04.02.2012 Tigersprungschlucht

Aus RTW

Schlafzug von Kunming nach Dali - Mit Bussen bis Qiatou - Wanderung mit spektakulären Aussichten in der Tigersprungschlucht - Camping unterm Baum

Noch genau sieben Tage waren von unseren drei Monaten China übrig und zum ersten Mal in dieser Zeit ging es zu einem wirklich spektakulären Naturereignis, zur Tigersprungschlucht. Zwar waren die Karstberge bei Yangshuo auch hübsch anzusehen, aber so richtig können sie nicht mit einer 15 km langen und bis zu 3900 m tiefen Schlucht, umgeben von 5000ern, mithalten! Mit einem Nachtzug sind wir von Kunming nach Dali gefahren. Zum zweiten Mal an diesem Tag (nach den Kindern im Tempel) war ein Kind ganz von uns begeistert und winkte wie verrückt, bevor es sich auf Chinesisch vorstellte. Glücklicherweise konnte die Mutter des Mädchens ganz gutes Englisch, so dass sie übersetzen konnte.

Bereits kurz vor 6 Uhr kamen wir in Dali an, so dass wir beschlossen gleich mit dem Bus weiter nach Lijiang, 200 km weiter im Norden, zu fahren. Da der Bahnhof von Dali in der neuen Stadt liegt, müssen alle, die die historische Stadt sehen wollen mit dem Stadtbus gute 30 Minuten fahren. Auch wir mussten mit der Linie ein paar Stationen fahren um zum Busbahnof zu kommen. Kaum waren wir dort, saßen wir keine 10 Minuten später auch schon im Bus nach Lijiang. Noch in der Dämmerung ging es am Dai See entlang und dann passgenau zum Sonnenaufgang die Berge hinauf. Zum ersten Mal in China sahen wir richtige, naturbelassene Berge, nur ab zu ein paar Windräder und einen kleinen Steinbruch. Schon bald zeigten sich richtig karge Grate mit hier und da ein bisschen Schnee.

In Lijiang angekommen, wollten wir eigentlich über eine Reiseagentur erstmal unsere Busstickets an die Grenze zu Vietnam kaufen um sicher zustellen, dass wir pünktlich zum Aublauf unserer Visa das Land verlassen. Aber trotz einer Runde um den Block vor dem Bahnhof war keine Agentur zu finden und auch die Jugendherberge, die wie anriefen, wusste keinen Rat. Da Samstag war scheiterten auch unsere Versuche in Kumning, der Ort, von dem die Busse zur Grenze abfahren, jemanden im Reisebüro zu erreichen. Trotz der Ungewissheit, ob wir noch rechtzeitig unser Tickets bekommen würden, beschlossen wir gleich weiter an die Tiegersprungschlucht, nach Qiaotou, zu fahren. Bisher waren wir so gut durchgekommen, dass wir sogar noch spekulierten mit der Wanderung am selben Tag anzufangen. Wir wollten dann gleich am Montag erneut bei der Agentur anrufen und die Tickets für Samstag auf Sonntag reservieren. Also saßen wir kurz nach zwei wieder im Bus, diesmal jedoch mit einem weiteren Deutschen, der ebenfalls den Weg an der Schlucht gehen wollte. In Qiaotou beschlossen wir es ihm gleich zu tun und ein wenig unseres Gepäcks in einem Gasthaus am Anfang der Route zu lassen um so ein leichter und hoffentlich schneller unterwegs zu sein - wir hatten gar schreckliches über die Steigungen gehört. Zu dem führte der Rückweg unweigerlich an dem Gasthaus wieder vorbei, wenn man nicht für 20 RMB am anderen Ende der Schlucht mit der Fähre übersetzen will um von Daju mit dem Bus (der auch noch teurer sein soll) zurück nach Lijiang zu fahren.

Groß war die Überraschung, als wir in Jane's Tibetian Guesthouse auf eine junge Slowakin und ihren Freund trafen, die wir erstmals im Bus von Ulan Ude (Russland) nach Ulan Bator (Mongolei) kennengelernt hatten. Die beiden hatten gerade die Tour beendet und waren auf dem Weg nach Lijiang. Auch wenn es schon 5 Uhr Nachmittag war und allmählich die Sonne zur Neige ging, hielt uns das nicht von wenigstens einem kurzen Schwatz ab. Ihre Erzählungen von der Strecke bestätigte uns, dass wir unser Zelt mitnehmen sollten, zumal die beiden uns sogar einen guten Platz empfehlen konnten, auf dem sie gezeltet hatten.

