05.03.2012 Anreise Sapa - Unrecht wider Willen

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Nachtbus nach Loa Cai - erbarmungslose Verhandlungen um Bustickets - Markt in Bac Ha - mit Touristentour nach Sapa - preiswertes Hotelzimmer in Touristenhochburg

Und täglich grüßt das Murmeltier: einmal wieder standen wir morgens, nach einer holprigen Nacht, müde und muffelig, um kurz nach 5 Uhr auf einem Busbahnhof. Diesmal war jedoch alles anders und doch gleich. Wir wussten wo wir waren: Lao Cai; wir wussten wo wir hin wollten: Bac Ha; und wir wussten, dass wir nicht einem Vietnamesen trauen können, der um diese Zeit sich schon dort rumdrückt. Die Mission für den Morgen lautete: Mit dem Bus nach Bac Ha und um keinen Preis waren wir bereit mehr zu zahlen, als die Einheimischen. Wie sehr wir das umsetzten konnten, war da aber noch nicht abzusehen. Kaum aus dem Bus bekamen wir gleich eine Menge Angebote für die Fahrt nach Bac Ha und Sapa und manche sogar fast im Rahmen der Möglichkeiten. Fast unabwendbar trafen wir sogar wieder auf den Mann, der uns bei unserem ersten Besuch in Bac Ha in feinster Manier um unser Geld gebracht hatte. Von unseren Anschuldigungen sichtlich irritiert, suchte er schnell das Weite und machte jemanden Platz, den wir immerhin auf 200'000 VND für drei Leute runterhandeln konnten (wir hatten damals 350'000 für zwei gezahlt). Zu unserem Glück beging der gute Mann einen essentiellen Fehler: er brachte uns zum Busbahnhof von Lao Cai, den wir vergeblich gesucht hatten. Nun endlich konnten wir den Empfehlungen von Wikitravel folgen und einen Blick auf die Preisliste im Tickethäuschen werfen und da stand es schwarz auf weiß: 42'000 VND kostet die Fahrt und der nächste Bus fuhr um 6:30. Da uns die Dame am Schalter keine Tickets verkaufen wollte und der Mann nun auf 70'000 VND pro Person bestand, beschlossen wir in den Bus zu steigen und der Dinge zu harren, die da kommen mögen. Mit uns reiste ein osteuropäisches Paar, welches fast überteuerte Tickets gekauft hätte und entsprechend aufgebracht waren. So saßen bei Abfahrt fünf Ausländer, im Vergleich zu nur vier Einheimischen, im Bus. Kurz nach der Abfahrt begann der Kassierer im Bus das Geld einzusammeln und verlangte von uns ebenfalls 70'000 VND. Allein, dass der Busvermittler in Lao Cai auch auf diesen Preis bestanden hat, ließ uns an der Richtigkeit des Preises zweifeln. Wo wäre da die Marge für ihn geblieben? Außerdem hatten wir ein Foto von der Preisliste im Tickethäuschen und diesen Preis waren wir bereit zu zahlen. Zwar beteuerte der Kassierer, dass das der alte Preis ist, wir aber gingen nach langen, zähen Verhandlungen sogar soweit mit kollektivem Aussieg zu drohen. Daraufhin meldete sich der Fahrer selbst zu Wort - stand doch die Rentabilität der gesamten Fuhre auf dem Spiel - so dass sich der Kassierer geschlagen geben musste und nahm das Geld von uns an. Doch trotz allem wollte der Sieg nicht so recht süß schmecken. Das zerknirschte Gesicht des Kassierers hinterließ einen faden Beigeschmack.

In Bac Ha war der Markt kurz nach acht Uhr bereits im vollen Gange. Im Hotel "Ngan Nga 2" konnten wir gegen den Konsum von drei Kaffees unsere Rucksäcke sicher unterstellen. Einmal in Handelslaune musste auch der Hotelbesitzer dran glauben und sein Kaffeepreis wurde von Pablo kurzerhand nach unten korrigiert. Beim Abstellen der Rucksäcke fragte der Hotelier, mit einem wissenden Lächeln, was uns die Bustickets gekostet hatten. Unsere Antwort ließ das Lächeln jedoch schnell verschwunden. Etwas verwundert meinte er, dass er immer 70'000 VND zahlt, also den Preis, den der Buskassierer von uns haben wollte. Autsch, da hatten wir im Eifer um Gleichberechtigung und auf Basis unserer sonstigen Erfahrungen anscheinend tatsächlich diesmal die Vietnamesen "betrogen". Etwas betreten machten wir uns auf den Weg zum Markt. Rückblickend steht jedoch außer Frage, dass der Verlust dieses Tages, mit weniger hartnäckigen Opfern, schnell wieder kompensiert werden konnte.

