ausgeschlossen werden)! Uns geschah jedenfalls nichts, die Überfahrt war jedoch lang und unbequem. Auf dem oberen Deck konnte man es vor Hitze kaum aushalten und aus unseren Schattenplatz vertrieben uns erfolgreich ein paar junge Indonesier, die sich direkt neben uns in eine stinkende Zigarettenrauchwolke hüllten. In den Aufenthaltsräumen war es genauso qualmig und so blieb uns nur ein zugiges Plätzchen auf dem Fahrzeugdeck ganz unten.

8202198245_f8d72683e2_n.jpg Nach der schmalen Durchfahrt, eigens für die Schiffspassage von Untiefen befreit, zwischen den Inseln Togian und Batu Daka kam endlich Wakai in Sicht. So gar nicht paradiesisch wurde ein typisches indonesisches Dörfchen sichtbar: krumm und schiefe Häuschen mit massiven Wasserschäden, Müll auf den Straßen und im trüben Wasser und überall wuselten Menschen, von denen der Großteil es auf die Langnasen an Bord abgesehen hatte. Hat man eine Reservierung für eines der Resorts auf den umliegenden Inseln, wird man meistens kostenfrei mit einem Boot abgeholt. Hat man wenigstens eine Idee, auf welche Insel man möchte, kann man sich meistens an die Touris mit Reservierung anschließen, bleibt man dann noch im gleichen Resort, ist die Fahrt kostenfrei, ansonsten muss man ab 20'000 Rupien zahlen. Auf uns wartete auch jemand: Uni, eine kleine quirlige Frau, die sich als Managerin des Sunset Beach Resorts vorstellte. Sie brachte uns, durch ihr Haus (erschreckend ähnlich den vergammelten Hotelzimmer) zu ihrem Anleger Boot, in dem schon ihr Mann wartete. Wir waren gespannt! Noch war das Wasser trübe, kein Strand in Sicht... hier sollten wir das Schnorchelparadies finden? Zunächst ging es nur ein kurzes Stück am Dorf lang zum Eishändler und dann verschwand Uni für eine kleine Ewigkeit auf der Jagd nach Toilettenpapier und Bananen. Der Eisblock lag währenddessen in der prallen Sonne und schmolz zusehens - wir würden es ja Geldverschwendung nennen, aber das floss scheinbar ausreichend.

Die Unterkünfte auf dem 56 Inseln der Togians, seit 2004 ein Nationalpark, waren zahlreich und doch gut verteilt, teilweise sehr einsam gelegen - für das Robinson Crusoe Gefühl, jedoch mit Vollverpflegung dank der vielen (fleißigen) Freitags. Individuelle Versorgung gänge quasi nur, wenn man auf den größeren Inseln und dann in der Nähe von den jeweiligen Hauptorten, wie Wakai auf Pulau Batu Daka, Malenge auf Pulau Malenge oder Katupat auf Pulau Togian, bliebe. Fährt man auf die unzähligen kleinen Inseln, zu denen es meist nur kleine Taxiboote oder eben jene Boote, die Resorts gehören, gibt, ist man mehr oder weniger im Resort "gefangen". Daher gibt es nahezu nur Alles-Inklusive-Angebote, die sowohl Unterkunft als auch Essen und Trinken beinhalten. Je nach Preisklasse fällt der Luxus der Bungalows, die Vielfalt im Restaurant und die angebotenen Extras, wie Schorcheltrips und dazugehörige Ausrüstung dabei sehr unterschiedlich aus. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass Tauchresorts meist mehr bieten und entsprechend teurer sind. Die günstigsten Angebote fangen bei 150'000 Rupien (ca. 13€) pro Person an, nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Ist man mit seinem Resorts aus irgendeinem Grund unzufrieden, ist das Wechseln oft nicht so einfach. Entweder, wenn das Nächste nicht weit weg ist, kann man sich gegen ein Entgelt hinfahren lassen, oder wenn Telefonkontakt möglich, kostenfrei abholen lassen. Will man so oder so auf weiter entfernte Inseln, kann man sich vom eigenen Resorts wieder zurück zum nächsten Ort mit Fähre fahren lassen. Den Fährplan sollte man jedoch vorher erfragen, da nicht jeden Tag etwas in die gewünschte Richtung fährt. Genug Geld sollte man auch bei sich haben, da es bisher keinen Geldautomaten auf den Inseln gibt. Ist es dann doch unerwartet alle, gibt es bei manchen irgendwie die Möglichkeit auf dem Festland zu zahlen, aber der genaue Ablauf ist uns nicht bekannt. Ein bisschen seltsames Gefühl ist es schon, wenn man mit Taschen voller Geld anreist, es jeder weiß und man es irgendwo platzieren muss, hält man sich doch den größten Teil des Tages im Wasser auf.