Erst um halb sechs kamen wir los, so dass wir uns beeilen mussten um es noch vor der Dunkelheit zum ersten Dorf zu schaffen. Doch kaum bogen wir um die Kurve und kamen somit zum Beginn der Schlucht, beeindruckten schon gleich das Massiv auf der anderen Flusseite, dass erst mal eine Fotopause fällig war. Am Anfang führt der Weg noch an ein paar Häuschen vorbei und die Anwohner ließen es sich nicht nehmen, uns verstehen zu geben (gestikuliert dramatisches Zusammenbrechen), dass wir mit unseren großen Rucksäcken sterben werden. Sicher hätten sie gleich ein Lastenpony zur Hand gehabt, hätten uns ihre Warnungen zu denken gegeben. So aber zogen wir weiter und folgten den grünen, roten und gelben Pfeilen, sowie den Namen der Unterkünften auf dem Weg. Nur einmal verpassten wie den Abzweig von der asphaltierten Straße, wurden aber von freundlich gesinnten Anwohnern wieder auf die richtige Bahn gelenkt. Der Weg steigt kontinuierlich an, bis man eine kleine Aussicht erreicht, wo ein Schild darauf hinweist, dass es Geld kostet, wenn man sie betreten möchte. Das Ganze ist ein Versuch der Anwohner, leicht zu etwas Geld zu kommen, da die Gebühren eigentlich mit dem Eintrittsgeld abgegolten sind. Zur Hochsaisonzeit soll es laut LP und Internetbeiträgen durchaus viele Anwohner geben, die zusätzlich kassieren wollen, sei es durch aufehübschte Aussichtsplatzformen, vermeintliches Müllsammeln oder ganz einfach durch den Verkauf von Wasser und Obst. Wir, in der absoluten Nebensaison unterwegs, wurden jedoch nicht einmal um Geld gebeten und hatten auch noch den Weg für uns ganz allein bei angenehmen Temperaturen.

Nach der ersten Aussichtsplattform geht es wieder leicht bergab und dann gleichbleibend, bis man das erste Dorf, Nuòyú, erreicht. Unser Begleiter war damit am Ziel, weil er dort in einem Gasthaus (Naxi Family Guesthouse) übernachten wollte. Wir mussten jedoch noch ein Stück weiter, wieder raus aus dem Dorf um ein Plätzchen für unser Zelt zu finden. Inzwischen war es jedoch schon so dunkel, dass wir uns den Weg mit Stirnlampe und ein bisschen später mit Hilfe des Mondes suchten. Nur irgendwie wollte die Stelle, die das andere Paar uns empfohlen hatte einfach nicht auftauchen. Nach dem Ort ging es wieder bergan und rechts und links gab es nicht ein Stück gerade Fläche groß genug für unser Zelt. Als wir davon überzeugt waren, dass wir die Stelle verpasst haben mussten, beschlossen wir unter einem Baum zu biwaken und das Zelt einfach gar nicht aufzustellen. Es war warm genug und Regen nicht in Sicht, so dass wir auf unsere Schlafsäcke vertrauten. Überhaupt war es das erste Mal auf unserer ganzen Reise, dass wir es beim Campen länger als sieben Uhr abends außerhalb der Schlafsäcke aushielten. In Russland, der Mongolei, und auch in Nordchina war es immer dermaßen frisch gewesen, dass wir so schnell wie möglich, oft schon kurz nach fünf, ins Zelt gekrochen sind. Nun war es endlich angenehm lau, allein der Wind ein bisschen frisch, und in der Nacht störte kein Tier oder sonstiges Geräusch. Wasser hatten wir uns reichlich aus einem Brunnen aus dem Ort mitgebracht, so dass es zum Abendessen für jeden eine Packung Fertignudeln gab.

Am nächsten Morgen saßen wir schon um sieben in den Schlafsäcken und hielten während des Frühstücks und dem Zusammenpacken immer ein Auge auf dem Weg. Schließlich hatte der Deutsche angekündigt, so früh wie möglich zu starten um den Aufstieg zum höchsten Punkt des Weges, die berühmtberüchtigten "28 Bends" (28 Kurven), vor Sonnenaufgang zu schaffen. Aber auch als wir uns um halb neun und auf die Socken machten, gab es von ihm noch keine Spur. Also begannen wir den Anstieg, und siehe da, plötzlich standen wir bei dem Zeltplatz (hinter dem allerletzten Haus des Dorfes, etwas abseits, mit Kunst aus Red Bull-Dosen), der uns empfohlen wurde und kurz darauf waren wir schon oben. So anstrengend, wie überall zu lesen, war der Anstieg bei weitem nicht gewesen. Und das fanden nicht nur wir so, sondern auch die anderen, die war Abends bei Tina's trafen. Viel mehr zog sich der weitere Weg, durch Yachà und Bendìwan (Halfway House), und vor allem der Abstieg am Ende zu Tina's, in die Länge.

