04.11.2011 Charchorin: Unterschied zwischen den Versionen

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Linienbus ab Dragon Station, UB - Zelten am Orchon - Erdene Zuu Kloster - Karakorum-Museum - Holzhacken für Abendessen und "sicheren" Zeltplatz - Jagd nach amerikanischem Nachttopf - Weiterreise Tsetserleg
 
Linienbus ab Dragon Station, UB - Zelten am Orchon - Erdene Zuu Kloster - Karakorum-Museum - Holzhacken für Abendessen und "sicheren" Zeltplatz - Jagd nach amerikanischem Nachttopf - Weiterreise Tsetserleg
  
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Am Montag, den 1. November, sind wir morgens zu 10Uhr wieder zur Dragon Busstation, im Westen von UB, gefahren um diesmal mit dem Bus nach Charchorin zu fahren.  
 
Am Montag, den 1. November, sind wir morgens zu 10Uhr wieder zur Dragon Busstation, im Westen von UB, gefahren um diesmal mit dem Bus nach Charchorin zu fahren.  

Version vom 10. November 2011, 10:10 Uhr

Linienbus ab Dragon Station, UB - Zelten am Orchon - Erdene Zuu Kloster - Karakorum-Museum - Holzhacken für Abendessen und "sicheren" Zeltplatz - Jagd nach amerikanischem Nachttopf - Weiterreise Tsetserleg

Am Montag, den 1. November, sind wir morgens zu 10Uhr wieder zur Dragon Busstation, im Westen von UB, gefahren um diesmal mit dem Bus nach Charchorin zu fahren.

Erstmal ein paar lehrreiche Worte zu Charchorin und der Umgebung: Charchorin ist ein Sumzentrum im Öwörchangai-Aimag. Ein Aimag ist die oberste Verwaltungsebene in der Mongolei und setzt sich aus mehreren Sums (Verwaltungsbereiche der zweiten Ebene) zusammen. Die Stadt liegt ca 400 km westlich von Ulan Bator und ist Ziel vieler geführten Touren - primär auf Grund ihres geschichtlichen Hintergrundes. Es gibt mehrere kleine Einkaufsmöglichkeiten, einen Markt für abgepacktes und frisches Essen, sowie verschiedene Gebrauchsgegenstände und ansonsten viel Staub (nur die beiden Fernstrassen, die durch den Ort führen sind asphaltiert). Die Stadt liegt an der Stelle, an der im 13. Jahrhundert die Hauptstadt des mongolischen Reiches unter Dschingis Khan und teilweise auch unter seinen Nachfolgern lag. Die Stadt damals hieß jedoch Karakorum und wurde von den Chinesen 1388 komplett zerstört. Seit 2006 wurden vermehrt Ausgrabungen rund um die heutige Stadt und der Umgebung vorgenommen, deren Funde man heute in einem frisch (April 2011) eröffneten Museum sehen kann. An den Ausgrabungen war maßgeblich Deutschland mitbeteiligt, das Museum wurde jedoch in Kooperation mit Japan erbaut. Das Museum ist sehr modern eingerichtet und wir hatten das Glück eine private Führung (waren die einzigen Gäste) zu bekommen. Gezeigt wird die Geschichte Zentralasiens und die verschiedenen Reiche und Herrscher bis zum Verfall des Großen mongolischen Reiches, sowie diverse Ausgrabungsstücke. Das Herzstück der Ausstellung ist sicher der Nachbau der historischen Stadt Karakorum, die schon bereits unter Dschingis Khan eine Handelsmetropole mit verschiedensten Nationalitäten und praktizierenden Glaubensrichtungen war. Am Ende kann man sich einen kurzen Film anschauen, der die Ausstellung kurz zusammenfasst und auf andere Ausgrabungsstellen in der Umgebung hinweist. Witzigerweise lag bei uns noch die DVD mit "Shaun dem Schaf" im Rekorder, was jedoch (leider) schnell behoben wurde.

