25.01.2012 Wanderung am Li Fluss von Xingping nach Yangdi

Aus RTW

Version vom 15. Mai 2013, 23:09 Uhr von Wiese (Diskussion | Beiträge) (coordinate)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Xingping, Ausgangspunkt einer Wanderung, mehr nicht - 20 RMB Blick - Informationspolitik in China - beeindruckende Landschaft entlang des Li Flusses

Auf unsere Suche nach Wanderwegen in China, haben wir immer wieder vage Hinweise und Beschreibungen für einen 16 km langen Weg entlang des Li Flusses durch Karstberge gefunden. Genug um uns in die Umgebung zu locken und uns diesem Unterfangen zu stellen. Wie man das so macht, haben wir uns in Vorbereitung auf die Tour hilfesuchend an die Einheimischen gewandt und nach weiteren Infos gefragt. Leider war es jedoch so, dass wir, je mehr Leute wir fragten, umso mehr widersprüchliche Aussagen bekamen. Zum einem hieß es, dass die Gebühr für den Weg von 16 RMB just im Januar 2012 auf 118 RMB erhöht wurde ("zu viel Andrang" - wir trafen kaum eine Socke), dann hieß es jedoch es wären nur 80 RMB. Preise, die uns den Weg nicht wirklich attraktiv machten. Im Hostel in Xingping wurde uns sogar geschworen, dass eine der drei notwendigen Fähren nicht fahren würde. Die Regierung hätte die Flusspassage geschlossen und kein Boot könne bei Lengshui den Fluss, werder nord- noch südwärts, noch von Ufer zu Ufer, passieren, was später durch die schiere Masse an Booten widerlegt wurde. Von allein versteht sich die Aussage der Flößer, dass es den Weg gar nicht gibt, aber per Boot können sie uns gern bequem nach Yangdi bringen. Überhaupt versicherte man uns jedoch einstimmig, dass ein Bus fährt, so dass wir den Weg nicht zu Fuß zurücklegen müssen. Unsere Idee des Trekkings wollte nicht so recht einleuchten.

Trotzallem kamen wir gegen Mittag aus Yangshuo in Xingping bei leichtem Niesel an und hatten fest vor am nächsten Morgen unseren Weg zu gehen. Wir fanden schnell ein Zimmer, in dem leider die Klimaanlage (d.h. Heizung) nicht funktionierte und schaute man hinter den Fenstervorhang erklärte das Loch in der Wand die Kälte im Zimmer. Dafür war es recht preiswert und die Gastgeber ausgesprochen nett. Noch bevor wir den Ort erkunden konnten, wurden wir zum Naschen vom bunten Teller (anlässlich des Chinesischen Neujahrs) eingeladen. Neben chinesischen Süßigkeiten, Orangen und Kumquats entdeckten wir Wasserkastanien für uns. Als wir unsere Begeisterung dem Gastgeber zeigten, holte er noch mehr und stopfte sie uns in alle taschenähnlichen Öffnungen unsere Regenjacken, auch wenn er dabei nur die Lüftungsschlitze traf - ganz chinesisch lehnten wir heftig ab und er überging es durch sein Handeln. In Xingping selbst gab es leider nicht viel zu entdecken. Wir erklommen die nicht ganz einfachen 1159 Stufen eines 220 m hohen Karstberges am südwestlichen Ende der Stadt (ganz ohne Eintritt!) und bekamen dort oben einen guten Eindruck von der übersichtlichen Größe des Ortes. Außerdem suchten und fanden wir, vorbei an vielen "Bamboo?!"-Angeboten, den Blick auf die Karstberge am Li Fluss, den man auf den 20 RMB sieht. Ansonsten kann man durch ein paar alte Straßen spazieren, die mit ihren wenigen stylischen Cafés wesentlich authentischer wirken als in Yangshuo. Dafür ist man eben auch schnell durch und wir erkundeten noch ein wenig die Umgebung. Über einen Hinterhof am Ende einer Sackgasse im Süden der Stadt kamen wir in einen abgelegenen Orangenhain mit ein paar Häusern, an dessen Ende wiederum ein Weg die Berge hinaufführt. Nach einem knackigen Aufstieg eröffnet sich ein kleines Tal und folgt man dem Weg weiter bergan, sieht man bald wieder den Li Fluss. Erwartungsgemäß gibt es eine ganze Menge alter, malerischer Pfade, die früher die Dörfer verbunden haben bevor ein 5-Jahres-Plan festlegte, dass alle Orte an das Straßennetz angebunden sein müssen, und die Einwohner lieber mit dem Moped fahren - was man ihnen so richtig aber auch nicht verdenken kann.

