03.04.2012 Ho Chi Minh Stadt - Klappe, die Zweite
Aus RTW
Wiedervereinigungspalast - Repariertes Notebook - Lemmingtour zu den Cu Chi Tunneln - Kriegsmuseum
Zurück von Mui Ne nach Ho Chi Minh Stadt brauchten wir weit länger als umgekehrt. Es war ein Freitagabend und die Straßen voll. Seltsamer Weise strömten die Massen nicht raus, sondern rein in die Stadt. Erst weit nach dem Dunkelwerden wurden wir an bekannter Stelle, direkt vor dem Touristenviertel, rausgelassen. Wir entschieden uns diesmal für ein Hotel gegenüber dem, in dem wir bei unserem ersten Aufenthalt wohnten.
Am nächsten Morgen, ein Samstag, führte uns unser erster Weg sogleich zum Samsung Support in freudiger Erwartung auf den reparierten Laptop. Die Erkenntnis kam dann vor der verschlossenen Tür: es war ein Feiertag und somit mussten wir bis Montag mit der Abholung warten. Den Pass mit der Visumsverlängerung für Susi bekamen wir dagegen problemlos.
Den restlichen Samstag verbrachten wir dann, wie es sich für Touristen gehört: Besuch im Wiedervereinigungspalast und Spaziergang durch die Stadt. Der Wiedervereinigungspalast war der Sitz des Präsidenten Südvietnams und spätestens als hier die bekannten Bilder der durchs Tor fahrenden Panzer entstanden, galt der Amerikanische Krieg offiziell als beendet. Heute besuchen fast nur noch Touristen das Gebäude und sehen verschiedene Versammlungsräume, die Privatgemächer des Präsidenten, sowie die Schaltzentrale im unterirdischen Bunker, ausgestattet von den Amerikanern. Die Führungen sind recht interessant, jedoch, wenngleich auch nicht plump, noch immer politisch gefärbt - die letzte Motivation, dem Vergangenen ausschließlich Schlechtes zu unterstellen, fehlte unserem Führer.
Für den nächsten Tag hatten wir eine geführte Tour zu den Cu Chi Tunneln gebucht, so dass wir wieder morgens vor unserem Hotel standen und auf die Abholung warteten. Gemeinsam mit viele anderen stiegen wir in einen großen Bus ein und die Fremdbestimmung nahm ihren Lauf. Als erstes hielten wir an einer Werkstatt für körperlich Behinderte, die mit Eier- und Muschelschalen kunstvoll Bilder, Vasen und Teller verzieren. Dann ging es weiter zu den Tunneln, wo es leider zu regnen begann. Sticker am Arm verdeutlichen die Gruppenzugehörigkeit und so ging es wie die Lemminge über das Gelände. Zum Glück wusste unser Oberlemming gut Bescheid, so dass wir in keine Fallen liefen und sein regelmäßig erklingender Ruf "Meep, Meep!" verhinderte ein Verlaufen oder das man sich gar einer anderen Gruppe anschloss. Denn davon gab es wahrlich sehr viele auf dem Gelände, so dass sich teilweise bis zu drei Gruppen um eine Attraktion versammelten und man japanische, russische und englische Erklärungen gleichzeitig bekam, kaum etwas verstand und erst recht nichts sah. Abgesehen von ein paar Eingängen zu den Originaltunneln und die als Termitenhügel getarnten Belüftungssysteme ist wenig erhalten, beziehungsweise ausgestellt. Die meisten Ausstellungssachen sind nachgebaut, wie die ehemals im Wald verteilten Fallen, allein ein Mann baut die die Sandalen der Vietcong nach und ein paar Frauen zeigen die Herstellung von Reisnudeln. Die Form der Sandalen ist übrigens verkehrtherum (das breitere "Ballenende" ist hinten), so dass die Amerikaner denken sollten, der vietnamesische Soldat sei in die andere Richtung gelaufen. Als das Highlight der Tour wird das Schießen mit zeitgenössischen Waffen, wie AK47, M16, M60, verkauft. Mit Abrechnung pro Schuss, können Waffenbegeisterte sich austoben, während der Rest der Gruppe sich bei Schießlärm fast leere Souvenirvitrinen anschauen kann. Und dann endlich war es soweit, die Touristen durften endlich 20m Tunnel besichtigen. Dabei handelte es sich jedoch um ein kurzes Stück, welches für eben jenen Zweck ausgebaut wurde und mit betonierten Wänden nicht mehr dem Original entsprach. Unser Guide bezeichnete das Stück gern als "KFC"-Tunnel und zielte damit unverholen auf die gut genährten Toursten ab, die sich ächzend durch schoben. Auf dem Rückweg gab es dann noch das groß angekündigte Mittagessen à la Vietcong, bestehend aus gekochten Maniok und Honigtee, jeweils ein Kostpröbchen. Aber da die anderen nicht so begeistert schienen wie wir, konnten wir uns an den reichlichen Resten leidlich satt essen. Zum Abschluss unseres Rundganges über die arg ausgetretenen Wege zwischen Bambuswald und anderem Gestrüpp gab es noch einen original Propagandafilm in schwarz/weiß, der das tägliche Leben und den Kampf der Männer und Frauen des Vietcong, sowie die Unterstützung durch die ansäßigen Bauern darstellte. Und dann war auch schon alles vorbei und es ging im Bus zurück nach Ho Chi Minh Stadt. Zwar hat der Rundgang uns eine Idee von der aktiven Zeit der Tunnel gegeben, aber die schnelle Abhandlung der wenigen und zum größten Teil nachgebauten Exponate, sowie die Massen, und insbesondere der Schießstand gab dem ganzen eher das Flair eines Themenvergnügungsparkes.
