25.07.2012 Kuching - Borneo, es wird affig!

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Die Macht der Bequemlichkeit - Bunter Kuchen - einschüchternde Waldmenschen - indigene und endemische Langnasen

Wir landeten mit Air Asia aus Johor Bahru kommend um gegen 22:30 Uhr in Kuching. Zu spät für jeden, nicht oder doch existierenden, Stadtbus und zur Freude der Taxifahrer. Gemeinsam mit einer jungen Russin, die kaum englischsprechend mit ihrer kleinen Tochter durch Asien reist, teilten wir uns ein Taxi in die Stadt. Immerhin gab es diesmal keine Verhandlungen um den Fahrpreis. An einem Schalter im Flughafen kauft man einen Coupon, den man dann beim zugewiesenen Fahrer einlöst - jedem Betrug wird scheinbar so zuvorgekommen. Wie ließen uns zum Marco Polo Guesthouse fahren, wo wir alternativlos ein kleines aber feines Zimmerchen ohne Fenster bezogen. Leider nur für eine Nacht, da es ab dem nächsten Tag bereits wieder vermietet war. Ersatz fanden wir in der Wo Jia Lodge, direkt am Fluss und nah des touristischen Zentrums - unterm Strich kein schlechter Tausch, eher sogar fast zu gut. In diesem Hostel blieben wir fast eine Woche und freuten uns über jeden Regenschauer, der längere Ausflüge verhinderten. Preiswertes chinesisches Essen gab es gleich um die Ecke, den lokalen, teilweise sehr bunten, Schichtkuchen vor der Haustür, Kaffee und Internet in der Lodge und dazu erstmalig keinen zeitlichen Druck durch ablaufende Visa oder anstehenden Flug.

Spaziert man durch die Altstadt von Kuching (sinngemäß Katze) sieht man eine interessante Mischung aus chinesischer Kultur und europäisch anmutenden Bauten. Tatsächlich wurde der heutige Bundesstaat Sarawak, dessen Hauptstadt Kuching ist, bis 1941 durch die britische Familie Brooke, White Raja - die "weißen Könige", wie ein Königreich geführt. Vor mehr als 200 Jahren bekam James Brooke Sarawak vom Sultan von Brunei, dem das Land einst gehörte, es als Dank für die Hilfe beim Niederringen einer Rebellion. Das prachtvolle Astana an der Kuching Waterfront, war der ehemalige Sitz der Briten. Aber auch in der Umgebung hat Kuching einiges zu bieten, unter anderem Höhlen und Langhäuser der Ureinwohner Iban. Wir entschieden uns jedoch gegen den fast obligatorischen Eco-Tourismus-Ausflug zu einem Iban-Haus und fuhren stattdessen auf eigene Faust zu unseren wilden Artverwandten, den Orang Utans (Malaiisch: Orang = Mensch, Utan = Wald), und zu den endemischen Nasenaffen im Bako Nationalpark.

Im Wildlife Sanctuary Semenggho, ein Rehabilitationszentrum für aus der Gefangenschaft befreite Orang Utans, kann man eben jene mit etwas Glück zu den Fütterungszeiten, gegen 9 und 15Uhr, beobachten. Wir waren pünktlich am Nachmittag zur Buffeteröffnung vor Ort und warteten gemeinsam mit gut 30 anderen Besuchern auf die Ankunft der Menschenaffen. Den Anfang machte eine beeindruckend große Mama mit Kind auf dem Rücken, die sich gemächlich auf die Plattform schwang und die angebotenen Früchte verkostete. Doch bevor wir das Alphamännchen der Horde, den 90kg schweren Ritchie, zu sehen bekamen, gab es noch eine Reihe mahnender Worte der Ranger über den respektvollen Abstand zu den Tieren und über die Kräfte eines ungehaltenen Affen. Ja, die Bilder von blutigen und arg zugerichteten Armen und Beinen hatten wir bereits im Haupthaus des Parks gesehen und mit dem Gedanken an das angriffslustige Tapir, reichte uns der Blick aus gebührender Entfernung. Tatsächlich gab sich Ritchie die Ehre und platzierte sich routiniert und fotogen auf der Plattform um in aller Ruhe eine ganze Staude Bananen und ein paar Süßkartoffeln zu verspeisen. Die Masse des riesigen Tieres schien nicht nur die Besucher zu beeindrucken, sondern auch die anderen Orang Utans, die sich aus allen Himmelsrichtungen näherten, sich aber kaum an das Obst heran trauten. Die Besucher dagegen versammelten sich in einer Art Atrium und beobachteten das Geschehen mit mehr oder weniger lang anhaltendem Interesse. Jedoch scheinen die Primaten nicht die einzige Sehenswürdigkeit der Anlage zu sein. Auf dem Weg zum Schutzgebiet kommt man an schick hergerichteten Themen-Gärten vorbei - leider alles ohne Begründung verschlossen.