Ermutigt durch diese Erkenntnis machten wir uns am nächsten Morgen auf nach Yangdi. Der Weg unterteilt sich in drei Abschnitte, jeweils durch eine Fährfahrt verbunden. Da, laut Hostelangestellten, die Fähre bei Lengshui auf keinen Fall fahren sollte, und der Weg am östlichen Flussufer bis dahin ohnehin entlang der Straße verläuft, beschlossen wir noch in Xingping mit der öffentlichen Fähre überzusetzen, so dass wir gleich für den zweiten Abschnitt des Weges auf der richtigen, westlichen, Flussseite waren. Außerdem hatten wir so die Hoffnung dem vermeintlichen Kassenhäuschen und den 118 RMB aus dem Weg zu gehen. Somit starteten wir im westlichen Teil Xingpings und gingen auf dem Hauptweg in westliche Richtung. Sobald wie möglich folgten wir einem breiteren Weg in nördliche Richtung durch eine Bergkehle in ein Tal und stießen kurz darauf wieder zum Flußufer. Obwohl wir dort einen vielversprechenden Trampelpfad am Ufer entlang fanden, endete dieser nach gut 30 Minuten an einer Steilklippe, unter der wohl früher die Bambus-Flößer lebten, bis die Siedlung niedergemacht wurde, so dass wir umkehren mussten. Im Tal zurück versuchten wir einen Weg im Landesinneren zu finden und erklommen einen Pass durch einen eingezäunten Orangenhain, der uns wiederum zurück in die Zivilisation brachte. Immerhin half uns dort eine Frau weiter, in dem sie uns eine Schotterstraße am Horizont zwischen zwei Karstbergen zeigte, die nach Lengshui führen sollte. Zwar irrten wir ein wenig durch die Felder umher und nahmen einmal einen falschen Abzweig, aber bald kamen wir der Straße näher und siehe da, plötzlich gab es eine Wegmarkierung in Form von roten Pfeilen, die in unsere Richtung wiesen - ob sie das Wandern erleichtern sollten, sei dahingestellt. Mal folgten sie der Schotterpiste und mal einem alten Weg nahe dabei, aber immer stetig bergab, bis wir uns einem großen Bergrücken gegenüber fanden, hinter dem wir Lengshui und den Li Fluss vermuteten. Da die Pfeile der Schotterpiste in westlicher Richtung folgten, wir jedoch unseren GPS-Koordinaten im Osten entgegen gehen wollten, ging es für uns weiter steil bergan, durch ein riesiges Anbaugebiet von Kumquats, deren Reife wir auf verschiedenen Höhen sorgsam überprüften. Oben angekommen, zeigte sich, dass wir wieder auf die Schotterpiste mit den roten Pfeilen trafen und wir den Aufstieg zur Aussichtsplattform des Nine-Horse Fresco Hill (Neun Pferde Relief Berg) erreicht hatten.

Schon ziemlich platt von den vielen Aufstiegen (eigentlich sollte es doch eine Wanderung entlang des Flusses werden) und der Erkenntnis, dass wir nichtmal ein Drittel des Weges geschafft hatten, begannen wir den Abstieg nach Lengshui entlang einer asphaltierten Straße, die unten im Tal zu einem Parkplatz mit etwas Zeltplatzähnlichen abzweigte. Unsicher, ob wir bereits wieder am Fluss waren, liefen wir durch die Anlage, dann wieder zurück zur Straße, bis wir endlich Boote und Flöße auf dem Fluss sahen und hörten und uns sicher waren, den zweiten offiziellen Teil des Wanderweges ab Lengshui gefunden zu haben. Und tatsächlich gab es am Ufer einen gepflasterten Weg und ein blaues Schild mit Infos auf Chinesisch, denen wir lediglich etwas mit 16 RMB entnehmen konnten. Da jedoch keiner von uns Geld einforderte, gingen wir nach einer Pause auf dem Pfad entlang, begleitet vom Geknatter der Bambusflöße. Plötzlich ging alles ganz schnell und viel eher als gedacht waren wir in einem Dorf ("Quanjiazhou" auf der Fährbeschilderung, "Xialong" in der Touristenkarte), in dem uns erst eine alte Dame Orangen viel zu teuer verkaufte und dann ein Mann uns zu seinem Boot bringen wollte, immerzu beteuernd, dass es dort nach Yangdi geht. Obwohl noch sehr misstrauisch der ganzen Sache gegenüber, folgten wir ihm und standen dann zusammen mit ein paar anderen chinesischen Touristen an einem Anlieger. Für 10 RMB, nach etwas Überzeugungsarbeit, willigten wir schließlich in die Überfahrt ein und ruckzuck waren wir auf der andern Seite. Wieder folgten wir nordwärts einem Trampelpfad bis zum nächsten Ort, an dessen Ausgang wir die restlichen Orangen verspeisten. Erst als uns eine ältere Dame bestätigte, dass wir bereits in Langshi waren, waren wir uns sicher nicht vom Flößer betrogen worden zu sein und wir an der richtigen Stelle übergesetzt hatten. Nach einer knappen Stunde kam auch schon Yangdi in Sicht und wieder sprang uns ein älterer Mann in den Weg, der uns zum Fluss und seinem Boot führte. Diesmal ergab jedoch die Frage nach den Kosten stolze 20 RMB, so dass wir, mit Blick auf eine offizielle Fähre, dankend ablehnten. Ja, aber da hatten wie die Rechnung noch ohne die Chinesen gemacht. Während wir gemeinsam mit einer Familie (Mama, Vater, Kinder und Motorrad) auf die Fähre warteten, legte ein Flößer an, zu dem uns der Vater ganz energisch heran winkte. Auf unsere Frage nach dem Preis, reckte der Flößer den Zeigefinger in die Höhe, was gemeinhin als "1" gedeutet wird. Also stiegen wir gemeinsam mit Mutter und Kind an Bord, blieben jedoch die einzigen, die zahlten. Für unseren gereichten Zehner bekamen wir kein Wechselgeld und der Flößer gab uns somit zu verstehen, dass die Fahrt 5 RMB pro Person, besser gesagt pro Westler gekostet hat - unverschämt, aber zu wenig ihn in den Fluss zu werfen. Zurückschauend auf den Vater und das Motorrad am andern Ufer wurde uns klar, dass wir die Fahrt der Mutter und des Kindes gesponsert hatten, so dass sie nur zwei Fährfahrten bezahlen mussten. Leider wieder eine Situation, in der wir uns ärgerten, dass wir nicht auf unser Tempo beharrt hatten und uns haben reinlegen lassen. Immerhin hat uns der Weg so mit den drei Fährfahrten (Xingping, Xialong, Yangdi) nur 12 RMB p.P. gekostet, und nicht, wie die unverschämte höchste Aussage, 118 RMB.