Sunset Beach Resort, Pulau Togian

8195863795_600437be07_n.jpg Von Wakai aus ging es im Vinta Einbaum-Boot immer entlang der bewaldeten Küste Pulau Togians und nach gut 20 Minuten kam eine kleine Bucht mit einem winzigen Strand in Sicht... ja, das war einsam, nicht viel mehr als sechs Bungalows und ein Restaurant standen da umgeben von Dschungel. Nachdem wir unseren sehr einfachen aber geräumigen und recht ordentlich verarbeiteten Bungalow mit angebautem Bad (Toilette und Wasserrohr auf Brusthöhe) bezogen hatten, erklommen wir das Restaurant um eine erste Idee über das "alles-inklusive" zu bekommen. Das Restaurant war im wesentlichen eine große überdachte Terrasse auf sehr hohen Stelzen, so dass man einen weiten Blick über das Meer und die anderen nahen Inseln, darunter Pulau Karidiri, hat. Außer zwei großen Tischen und ein paar Stühlen gab es nicht viel mehr. Auf einem kleinen Tisch am Rande erspähten wir jedoch Wasser, Thermoskannen, Teebeutel und Kaffee - viel mehr schien es nicht in unserem Inklusivpaket zu geben. Zur unserer Überraschung bekamen wir ein kleines, leckeres Mittag vorgesetzt (die Reste des eigentlichen Mittags) und dann schwenkte unser Blick natürlich schon zum Kaffee und zum großen Glas mit Keksen. Die bescheidene Anzahl der Kekse ließ uns schon befürchten, dass wir da auf unsere eigenen Reserven zurückgreifen müssen. Dazu kam, dass der Kaffee, zu dem es keine Milch gab, sehr gewöhnungsbedürftig nach Gewürzen schmeckte. Ich unkte, dass in dem Glas eventuell vorher Mentos waren, aber am letzten Tag klärte uns ein Schweizer Geschwisterpaar auf. Wir hatten die große Ehre den regionstypischen Ingwer-Kaffee zu genießen, den sie schon so lange gesucht hatten. Während sie sich schwer begeistert zeigten, haderten wir mit unserem Kaffee-Schicksal. Immerhin konnten wir Milch bestellen, die uns am nächsten Tag per Boot in Form von gesüßter Kondensmilch mitgebracht und später tatsächlich in Rechnung gestellt wurde.

Insgesamt blieben wir vier Nächte und drei volle Tage am Sunset Beach. Wobei die Tage nahezu immer gleich abliefen: Frühstück, Schnorchelausflug, Mittagessen, Selbstbeschäftigung, Abendessen und Schlafen. Das Essen, das wir am Anfang noch begeistert verschlungen hatten, wurde bald ein bisschen eintönig. Es gab stets gebratenen Fisch, Reis, ein Gemüse-Curry oder Nudeln in Soße und Bananen zum Mittag und Abend und zum Frühstück einen Bananen-Pancake (leider ein no go für uns). An zwei Tagen und Abenden waren wir die einzigen Gäste im Resort (immerhin gab es genauso viel Essen, wie am vorherigen Abend zu viert). An einem Abend wurde sogar der Strom bereits schon um 19 Uhr abgestellt (der Generator läuft ab Dämmerung) und wir saßen im sprichwörtlichen Dunkeln. Da meistens nur die Küchenfeen im Resort waren und ihr Englisch sehr rudimentär, schafften wir es auch nicht sie wieder zu überreden den Strom anzustellen. Aber vielleicht wollte sie auch nur schlafen, denn das tat sie dann ganz schnell in einer Hängematte eines leeren Bungalows.