Gleich bei Charchorin kann das erste buddhistische Kloster der Mongolei, Erdene Zuu, gegründet 1586, besichtigt werden. Das Gelände ist ca. 400 m mal 400 m groß und zur Hochzeit lebten dort bis zu 1000 Mönche. Heute sind nur noch vier von ehemals 62 Tempeln erhalten (tw. wiederaufgebaut), da 1937 bei einer stalinistischen Säuberungsaktion nahezu das gesamte Gelände zerstört wurde. Übrig geblieben sind nur die Mauer mit 100 Stuppas und wenige Tempel. Seit 1990, nach dem politischen Wandel von der Volksrepublik Mongolei in den demokratischen Staat Mongolei, gibt es wieder aktive Mönche im Kloster und die noch erhaltenen Gebäude werden nach und nach restauriert. Für die Besichtigung des Dalai Lama Tempel, der vermutlich auf den Grundmauern das damaligen Khanpalastes, aus den Steinen des alten Karakorum, erbaut wurde, muss man Eintritt zahlen. Auch hier hatten wir eine ausführliche private Führung, die uns durch die eiskalten Räume der drei Bauten mit Buddhastatuen führte.

Die Stadt Charchorin liegt am Fluss Orchon, dessen Tal zum UNESCO-Welterbe zählt. Das Tal ist wirklich sehr schön anzusehen und wird, malerisch, von den ansässigen Bauern zum Weiden der Tiere genutzt. Folgt man dem Fluß in Richtung Süd-Westen flußaufwärts, kommt man zu dem gleichnamigen Wasserfall, ebenfalls ein beliebtes Tour(ist)en-Ziel. Aktuell wird eine große Pumpstation gebaut, die das Wasser des Flusses in die Stadt leiten soll, und somit über kurz oder lang die Kultur der kleinen Pumpenhäuser, die in der ganzen Stadt verteilt liegen, gebaut von wohlhabenden Anwohnern, verdrängen wird.

Nun zu unsere Tour: Angekommen in Charchorin, nach einer unkomplizierten sechsstündigen Busfahrt, wurden wir gleich von einer jungen Frau am Busbahnhof angesprochen, die uns einen Platz in ihrer Touristenjurte für 10’000 MNT (für uns zwei) anbot. Wir fragten dagegen nach einen Bus nach Tsetserleg, was an der gleichen Strasse weiter im Westen liegt und bekamen doch tatsächlich zur Antwort, dass es keinen Bus gibt und wir erst zurück nach UB sollen und dann von dort fahren müssen. Keine guten Aussichten nach einem halben Tag im Bus und wir waren entsprechend skeptisch. Den angebotenen Jurtenschlafplatz lehnten wir erstmal ab und suchten uns stattdessen einen Zeltplatz ein kleines Stück westlich außerhalb der Stadt am Fluss Orchon, den uns ein Franzose (am Café Morin Jim) im Ort empfohlen hatte. Der Franzose wusste auch von dem Bus, der von Ulan Bator nach Tetserleg fährt und riet uns, diesen irgendwann zwischen 12 und 13 Uhr an einer Kreuzung anzuhalten und dann dort mitzufahren. Während der nächsten zwei Tage hielten wir immer wieder vergeblich Ausschau nach dem vermeintlichen Bus, was unsere Zuversicht jedoch nicht schmälerte.

Die erste Nacht am Fluss war recht ruhig, obwohl wir quasi direkt an der Ausfallstrasse Richtung Tsetserleg gecampt haben. Erst am nächsten Morgen wurde es wieder lebhafter, da die Bauern der Stadt ihre Viecher bei uns am Zelt vorbei in das Tal des Orchons zum weiden trieben. Auf dem Rückweg hatten sie dann meistens Holzstämme zum Heizen der Jurten dabei, was uns schon ein bisschen neidisch werden ließ bei -15 Grad in der Nacht und ständig gefrorenem Wasser. Da wir das Zelt nicht den ganzen Tag allein am Platz stehen lassen, jedoch auch die Klosteranlage besichtigen wollten, bauten wir es ab, packten unsere Rucksäcke und zogen schwer bepackt wieder in die Stadt ein. Anschliessend besichtigten wir die buddhistische Tempelanlage und bei drohender Dämmerung und Kälte entschieden wir uns doch die junge Frau von der Bushaltestelle anzurufen, um wenigstens auf ihrem Grund zu zelten, so dass wir einen sichern Platz für unser Zelt und unsere Sachen haben. Für 5’000 MNT willigte sie dem Handel ein. Das angekündigte freie Nutzen der sanitären Anlagen beschränkte sich jedoch nur auf das Toilettenhäuschen, in dem tatsächlich auf dem sonst vorhandenen Loch im Boden eine Porzellanschüssel stand. Das Duschhäuschen war total unnutzbar, da das Wasser in den Rohren gefroren war. Im Sommer sicher eine an sich ganz nette Erfrischung aber so war uns eh schon frisch genug. Für das Abendessen kauften wir in den örtlichen Läden ein und bekammen von unserer Vermieterin heisses Wasser in der traditionellen Thermoskanne.