Auch im Bako Nationalpark hatten wir Glück mit den Affen, wenn auch erst auf dem Rückweg. Mit dem Bus und Boot fuhren wir zum Parkeingang. Nach der Registrierung wanderten wir ein kurzes Stück durch den Urwald, entlang der Küste zu einem kleinem Strand, an dem Affensichtung fast garantiert wird. Anstatt der Nasenaffen (Nasalis larvatus) fanden wir jedoch nur ein paar kleine schwarze Makaken vor. Erst wieder zurück bei den Unterkünften nahe des Eingangs sichten wir die endemischen und gefährdeten Proboscis Affen, die nur auf Borneo leben - Mission accomplished. Die Affen werden in Malaysia auch Monyet Belanda (Niederländischer Affe) genannt, da sie scheinbar stereotypische Merkmale der ehemaligen niederländischen Besatzer aufweisen: Lange Nase und dicker Bauch.

Auch nach einer faulen Woche in Kuching waren wir noch unschlüssig, wie es mit uns und Borneo weitergehen sollte. Borneo schien bei weitem nicht so einfach individuell zu bereisen wie Festlandmalaysia und somit für uns schwieriger zu handhaben. Neben dem viel beworbenen Eco-Tourismus mit preisintensiven und durchorganisierten Ausflügen zu den lokalen Minderheiten blieben uns fast nur die Küstenstädte als Ziele. Orte im Landesinneren, wie das Kelabit Hochland, waren nur schwierig bis gar nicht auf dem Landweg zu erreichen, so dass zahlreiche Flüge unausweichlich waren. Borneo schien nicht so ganz zu unserem Weltreise-Budget zu passen. Trotzdem ging es erstmal für uns weiter Richtung Miri, in den Norden. Unweit von Miri liegt der Mulu Nationalpark mit seinem riesigem Höhlensystem. Klang interessant und der Nationalpark war nur 30 Flugminuten entfernt. Bisher hatten wir, trotz langer Recherche, keine alternative Anreise finden können, die auch nur annähernd realisier- oder bezahlbar war.

Videos

Karten

Fakten

  • Marco Polo Guesthouse, Doppelzimmer mit geteiltem Bad für 50 MYR, sehr gutes Frühstück auf Terasse inkl.
  • Wo Jia Lodge, Doppelzimmer mit geteiltem Bad für 52 MYR, Toast, Kaffee und Tee inkl.

Wildlife Sanctuary Semenggho

  • Buslinie 6 (?) von der zentralen Busstation nahe der Moschee für 3 MYR, letzter Bus zurück nach der Nachmittagsfütterung gegen 17 Uhr
  • Eintritt 10 MYR pro Person

Bako Nationalpark

  • Öffentlicher Bus zum Bootsanleger/Markt in Bako vom Markt in Kuching (roter, großer Bus) für 3,50 MYR
  • Boot zum Park für 94 MYR (hin und rück), max. vier Personen
  • Eintritt zum Park für 20 MYR, Zelten für wenig Geld möglich, Restaurant und Unterkünfte ebenfalls mit vernünftigen Preisen (wir bereuen etwas, nicht mindestens eine Nacht dort verbracht zu haben)
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