Das Highlight eines jeden Tages war unumstritten der Schnorchelausflug mit Unis Papa in seinem Boot. Mit einem gütigen Lächeln fuhr er mit uns mitten aufs offene Meer und schaute dann gespannt auf unsere Reaktion. Ein Blick vom Boot ins glasklare Wasser zeigte schon, dass er zu recht stolz sein konnte: prachtvolle Korallen und viele bunte Fische tummelten sich; der Meeresboden - weit draußen - nur wenige Meter unter uns! Folgend will ich kurz die einzelnen Spots auflisten - wir waren von allen begeistert. Inwieweit sie jedoch den routinierten und welterfahrenen Schnorchel vom Hocker, oder besser vom Boot reißen, können wir nicht einschätzen, dazu fehlt uns noch ein wenig an Erfahrung. Aber selbst Petra, die eigenlich nicht viel vom Meer und noch weniger von Fischen hält, welche nicht durch eine Glasscheibe von ihr getrennt sind, lockte es doch immer wieder ins Wasser.

Am ersten Tag ging es sehr weit raus ins Meer, bis endlich der Motor ausging. Taipi Wolf hieß der Spot und er wird sowohl von Schnorchlern als auch von Tauchern viel besucht, an diesem Tag waren wir die einzigen. Weit und breit kein Land in Sicht war es für Petra eine große Herausforderung ins Wasser zu gehen, zumal wir leichten Wellengang hatten. Aber es lohnte sich! Auf einem sehr großen Korallenriff konnte man sich ewig lange treiben lassen und immer wieder gab es neues zu sehen. Am Rande des Riffs fiel der Meeresboden steil ab - für viele sicher spannend, für Petra zu unheimlich da dort die Strömung sehr stark war. Leider wurde bis vor kurzem aktiv Dynamitfischen bei den Togians betrieben und die Auswirkungen sieht man bei Taipi Wolf an manchen Stellen.

Da das Wetter am nächsten Tag nicht so gut war, bewölkt und überraschend windig, ging es mit Unis Bruder quasi nur um die Ecke zu Open Tangkian. An einer steil abfallenden Uferwand wachsen riesige farbenfrohe Korallen, die bei Ebbe teilweise aus dem Wasser ragen. Leider war das Wasser wegen des Windes sehr aufgewühlt und die Sicht ein wenig trübe, aber die Korallen und Fische waren nicht minder beeindruckend für uns. Gern hätten wir diese Stelle bei ruhiger See nochmals besucht.

8201719063_b61dcc33d8_n.jpg Vom Sunset Beach kann man nicht nur wunderschöne Sonnenuntergänge sehen, sondern auch, in weiter Ferne, ein paar Bambushütten auf langen Stelzen mitten im Meer stehen: Hotel California - ein weiteres Korallenriff. Am Vormittag des dritten Tages fuhren wir mit Papa Uni dorthin und waren erneut beeindruckt. Eventuell war dies das schönste Riff, was wir bisher auf unsere Reise gesehen hatten. Es stimmte nicht nur Unterwasser, sondern auch Überwasser gaben die Bambushütten und eine kleine Insel mitten im blauen Meer ein perfektes Postkartenmotiv ab.

Die viele freie Zeit zwischen den Mahlzeiten und Schorchelgängen vertrieben wir uns mit Fahrten im kleinen, wackligen Holzkanu des Resorts. Einmal ging es zur Insel gegenüber und einmal entlang unserer Insel zu einem Süßwasserfluss, der im Meer mündet. Weit kamen wir damit jedoch nicht und als wir einen Stachelrochen im Wasser sahen, ließen wir es da auch mit dem Schwimmen sein. Direkt vor dem Sunset Beach gibt es wenig Korallen zu sehen und Schwimmen ist nur entlang der Insel sicher, da es sich um eine recht rege genutzte Bootsstrecke handelt. Nah beim Resort gibt es noch ein kleines Fischerdorf (ca. 1km östlich, unbequem, aber am Ufer entlang erreichbar), was wir jedoch nicht besucht haben.

Am letzten Tag gab es, gemeinsam mit den Schweizern, einen Ausflug zu einem Süßwassersee voller kleiner, ungiftiger Quallen. Erstmalig waren wir an einem Ort nicht allein und so teilten wir das trübe Wasser im einer Gruppe vom Black Marlin Dive Resort auf Pulau Kadidiri. Weder der trübe See noch die Quallen waren besonders beeindruckend und auch das anschließende Schnorcheln zum Carina Beach war, im Vergleich zu den anderen Spots, nicht so farbenfroh und beeindruckend, große Flächen der Korallen waren vom Fischen zerstört. Der Strand an sich ist jedoch tatsächlich sehr schön und, aus der Ferne betrachtet, ein wahres tropisches Musterbeispiel. Vom nahen war er jedoch eine asiatische Wahrheit: überall herumliegender Müll verrät, dass es ein beliebter Picknickplatz der Inselbewohner ist.