Da es noch überraschend früh, kurz vor 17 Uhr, war, wollten wir noch versuchen nach Guilin weiterzukommen, da Yangdi nun wirklich nichts für uns zu bieten hatte. Auf der Suche nach dem Busbahnhof (wie wussten, es gibt Busse nach Yangshuo), kamen wir an einer Unterkunft (Hikers' Home) vorbei, bei der man uns mit leidlichem Englisch aufklärte, dass es so spät ganz schwer ist nach Guilin zu kommen. Am besten nehmen wir ein Taxi oder - besser noch - bleiben über Nacht. Immerhin erfuhren wir, dass es keinen Direktbus gibt und man an einer Straßenkreuzung, Yangdi Luko, umsteigen muss. Noch während uns versichert wurde, dass es nicht mehr klappen wird, fuhren zwei Busse vorbei, von denen uns einer zur besagten Kreuzungen bringen konnte. Zwar stand der Bus noch eine gefühlte Ewigkeit auf einem Parkplatz, aber endlich an der Kreuzung angekommen, fuhr auch gleich der Bus nach Guilin vor, in dem wir zwar nur auf einem Plastikstühlchen im Mittelgang Platz fanden, aber von "unmöglich jetzt noch nach Guilin zu kommen" war nichts zu merken.

Nach dem ganzen Herumgeirre in den Bergen und der Unsicherheit ob der Ehrlichkeit der Flößer, konnten wir es kaum fassen nun schon abends in Guilin anzukommen. Fast ein wenig zu schnell ging der Tag, an dem wir endlich mal wieder mit Rucksack durch eine beindruckende Natur (Natur! Nicht von Menschen gestaltete Umgebung.) von einem Ort zum anderen gewandert sind ohne zum Ausgangspunkt zurückzukehren müssen, vorbei. Vor uns lagen die Reisterrassen bei Longsheng, von den wir uns ein ähnliches Wandererlebnis versprachen.

Videos

Karten

Fakten

Wanderung am Li-Fluss

  • Motorfähre in Xingping (2 RMB / Person)
  • Wanderung nach Norden stromaufwärts (linke Flussseite, von Xingping aus gesehen)
  • Fähre in Quanjiazhou (Beschilderung)/Xialong (Name in der Touristenkarte) für 5 RMB / Person (nach Verhandlung) nach Langshi, bzw. kurz südlich davon
  • Motorfähre in Yangdi existiert (Preis nicht bekannt, vermutlich 2 RMB)
  • etwas nervig: die ganze Zeit tuckern auf dem Li-Fluss die Motoren der, inzwischen aus Plastik gebauten, Bamboos, was die Idylle merklich trügt. Viel besser am Yulong, hier stakt man noch von Hand

Busfahrt Yangdi - Guilin

  • Umstieg in Yangdi Luko
  • Entgegen der Aussage des örtlichen Hostels (Hikers' Home) ist dies auch nach 17 Uhr noch gut möglich
  • freundliche Busbegleiter der Zuckelbusse stellen sicher, dass man die Umstiegsstation, eine Straßenkreuzung ca. 9km westlich von Yangdi, nicht verpasst
24.917421110.524693

24.917421, 110.524693


Alle Blog-Einträge