Um unseren Gedanken “Hand gegen Bett” erstmals zu forcieren, bot Pablo am nächsten Morgen an, das Holz, was auf dem Gelände lag in ofengerechte Stücke zu verarbeiten, so dass wir für die nächste Nacht nichts zahlen mussten. Nachdem die Vermieterin erst fragte, ob wir denn überhaupt Holz machen können, willigte sie ein und wir freuten uns schon über eine leicht verdiente Nacht, was sich jedoch dann als eben doch nicht so einfach herausstellte. Nachdem wir tagsüber im Karakorum-Museum und auf einem Bergrücken mit Blick ins Orchon-Tal waren, kamen wir voller Tatendrang zurück und machten uns an das Spalten und Stapeln des Holzes. Die ganze Aktion artete jedoch in eine ziemliche Quälerei aus, da die Axt total stumpf war und der Stiel tatsächlich aus Metall. Im Wettkampf mit der einziehenden Dunkelheit schafften wir jedoch einen respektablen Holzhaufen, bevor wir mit kaputten Händen und schmerzenden Rücken aufgaben. Scheinbar haben wir jedoch die Vermieterin mit unserer Leistung überzeugt, da sie uns zu sich und ihren drei Kindern in die Jurte und zum Abendessen einlud. Es gab eine leckere kräftige Rinder-Reis-Brühe ("Beef Stroganov"), gekocht auf dem Ofen und unserem frisch gehackten Holz, und dazu als leichte Beilage die aktuelle mongolische Seifenoper im Fernsehen. Wie gebannt schauten die Vier während des Essens auf den Fernseher und ein Gespräch erschien uns schon fast als unhöflich und störend. Erst als wir die noch schnell gekauften Süßigkeiten auf den Tisch packten und im Fernsehen zu einer koreanischen Sendung gewechselt wurde, bekamen wir wieder mehr Aufmerksamkeit und unsere Vermieterin, auch Tourvermittlerin (wie könnte es anders sein!), unterbreitete uns nochmals einen Tourenvorschlag durch die Gobi mit ihrem Mann. Leider war uns der Tagespreis (ca. 65 USD plus Benzingeld) viel zu hoch, so dass wir ihr Angebot dankend ablehnten und uns für den nächsten Tag Richtung Tsetserleg verabschiedeten. Es ist gar nicht so einfach zu vermitteln, dass wir die Angebote preislich nicht überteuert finden, jedoch deren Preis nicht in unser Tagesbudget einer Weltreise passt.