Da zusehends Zeit und Geld zerrannen, war es an der Zeit noch einen Ortswechsels vorzunehmen um noch eine weitere Perspektive von den Togians zu bekommen und so ließen wir uns von Uni nach einem kurzen Missverständnis über den Fährplan (sollten wir sie wirklich verpassen um noch länger bleiben zu müssen?) zurück nach Wakai fahren um die Nachmittagsfähre nach Malenge zu bekommen.

Losmen Lestari, Pulau Malenge

8203078912_25deb7b38c_n.jpg Von Wakai fuhren wir um 16Uhr mit einem Holzschiff (Fähre nach Gorontalo) nach Malenge ab. Die Holzschiffe von der Kategorie "Untergangsgefährdet" scheinen nicht wirklich für den Personentransfer gebaut zu sein. Über wacklige schmale Stege muss der berucksackte Tourist durch eine kleine Tür ins Innere klettern, wo meistens schon jeder Zentimeter mit Säcken, Tonnen oder sperrigen Gebinden vollgestellt ist. Glücklich, wer einen Platz auf der oberen Fläche der zweistöckigen, meist ziemlich dreckigen Liegeflächen mit Matratzen bekommt und sich somit dem ständigem Hin und Her auf dem schmalen Gang entziehen kann. Das Gedränge und Gestolper wird noch verstärkt durch die beharrlichen Kids, die unermüdlich Getränke und Nasi Goreng anpreisen und verkaufen. Endlos scheint auch der Strom an Sachen, die im tiefen Bauch des Schiffes verschwinden, sehr oft Baumaterial. Sieht man die Menge der Zementsäcke und die bedenkenlose Überladung der Schiffe, sind die vielen Schiffsunglücke gut nachzuvollziehen. Schwimmwesten und Rettungsbote kann man vergeblich suchen, am besten fasst man da eine "Tür" ins Auge - ein Brett, was lose die Einstiegsluke verschließt.

Nach gut 45 Minuten Fahrt kamen wir in Katupat an, ein kleines Dorf auf Pulau Togian und Anreisestelle für einige umliegende Resorts. Wir wurden gleich von einem Fänger eines Tauchresorts angesprochen aber da wir ein festes Ziel hatten, lehnten wir dankend ab. Immerhin sprach er von mehr als 15 Gästen, die derzeit bei ihm seien - klang weniger einsam als Sunset Beach, dafür konnte er nur mit zwei Schnorchelspots werben. In Malenge kamen wir gegen halb sechs an und beinahe verpassten wir unseren Ausstieg. Ortsschilder am Hafen oder Ansagen an Bord gibt es nicht und oft indifferente Kopf- und Handbewegungen der Indonesier sind meist schwer zu deuten. Eine kleine Asienlektion: Unwissenheit geben Asiaten ungern zu, lieber sagen sie etwas Falsches und machen unbestimmbare Gesten - vermeide Ja/Nein- und Suggestivfragen. Als wir dann beschlossen, dass wir in Malenge sind, hatte sich zum Glück schon das allgemeine Chaos (jeder drängt hinaus oder zumindestens ans Fenster) bei Hafeneinfahrt gelegt und wir mussten nur auf schmalen Treppen in den Lagerraum des Schiffes runter, dort über Zementsäcke steigen und durch einen schmalen Spalt, gebildet durch die niedrige Ladeluke und den viel zu hohen Pier, klettern. Warum dies der empfohlene Ausgang war und wir nicht wie ganz normale Menschen aufrecht von Bord gehen konnten, war nicht ersichtlich.