Tina's Guesthouse, wo wir kurz vor 16 Uhr, nach ca. 20km und 7 Stunden Gehzeit, ankamen, liegt genau oberhalb der engsten Stelle der Schlucht, wo es der Sage nach ein Tiger mit zwei Sprüngen herüber geschafft hat. Nach einem ersten Gratis-Ausblick noch am gleichen Tag und kurzer Ortsbegehung (ist in 5 Minuten erledigt) ließen wir es für diesen Tag genug sein, und verschoben diese Begehung auf den nächsten Morgen. Die Nacht verbrachten wir in besagtem Tina's Guesthouse, wo wir für 80 RMB ein Dreier-Zimmer, ohne Dusche, dafür mit Bergblick, für uns sichern konnten. In der Nacht nahm der außergewöhnlich starke Wind des Abends so sehr zu, dass wir uns zunächst Sorgen um das Dach machten, dann aber doch einschliefen, nachdem der Ort, offenbar durch herabfallende Äste, von der Stromversorgung getrennt, das Licht aus war, und unsere elektrische Wärmedecke kühler wurde.

Am Morgen, bei Generatorgeknatter, probierten wir BaBa, ein bannok-ähnliches Gebäck nach Art der lokalen Minderheit, und organisierten unsere Rückreise nach Lijiang, mit Gepäckabholung in Qiatou. Dann ging es hinab in die Schlucht, wo Anwohner zwei Leitern (eine kann umgangen werden) angebracht haben, über die man, recht abenteuerlich, in die Schlucht klettern kann. Dafür kassieren sie zusätzliche 10 RMB und möchte man an einer anderen Stelle wieder hinauf, zahlt man erneut. Allerdings kann man auch auf halber Höhe weiter zum Walnut Garden weitergehen und dort wieder aufsteigen.

Gemeinsam mit anderen Touristen hatten wir über Tina's einen Minibus bestellt, der uns um kurz nach 13 Uhr zurück nach Lijiang über Qiaotou bringen sollte. Zwar bietet das Guesthouse an, dass ein "regulärer" Bus um 16 Uhr für 50 RMB pro Person nach Lijiang fährt, aber das war uns zu spät. An sich gibt es, abgesehen vom Laufen, nur die Möglichkeit mit einem Minibus oder Taxi aus dem Tal herauszukommen (die Preise sind dann immer Verhandlungssache). So kamen wir immerhin, nach einmal organisiertem Umsteigen (die Taxis aus Lijiang dürfen nicht in die Schlucht fahren) schon früh in Lijiang an.

Videos

Karten

Fakten

  • Hard Sleeper von Kunming nach Dali ab 83 RMB
  • Stadtbus Linie 8 fährt in Dali vom Zugbahnhof zum Busbahnhof und zur Altstadt - 1,5 RMB
  • Bus von Dali nach Lijiang 46 RMB, für die Rückfahrt zahlten wir 50 RMB
  • Bus von Lijiang nach Qiaotou 30 RMB - es soll auch einen für 17 RMB geben
  • Eintrittsgebühr/Weggebühr in Qiatou ist, zumindest während der Öffnungszeiten, nur schwer zu vermeiden - 50 RMB pro Person werden fällig. Studentenausweise werden genau geprüft und auch nur akzeptiert, wenn ein Alter von 24 Jahren nicht überschritten ist
  • Gebühr für Gepäck bei Jane's 5 RMB für die Dauer der Tour (nicht pro Tag)
  • oft beschriebener "Unterer Weg" ist die, kürzlich modernisierte, Fahrstraße und heute kaum mehr zum Wandern zu gebrauchen
  • die "28 Bends" sind in maximal zwei Stunden erledigt und fühlen sich deutlich weniger schlimm an, als gern kolportiert
  • Minibus (bis zu 7 Leute) von Tina's Guesthouse nach Lijiang 350 RMB, nach Qiotou 150 RMB


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