Zurück in der Stadt kann man bereits am Kriegsmuseum aussteigen und sich über drei Etagen teilweise schockierende Fotografien aus Kriegszeiten und über die Auswirkungen von Agent Orange anschschauen. Ein Raum ist den ausländischen Journalisten gewidmet, die im Krieg gestorben oder verschollen sind. Die gesamte Ausstellung bietet ein eindrucksvolles und tief bewegendes Bild von den Auswirkungen des Krieges auf das Land und von den unzähligen, oft zivilen, Toten. Viel greifbarer und ernsthafter wird hier das Kriegsgeschehen geschildert, was leider die Tunnel, meiner Meinung nach, nicht schaffen. Passend zur Stimmung, ging es nach dem Museum durch strömenden Regen zurück ins Hotel, bevor wir uns, ausnahmsweise, ein indisches Abendessen schmecken ließen.
Am Montag war es endlich soweit, wir konnten das Notebook, wieder voll funktionsfähig, abholen - ein musterhaftes Beispiel für weltweiten Support. Ansonsten blieb der Tag recht ereignislos, abgesehen von einer ausgedehnten Souvenier-Shoppingtour und dem Buchen unserer Weiterreise Richtung kambodschanischer Grenze. Da wir uns nur noch ein paar Tage Zeit in Vietnam geben wollten, jedoch noch der Mekong auf unserer Checkliste fehlte, entschieden wir uns für eine geführte Zweitagestour mit Ausflug zum schwimmenden Markt in Can Tho. Da es von Can Tho Schnellboote über die Grenze bis nach Phnom Penh gibt, wollten wir ab da wieder allein weiterreisen. Wir buchten die Tour bei der Agentur in unserem Hotel und waren gespannt auf die kommenden, letzten Tage in Vietnam.
Wie kam Saigon zum neuen Namen?
Saigon wurde 1976 in Ho Chi Minh Stadt umbenannt. Wie es dazu kam, erzählte uns unser Guide von den Cu Chi Tunneln folgendermaßen: Der Namensgeber der Stadt Ho Chi Minh, Präsident von Nordvietnam von 1945 bis 1969 und geistiges Vorbild der Vietnamesen im Unabhängigkeitskampf, hieß eigentlich Nguyen Sinh Cung. Während einer Gefangenschaft in China teilte er sich die Zelle mit einem Chinesen, der Ho Chi Minh hieß. Als Nguyen Sinh Cung, der viele Denknamen verwendete, zu Tode verurteilt wurde, bat er den Chinesen die Namen zu tauschen, damit er weiter für seine politischen Ziele und die Unabhängigkeit Vietnams kämpfen konnte. Der Chinese stimmte zu und wurde kurze Zeit darauf hingerichtet. Der neugeborene Ho Chi Minh kam frei und konnte nach Vietnam zurück kehren. Kurz vor seinem Tod, 1969, bat er, in Gedenken an den tapferen Chinesen, Saigon in Ho Chi Minh umzubennen, wozu es dann 1976 kam. Diese Geschichte würde gut zu dem bescheidenen Leben und Auftreten von Ho Chi Minh passen, ob sie jedoch wahr ist, wissen wir nicht - einige Internetrecherche konnte nichts aufdecken, was dafür spricht.
Fakten
- LyLy Hotel, Doppelzimmer für 15 USD
- Tour zu den Cu-Chi-Tunneln 80'000 VND - etwas nervig aber schwerlich günstiger selbst zu organisieren
- Kriegsmuseum 15'000 VND p.P.