Auf Malenge gibt es drei Unterkünfte: Sifa Cottages, Losmen Lestari und Malenge Indah (irgendwie verknüpft/verwandt mit Sunset Beach). Letztgenannte haben beide sowohl eine Unterkunft im Dorf Malenge selbst und, jeweils eine rund 20 minütige Bootsfahrt entfernt, ein Bungalow Resort und von beiden stand jemand am Pier und erzählte von den Vorzügen der Anlage. Malenge Indah schien derzeit keine Gäste zu haben, Lestari dagegen schon. Das war jedoch nicht das eigentliche Entscheidungskriterium, sondern die Lage. Überall geisterten schicke Bilder von einer sehr langen Holzbrücke zu einem kleinen Dorf auf einem Felsen umher. Die wollten wir sehen und daher hatten keine der Resorts eine Chance außer Lestari. Die schicke Anlage liegt auf auf einer kleinen Landzunge, die eine kleine Lagune auf der einen Seite und einen größeren Strand zur anderen Seite bildet, von der man die Holzbrücke und das Dorf sehen und hören kann. Die Bungalows, überhaupt alle Gebäude, hatten zwar mehr Inneneinrichtung und Farbe als die beim Sunset Beach, wirkten jedoch, eventuell dadurch bedingt, etwas mehr genutzt. Dafür gab es zwei, statt einer, Hängematten auf der geräumigen Veranda, perfekt für die vielen Stunden Nichtstun, denn Schnorchelgänge wurden uns nicht angeboten. Die anderen Gäste hatten das einzige, nahe Riff bereits am Vortag abgearbeitet und zeigten wenig Begeisterung nochmals hinzufahren zumal die Fahrten bei Lestari bezahlt werden müssen und der Preis bei wenigen Teilnehmern natürlich steigt. Ansonsten wird noch eine Dschungeltour angeboten - nichts für uns, dafür waren wir nicht auf die Inseln gekommen. Von einem begeistern Hobby-Ornithologen hörten wir jedoch nur Gutes über die Vielfalt der Vogelarten und sogar eine besondere Schweineart, das Babi Rusa (Hirscheber, ein Schwein mit gewaltigen, nach oben gebogene Hauern), soll auf der Insel rumlaufen. Aber selbst der Besitzer des Resort hatte so ein Exemplar erst einmal in seinem ganzen Leben gesehen, die Aussichten bei einem kurzen Besuch waren also nicht besonders erfolgsversprechend.

Am ersten Tag auf Malenge passierte nicht viel. Essen (und das nicht besonders abwechslungsreich), ruhen, baden und ein kurzer Versuch den Weg zum Ausgangspunkt der Brücke zur Felseninsel Pulau Papan mit dem Bajau-Dorf zu finden - das war's. Erfolgreicher waren wir erst am Vormittag des zweiten Tages. Dank der guten Seele der Anlage, dem Mann für Alles, fanden wir diesmal den Weg durchs Landesinnere, über Hügel und durch Gestrüpp und kamen ziemlich verschwitzt an der Brücke an. Begrüßt wurden wir von einer Gruppe Halbstarker, die uns ohne Gruppenfoto nicht ziehen lassen wollten. Aber dann lag sie endlich vor uns, die Holzbrücke von sagenhaften 800m Länge, über flaches Wasser und Korallen. Andere Reisende hatten uns erzählt, das die Konstruktion teilweise so abenteuerlich und kaputt sei, dass sie lieber mit dem Boot zurück zum Resort gefahren sind als noch einmal drüber zu laufen - das versprach gute Bilder! Und die gab es dann auch. Am Anfang sah alles noch sehr gut in Schuss aus und an uns vorbei rannten Kids zum Dorf. Kurz vor dem Dorf war es dann aber doch recht abenteuerlich und wacklig. Lücken waren nur notdürftig geflickt und teilweise war ein guter Gleichgewichtssinn gefragt. Zwar ist die Brücke nicht hoch und das Wasser nicht tief, aber die Korallen versprachen eine potentiell schmerzhafte Landung. Im Dorf angekommen, atmeten wir erstmal durch und wagten dann einen kurzen Rundgang. Nahezu alle Häuser stehen auf langen Stelzen im flachen Wasser und sind über Holzwege miteinander verbunden. Nur wenige Häuser stehen tatsächlich auf der winzigen Felseninsel. Alles ist eng beieinander, überall schaut man direkt in die Holzhäuser und Privatsphäre scheint es kaum zu geben und so fühlten wir uns ein bisschen wie Eindringlinge und traten schnell den Rückzug an. Der ging nicht ganz so schnell, wie der Hinweg. Kurz vor 12Uhr kamen die Schulkinder zur Mittagspause zurück nach Hause und nahezu jedes bestand auf einem Foto. Dazu bekamen wir aufgeregt Anweisungen, halb auf Indonesisch, halb auf Englisch und immer deuteten sie auf die Bungalows des Resorts. Später ging uns auf, dass wir die Fotos zum Resort schicken sollten, so dass sie der Besitzer zum Dorf bringen kann. In Jakarta kamen wir diesem Wunsch nach.

