10.03.2012 Cat Ba & Halong Bucht

Aus RTW

Kombiticket auf die Insel - Laptop kaputt - teure Bungalows - Straßenbau wie vor 100 Jahren - Krankenhaushöhle Quan Y - Ausflugsdampfer durch die Bucht

Halong Bucht - ein UNESCO-Welterbe sowie der Touristenmagnet Vietnams stand nach den Bergen Sapas bei uns auf der Liste.

Um auf die Insel Cat Ba zu kommen, hatten wir uns aus finanziellen Gründen für die klassische Touristenvariante entschieden. Über die Busfirma Hoang Long kauften wir direkt am Busbahnhof Luong Yen ein Kombinationsticket, mit dem es erst mit dem Bus nach Hai Phong ging und von dort mit einem Schnellboot russischer Bauart auf die Insel. Bereits am Busbahnhof waren wir wieder umringt von anderen Touristen, die geduldig auf die Abfahrt des Busses warteten. Obwohl ein hoher Anteil an Langnasen von dort abfuhr, waren die Toiletten noch gänzlich traditionell. Ohne Trennwände darf man sich zwischen die anderen über eine Rinne hocken. Besonders unangenehm, wenn man dann auch noch von Durchfall geplagt wird. Aber dank des bereits brav erstandenen vietnamesischen Strohhutes, konnte die Dame wenigstens ihr Gesicht verbergen. Und das Beste ist, für diese schamhafte Erfahrung darf man auch noch Geld bezahlen. Irgendwie korrelierte der Preis mit der Qualität der Klos. Je schlechter und schmutziger, desto wahrscheinlicher war es, dass man für sie zahlen musste, so jedenfalls in Südchina und Nordvietnam. Und damit genug von Toilettengeschichten.

Bei der Abfahrt des Busses gab es noch ein paar Vietnamesen, aber ab Haiphong, Richtung Hafen, waren nur noch Langnasen drin. Über holprige Pisten ging es vorbei an Schiffscontainern und verödeter Landschaft, so dass wir schon arg an die Existenz eines Hafens zweifelten. Am Ende war es auch eher nur ein Anleger, der eben am nächsten an der Insel dran ist, an dem eine reguläre Autofähre wartet und eben jenes Schnellboot für unsere Reisegruppe. Umgeben von anderen mit leichten Hostel-Strand-Gepäck kam natürlich mal wieder die weisen Worte: "You carry too much. One houndred percent sure!" (Ihr tragt zu viel mit rum. Glaubt mir!). Ja, nur hatten wir gerade genau dadurch eine kleine Zelttour bei Sapa ermöglichen können - von der Mongolei im Winter mal ganz zu schweigen...

Die Fahrt auf dem stinkigen und lauten Schnellboot verging leider ohne spektakuläre Blicke auf die Landschaft. Da war es noch am spannendsten der vietnamesischen Crew (warum sind es eigentlich immer mindestens doppelt so viele wie es eigentlich braucht?) beim Teetrinken, Wasserpfeife rauchen und Fingernägel schneiden zu zusehen. Auf der Insel angekommen ging es schließlich mit zwei kleinen Bussen einmal quer rüber auf die andere Seite der Insel, zur Stadt Cat Ba. Und endlich hielt der Blick aus dem Fenster, was der Reiseführer versprochen hatte: faszinierende Landschaft mit Bergen und Dschungel.