Der Markt in Bac Ha bot das gleiche Bild wie bei den ersten drei Besuchen, die wir schon hinter uns hatten. Nur waren wir diesmal tatsächlich auf der Suche nach ein paar Souveniers, die wir bequem Susi mit nach Deutschland geben konnten. Und so kauften wir, nach harten Verhandlungen ein paar Stoffe, wie sie von den Blumen-Hmong für ihre traditionelle Kleidung verwendet werden.

Da wir am gleichen Tag noch weiter nach Sapa wollten, machten wir uns beizeiten auf die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit. Wenn möglich wollten wir vermeiden wieder mit den einheimischen Minibussen zu fahren (welch Ironie im Vergleich zu unserem sonstigen Schimpfen auf Touristenbusse), da wir dann erneut zweimal hätten verhandeln müssen, da ein Umstieg in Lao Cai unvermeidlich ist. An Sonntagen mangelt es aber nicht an Tagesausflüglern von Sapa nach Bac Ha, und wir waren guter Hoffnung hier mitfahren zu können. Tatsächlich erklärte sich ein Fahrer bereit uns in seinem Bus einer gebuchten Tour mitzunehmen. Die Langnasen hatten einen Tagesausflug von Sapa aus gebucht und fuhren beizeiten wieder zurück, so dass wir uns für 400'000 VND einkaufen konnten. Das entsprach ungefähr dem Preis, den wir mit viel Glück bei selbstorganisierter Reise bezahlt hätten. Nur vergaß der Fahrer zu erwähnen, dass wir auch noch die halbe Kulturveranstaltung gebucht hatten. Und so ging es erst zu einem Dörfchen unweit von Bac Ha, wo wir uns gemeinsam mit anderen Reisegruppen das Leben der Einheimischen anschauten. Sie bekommen übrigens kein Geld dafür, dass sich Fremde durch ihr Wohnzimmer schieben und dementsprechend herrscht auch eher skeptischen Schweigen als freundliches Nicken, wie sonst bei unseren Begegnungen. Anschließend ging es nach Lao Cai zum Vietnamesisch-Chinesischen-Grenzübergang am Roten Fluss, wo wir gemeinsam im Chor staunten "oh, dadrüben ist China". Immerhin für Susi was Neues, wir hatten vor gut drei Wochen an dieser Stelle Vietnam das erste Mal betreten. Nachdem wir noch ein paar Mitreisende an einem Hotel in Lao Cai rausließen, nicht ohne ein "Ach, lass uns doch noch ein Gruppenfoto machen!", ging es endlich die Berge hoch nach Sapa. Scheinbar endlos wandte sich die Straße bergauf, vorbei an brennenden Berghängen (Brandrodung) und an schroffen Abhängen.

Bei einbrechender Dunkelheit kam dann endlich Sapa selbst in Sicht und dank unserer Touristengruppe wurden wir bis ins Zentrum gefahren, bzw. dort hin, wo die größte Hoteldichte herrschte. Da wir uns nicht so richtig für ein empfohlenes Hotel aus dem Lonely Planet und Michael Loose entscheiden konnten, folgten wir einem Motorradfahrer, der uns ein Zimmer im Mimosa Hotel für neun USD anbot. Im Zimmer angekommen, fragten wir nach einem Dollar Rabatt, den er jedoch empört abwies. Grund genug für uns wieder loszuziehen und weiterzusuchen, da beide Führer diesen Preis bei mehreren Unterkünften versprachen. Zu unserem Glück folgte uns jedoch der Mimosa Hotelmann und ging auf den Handel ein, denn ein günstigeres Zimmer hätten wir so zentrumsnah und mit Blick auf die Berge dann doch nicht mehr finden können. Zum Abendessen ging es noch schnell auf den schon fast geschlossenen Markt und anschließend schmarotzten wir noch kurz von einer traditionellen Tanzveranstaltung für die Gäste eines hochpreisigen Hotels.

Obwohl sehr geschafft von der Nacht im Nachtbus und dem Hin- und Herfahren nach Bac Ha, ließ uns abends der auffrischende Wind nicht einschlafen - bis auf Pablo, natürlich. Nachdem wir ein fehlendes Stück Glas im Fenster mit dem Vorhang gestopft hatten, ging, ziemlich unheimlich, immer wieder die Balkontür wie von Geisterhand auf. Ziemlich sicher, dass wir sie korrekt verschlossen hatten, konnten wir darauf wetten, dass sie mit dem nächsten Windstoß sich wieder öffnete. Zum Glück ging sie nach außen auf, so dass wir kurzerhand das Stromkabel des Fernsehers um den Türknauf wickelten. Gewagte, aber wirkungsvolle Konstruktion und wir konnten endlich schlafen, schließlich wollten wir bereits am nächsten Tag zu einer mehrtägigen Wanderung aufbrechen.

Videos

Fakten

  • Linienbusse vom Busbahnhof in Lao Cai nach Bac Ha um 6:30, 9:00, 11:30, 12:00, 15:00, 70'000 VND
  • Es gibt keinen Linienbus von Lao Cai nach Sapa, Minibusse kosten rund 50'000 VND
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