Am nächsten Morgen wurden wir dann von einer 80jährigen Amerikanerin angesprochen, die am Abend zuvor von unserer Vermieterin am Busbahnhof erfolgreich angesprochen wurde. Die Amerikanerin wollte ebenfalls nach Tsetserleg und hatte schon, in ihren Augen, ein wahre Odyssee hinter sich. Erst war sie im richtigen Bus nach Tsetserleg, konnte dann jedoch nicht mehr so lange sitzen, stieg aus und stieg dann jedoch bei der Weiterfahrt in den falschen Bus und landete in Charchorin, was ja bekanntlich auf dem Weg nach Tsetserleg liegt - eine Tatsache die ihr jedoch unbekannt war: sie dachte sie befand sich in eine andere Richtung anstatt einfach nicht weit genug. Nun verließ sie sich ganz auf das “clever german couple” um nun doch an ihr Ziel zukommen. Jedoch war sie, entsprechend ihrem hohen Alter, nicht die Schnellste, suchte noch ihren von Hunden verschleppten Nachtpott (bei uns fehlten ein Brot, ein halber Kuchen, 4 Eier und eine Zwiebel aus dem Vorzelt), sortierte ihre Sachen, so dass wir schon um unseren Bus bangten, als sie dann noch in Verhandlungen um die Bezahlung der Jurte trat, so dass wir schon vorweg zur Strasse liefen. Das Ganze war uns schon nicht mehr ganz geheuer, da sie die Vermieterin, durch nur teilweises Zahlen der Unterkunft, zwingen wollte uns mit zum Bus zu begleiten. Erst wenn wir im Bus sitzen, wollte sie den Rest zahlen, was jedoch in Anbetracht der unbekannten Ankunftszeit des Busses (zwischen 12 und 13 Uhr) eine langwierige Sache werden konnte. Tatsächlich waren wir kurz vor 12 Uhr an der vom Franzosen beschriebenden Straßenkreuzung, zu der uns sehr sehr langsam die Amerikanerin folgte. Gegen 13 Uhr gesellte sich eine junge Mongolin zu uns, die mit Hand und Fuss den Bus bestätigte, auf den wir schon so lange warteten. Jedoch erst kurz vor 14 Uhr tauchte ein Minibus auf, in den wir mehr oder weniger freiwillig, der Fahrer verlud einfach unsere Rucksäcke, gemeinsam mit der jungen Mongolin und der Amerikanerin ohne Preisinformationen einstiegen. Während der fast zweistündigen Fahrt, zitierte die Amerikanerin aus ihrem Lonely Planet und betonte mehrmals, dass sie auf der Suche nach den schönsten 180km Busfahrt in der Mongolei sei, welche sie durch ein junges Paar in Ulan Bator empfohlen bekommen hat. Diese Strecke soll irgendwo zwischen Tsetserleg und Ulan Bator liegen. Jedoch gibt es da genau nur eine asphaltierte Strasse, die diese beiden Orte miteinander verbindet. Aber auf die Idee, dass sie sich gerade genau auf dieser Strasse befindet, darauf kam sie scheinbar nicht. Hoffentlich hat sie auf dem Rückweg, der sie unweigerlich auf der gleichen Strasse entlang führte, mehr aus dem Fenster geschaut als auf dem Hinweg, ansonsten hätte sich ihr ganzes mühsames Unterfangen nicht gelohnt.

Zur Ankunft in Tsetserleg und die Tage dort, dann mehr im nächsten Bericht...

Videos

Fakten

  • Charchorin
    • Der Bus von Ulan Bator nach Charchorin fährt täglich um 11:00 von der Dragon Station. Das Ticket kostet 15’000 MNT. Für Gepäck über 20 Kilo müssen zusätzliche 2’000 MNT bezahlt werden.
    • In Charchorin gibt es verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten. Neben ein paar Hotels, haben wir das Café Morin Jim (Homepage, Goole maps) gesehen, dass scheinbar Übernachtungen in Jurten und im Haus, sowie Frühstück anbietet. Ansonsten können wir die zwei Jurten von Suvd (Homepage, Google maps) empfehlen, auf deren Gelände wir unser Zelt aufstellen durften. Für die kleine Jurte (3 Betten) hätte sie uns zusammen 10’000 MNT pro Nacht berechnet.
    • Das Kharakhorum-Museum kostet 3’500 MNT pro Person und liegt nahe der Tempelanlage Erdene Zuu. Das Fotografieren kostet 5’000 MNT extra.
    • Es gibt Internetzugang in der Post, jedoch fanden wir auch ein freies WLAN vor dem Café Morin Jim.
  • Erdene Zuu
    • Der Eintritt zum Kloster ist frei.
    • Der Eintritt in den Lamatempel beträgt 3’500 MNT pro Person. Fotografieren kann man für zusätzliche 5’000 MNT.



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