In Cat Ba kümmerte sich gleich wieder eine ganze Meute Hotelbesitzer um uns, von denen wir Visitenkarten annahmen, auf denen wir den versprochenen Preis notierten - eine Taktik, die sich bereits seit einiger Zeit als hilfreich erweist: man weiß ja nie. Unser Ziel waren jedoch die Bungalows am Strand Cat Co 2, die für 10 Dollar zu haben sein sollten. Leider war dem nicht ganz so. Nach einigem Hin und Her hatten wir uns auf einen annehmbaren Preis für einen Dreierbungalow geeinigt, als der dann aber keinen Strom hatte, begannen die Verhandlungen von vorn - dass wir nicht auf Strom bestanden, wollte nicht helfen. Als wir zwei Bungalows nehmen sollten, zum ddoppelten Zimmerpreis im Ort, bedankten wir uns verneinend. Um nicht das letzte Tageslicht mit der Zimmersuche zu vergeuden, blieben wir erstmal am Strand und genossen die Ruhe, die Sicht und einen leckeren Kaffee. Unterm Strich landeten wir dann tatsächlich in einem Hotel, dessen Visitenkarte wir hatten. Unseren Preis von 160'000 VND auf der Visitenkarte ließen sie jedoch erst nach einem Kontrollanruf beim Chef gelten. Ein schnelles Abendessen gab es dann noch bei einem Straßenstand und für die Moral noch einen Bananen-Eierkuchen hinterher. Eierkuchen gibt es übrigens nur dort, wo eine kritische Masse an Touristen überschritten wird, aber dann auch alle paar Meter.

Ausgeruht kümmerten wir uns am nächsten Morgen erstmal um unsere Abreise von der Insel in Richtung Ninh Binh. Um noch ein bisschen was von der Halong Bucht und ihren Inseln zu sehen, wollten wir, wie in verschiedenen Reiseführern erwähnt, ein langsames Linienboot Richtung Festland um 8 Uhr morgens nehmen. Nur war dieses Boot allen Tourenanbietern gänzlich unbekannt und stattdessen bekamen wir recht preisintensive Angebote, uns anderen geführten Touren anzuschließen. Erst beim letzten Versuch wurde die Existenz des Bootes bestätigt und uns sogar der Abfahrtshafen, Cai Beo, verraten. Alles klar, dann können wir die Tickets auch selbst kaufen, dachten wir jedenfalls.

Erstmal sollte es jedoch noch zu Fuß ein bisschen ins Innere der Insel gehen, schließlich wird der Nationalpark vielversprechend gelobt. Da es inzwischen zu spät für die obligatorische Tour war, suchten wir uns per GPS und einer Skizze der Insel selbst unseren Weg und folgten mehr oder weniger der Hauptstraße und irgendwie doch nicht. Als wir über einen Trampelpfad die Straße erreichten, schauten wir in die nicht minder überraschten Gesichter von Bauarbeitern, die gerade Asphalt in alten Ölfässern über brennendem Plastikabfall kochten. Komplett vermummt wie sie an den brennenden Fässern entlang der halb fertigen Straße standen, bekam die ganze Szenerie etwas von einer Akte X Serie und dem folgenden Spaziergang auf der Baustelle konnte man durchaus was witziges abgewinnen. Hier werden Straßen echt noch wie anno dazumal gebaut: Planum, Sand, grober Schotter, feiner Schotter, Asphalt draufschöpfen - und das alles mit der Hand. Die Straße führte uns unerwartet zur der Höhle, in der während des Krieges gegen Amerika ein "bombensicheres" rudimentäres Krankenhaus versteckt war. Dem Charm des Höhlenwächters konnten wir uns kaum entziehen und so besichtigten wir gemeinsam mit ihm die Höhle und schauten uns die leeren Räume an und bewunderten gebührend die raffinierten Fluchtwege (Sprung aus der dritten Etage in ein Wasserbecken) der Vietcong. Leider ist nicht viel mehr als ein paar Betonwände und Räume zu sehen, sowie die zwei Eingänge, so dass es eben wie ein Bunker aussieht. Lediglich im größten Raum, der als Kino und zur Erholung diente, ist die Decke naturbelassen und ein Hohlraum diente "zum Training" (Kaminklettern), wie uns unser Guide natürlich gleich vorführte. Zum Abschied konnten wir ihm sogar ein paar Informationen zu einem kleinen Pfad entlocken, der uns auf direkterem Weg zurück nach Cat Ba bringen sollte. Leider mussten wir, nachdem wir am Abzweig angekommen waren, seinen mahnenden Worten recht geben - der Pfad war für uns nicht als solcher zu erkennen und scheinbar nur von Ortskundigen zu begehen. Immerhin fand sich ein Vietnamese, der uns ein Stück entlang der Baustelle in seinem Auto mitnahm und den Rest des Weges versüßten wir uns mit dem Einkauf von Mehl, Milch, Eiern und schlussendlich Bananen, mit dem Plan, diese am Abend auf der Seepromenade in ein paar selbstgemachte Bananen-Eierkuchen zu verwandeln.