Die Bewohner des Dorfes gehören zu den sogenannten Seenomaden (Sea Gypsies) oder Bajau, ein generischer Begriff für Ethnien, die mit, vom und auf dem Meer leben. Ursprünglich von den Philippinen kommend, leben sie nun im ganzen maritimen südostasiatischen Raum. Der Besitzer des Lestari ist ein ehemaliger Bewohner der oben genannten Insel und dank seiner guten Verbindungen, können seine Gäste sich zum Beispiel Hummer bei den Dorfbewohnern aussuchen und im Resort zubereiten lassen. Bleibt man länger im Lestari ist es sicher eine gute Option dem gleichförmigen Essens zu entkommen.

Nach einer Woche war es an der Zeit die Realität ins Auge zufassen: Das Geld wurde knapp und den ganzen Tag faul in der Sonne liegen und sich bekochen lassen... das kann man ja fast nicht aushalten. Der Betreiber vom Lestari machte uns zum Glück den Abschied einfacher, in dem er für die Rückfahrt zur Fähre einen Benzinzuschuss verlangte (einmalig auf den Togians?!). Bereits um kurz nach fünf Uhr morgens versammelten wir uns mit anderen Abreisenden beim Frühstück und um 6Uhr fuhr die Fähre nach Ampana vom Malenge-Dorf ab. Die Fahrt verlief unspektakulär langweilig, allein unterbrochen durch das Balancieren von Kaffee durchs Schiff und einen längeren Aufenthalt in Wakai. Auf der Suche nach Essen an Land, traf Petra noch mal auf Uni - herzerfrischend nach der Muffellifkeit beim Lestari. Essen kann man übrigens am besten an Bord kaufen. An Land gab es nicht viel und es war teuerer.

In Ampana angekommen, waren wir uns einig, dass es gleich weitergehen soll, es nicht noch eine Nacht wert ist und so versuchten wir wieder unseren neuen Trick: Wir saßen so lange am, natürlich verwaisten Busbahnhof, bis sich ein Sammeltaxi nach Poso auftat. Mit Erfolg und so waren wir pünktlich zur Dunkelheit dort, diesmal nicht am Busbahnhof sondern mitten in der Stadt. Wir aßen noch schnell die mit Abstand schrecklichste Pizza, die wir je hatten, und dann waren wir reif fürs Bett. Am nächsten Morgen wollten wir früh raus um einen Bus nach Rantepao weiter im Süden zu bekommen, zu einer Region namens Tana Toraja, die für ihre einmaligen Beerdigungszeremonien bekannt ist.

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Fakten

  • Fähre (Holzschiff) von Malenge nach Wakai und weiter nach Ampana am Dienstag, Donnerstag, Sonntag um 6Uhr
  • Reservierung für (fast?) alle Unterkünfte über Mr. Dadang (+6285241003685) in Ampana, da kein Handynetz auf den Inseln

Sunset Beach Resort, Pulau Togian

  • Besitzerin/Betreiberin Uni kann man meistens in Wakai antreffen, jeder kennt sie.
  • 150'000 IDR pro Person im DZ-Bungalow, inkl. drei Mahlzeiten, Wasser, Kaffee und Tee
  • Anreise und Abreise (Boot zu Wakai) inklusive, sogar zu nahgelegenen Resorts (z.B. Pulau Kadidiri)
  • Schnorchelausflüge und Equipment (Schnorchel, Maske, Flossen) eventuell inklusive

Losmen Lestari, Pulau Malenge

  • ab 120'000 IDR pro Person im Bungalow (mit oder ohne eigenem Bad), inkl. drei Mahlzeiten, so auch Wasser, Kaffee und Tee
  • Anreise vom Malenge-Dorf inklusive, Rückfahrt kostet 10'000 IDR
  • Schnorchel- und Inselausflüge kosten extra
  • Die Anlage an sich ist schön, aber der Besitzer war nicht besonders freundlich. Der "Mann für Alles" war jedoch immer hilfsbereit.

Weblinks

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