In einem letzten Versuch unsere Abreise ans Festland unabhängig von den Reiseagenturen zu organisierten, liefen wir noch zum Hafen von Cai Beo um dort die Tickets für die vermeindliche Fähre am nächsten Morgen zu kaufen. Tatsächlich fanden wir einen fast offiziell aussehenden Bretterverschlag mit einer Frau, die fleißig kleine Belege für Einheimische ausfüllte. Als wir jedoch an der Reihe waren, war plötzlich Feierabend und unsere Verständigungsversuche wurden lediglich mit einem allgemeinen Kichern aller Umstehenden quittiert. Die Frau zeigte auf erneute Nachfrage wieder irgendwo hin, es hätte der Mann sein können, der zu letzt Tickets bekam, aber auch das Hotel dahinter - wir nennen es: irgendwo, aber geh weg von mir - und brauste auf einem Moped weg. Meine Interpretation der Situation: Tickets gibt es wieder nur über Dritte zu entsprechenden Aufpreis. Und genau dieser Dritte machte auch gleich auf sich aufmerksam, als wir zurück nach Cat Ba kamen und machte uns ein Angebot, dass wir aus Mangel an Alternativen nicht ausschlagen konnten: Fahrt mit einem Boot durch die Bucht zusammen mit anderen Touris, Umstieg auf halber Strecke auf ein anderes Boot und Weiterfahrt nach Halong City für 200'000 VND pro Person.

Und so verlief dann auch unser Vormittag. Nach einer kurzen Mopedfahrt nach Cai Beo (im Preis enthalten) starteten wir um halb neun, der Himmel grau in grau, zu unserer Fahrt durch die Bucht. Auf dem Weg sammelten wir noch andere Touristen von Inseln auf und die Umverteilung der Leute erfolgte nach guten drei Stunden auf andere Boote. Scheinbar gibt es nur einen großen Touranbieter in der Bucht, auf den sämtliche Agenturen buchen, denn nach dem Gesprächen der anderen waren wir zusammen mit Zwei- und Dreitagestouren- Ausflüglern an Bord, die mehr oder weniger alle das gleiche gebucht hatten (Kajak, Schnorcheln, Kochkurs, ...). Immerhin kamen wir so zu unseren Aus- und Einblicken in die Bucht und auf die Felsen, sowie die schwimmenden Dörfer mit ihren Fischfarmen und erreichten zur Mittagszeit das Festland. Nach fast vier Stunden auf einem Boot, waren wir schon froh, dass es endlich vorbei war. Leider hatte das Wetter nicht so ganz mitgespielt, so dass die Wasser-Fels-Landschaft nicht ihre ganze Farbenpracht entfalten konnte und so die Fotos nicht gerade glänzen. Schön anzusehen war es dennoch. Auch hier kann ich mir ein paar nörgelnde Worte nicht ganz verkneifen. Die schiere Masse an schwimmenden Fischfarmen und die große Anzahl an Ausflüglern hinterlassen leider mal wieder unübersehbare Spuren, wie schwimmende Plastiktüten, und Müllhaufen auf den Inseln am Strand, der immer künstlich angelegt wurde. Laut verschiedenen Quellen soll das Baden und Schnorcheln nicht mehr überall so angenehm sein, da die Überdüngung durch die Fischfarmen das Wasser trübe macht. Hoffentlich bekommen die zuständigen Behörden, sowie die Anwohner selbst, bald einen Blick dafür um diesen wunderschönen und beeindruckenden Ort zu schützen. Denn durch sinnlose Beschlüsse, wie, das alle Boote ab dem 1. April 2012 weiß angestrichen sein müssen (aktuell sind es schicke Holzboote), wird sicher nicht die Natur erhalten.

Nun galt es den Busbahnhof zu finden um von dort einen Bus nach Ninh Binh zu bekommen. Gemeinsam mit einem Franzosen teilten wir uns ein Taxi und kamen eine knappe Stunde vor der Abfahrt des letzten offiziellen Busses am Busbahnhof an. Natürlich war ausgerechnet der Bus teurer als die sonst angeschlagenen und interessanter Weise hatten zwei Tickets die gleiche fortlaufende Nummer, aber immerhin war unsere Weiterfahrt gesichert und wir hatten sogar Zeit noch unsere mitgebrachten Fertignudeln zu essen. Um an heißes Wasser zu kommen, mussten wir uns an die Getränkeverkäuferinnen wenden, die sich, ein Versuch ist es schließlich wert, einen utopischen Preis ausdachten und erst nachdem sich einmal wieder alle Vietnamesen um uns herum beäumelt hatten, durften wir für einen annehmbaren Preis Wasser abfüllen. Irgendwie wollten wir nicht so recht mit dem Humor der Vietnamesen warm werden. Aber immerhin verging auch ihnen das Lachen, als wir ohne Rücksicht auf die benötigte Sitzfläche eines Menschen, zu Unmengen in den Bus gepfercht wurden. Da ganz hinten zwei regäre Sitzbänke fehlten, passten um so mehr kleine Plastikstühlchen rein, auf denen auch wir saßen. So hatten wir, eingeklemmt zwischen anderen, immerhin eine eigene Sitzfläche, während sich die Mitfahrer, die auf einem richtigen Sitz saßen, diesen oft teilen mussten. Der Kassierer und Platzanweiser war übrigens ein kleiner Mann mit piepsiger Stimme. Überraschend, wie er es immer wieder schaffte einen weiteren Fahrgast unterzubringen, der am Straßenrand wartete. Zur allgemeinen Erheiterung gab es vietnamesisches Sketche im Fernsehen und lautstark über die Lautsprecher, über die tatsächlich kollektiv gekichert wurde. Die Geduld mit der der Vietnamese eine solche Fahrt, gelehnt an den bis dahin unbekannten Sitznachbar, meistert, kann nur bewundert werden. Gleichzeitig liefert diese Erfahrung auch die Erklärung für den erfolgreichen Bestand der Touristenbusse, die teilweise nur einen Bruchteil mehr kosten als die lokalen Busse, jedenfalls, wenn wir für diese die Tickets selbst kaufen. Kann man da noch was gegen einen gesicherten Sitzplatz, ein kleines Wasser, geregelte Pausen und Klimaanlage sagen? Ja, denn man verpasst ganz klar einen kurzen aber intensiven Einblick in das durchschnittliche vietnamesische Leben und die Verhältnisse außerhalb der künstlichen Touristenblase.

Jedenfalls standen wir nach guten fünf Stunden, bereits im Dunkeln und etwas zerknittert, in Ninh Binh und wie immer spielte sich das gleiche ab: exzessive Hotelsuche, bis wir, geizig wie wir sind, ein modrig riechendes Zimmer ohne Fenster in der Standardabsteige des Ortes annahmen. Darauf gab es erstmal eine leckere Pho an der nächsten Ecke und dann, zum ersten Mal, ein Shake mit glutiniertem Reis, in Lila, mit Kokus- und Kondensmilch - ziemlich lecker und mit Suchtpotential! Nachtrag: In Cat Ba hat sich leider unser Rechner verabschiedet, so dass wir nach der Reparatur in Ho Chi Minh City und der intensiven Zeit mit Susi noch immer damit beschäftigt sind, alles aufzuarbeiten.

Karten

Videos

Fakten

  • Eintritt zur Hospital Cave 30'000 VND pro Person inkl. Führung
  • Boot von Cat Ba nach Halong City, 6 Stunden, nach Suche für 200'000 VND buchbar
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