13.03.2012 Ninh Binh - Trockene Halong Bucht und doch 1000 Boote
Aus RTW
Trockene Halong Bucht - Rudern mit den Füßen - Bich Dong - Mopedtour mit Hindernissen - Cuc Phuong National Park und Primate Rescue Center
Nach einer Nacht im modrigen und fensterlosen Zimmer im Thanh Thuy's musste am nächsten Morgen als erstes ein anderes Zimmer her. Anscheinend empfanden nicht nur wir das so, sondern auch die gerade zuständige Hoteldame, die uns nach einigem Hin und Her ein besseres Zimmer (im obersten Stock ohne Fahrstuhl) für einen kleinen Aufpreis anbot. Anschließend ging es zu einem Hotel (sorry, Name vergessen), wo wir uns für einen Tag Räder ausliehen. Das Ziel war Tam Coc oder auch Die trockene Halong Bucht.
In unmittelbarer Nähe zu Ninh Binh ragen einige hundert Karstberge aus der Ebene und die schönste Art diese zu erkunden soll eine Bootsfahrt entlang eines Flusses sein. Also ging es auf direktem Wege mit dem Rad, über teilweise unfertige Straßen und erschlossenes Land (Ninh Binh hat scheinbar großes vor), vorbei an einem Kriegsdenkmal, nach Tam Coc, circa neun Kilometer südwestlich von Ninh Binh. Bereits die große Straße, die zum Eingang führte, ließ schreckliches Erahnen. Und tatsächlich, als wir die Eintrittstickets erstanden hatten (der Preis ließ sich nicht über die Preistafel herleiten, schien eine Art Nebensaisonrabatt zu sein), betraten wir eine kunterbunte Vergnügungswelt mit Restaurant an Restaurant an Souveniershop und einem kleinen Markt mit lokalen Leckereien. Natürlich bot sich jedes Restaurant an, kostenfrei auf unsere Räder aufzupassen, dafür könnten wir wenigstens kurz einen Blick in die Speisekarte werfen. Das Rennen machte das Restaurant, welches uns vom Fahrradverleih empfohlen wurde, dann hätten sie es unter sich ausmachen können, wenn die Räder verschwunden wären.
Beim Ticketkauf hatten wir einen Geld-Schein (wissen nicht mehr wie viel) mit mitbekommen, den wir am Bootsanleger für die Fahrt abgeben sollten. Ein eifriger Mann nahm uns sogleich das Geld ab und wies und ein Boot zu. Bis vor kurzem verhandelte man den Preis für die Bootsfrau noch mit ihr persönlich und die Preise sollen astronomische Ausmaße angenommen haben, so dass dies nun offiziell durch den Ticketverkauf in geregelten Bahnen gehalten wird. Die Boote werden überwiegend von Frauen gerudert, die unmittelbar am Fluss und der Umgebung wohnen und eigentlich auf Reisfeldern arbeiten, die die Felsen umgeben. Absolut sehenswert ist die Art, wie sie Rudern. Lässig zurückgelehnt bedienen sie die Ruder mit den Beinen und Füßen und nur ganz selten mit den Armen. So ließen wir uns entspannt den Ngo-Dong-Fluss entlang rudern, bzw. ruderten nach Aufforderung auch mit, und genossen den Ausblick auf die grünen Reisfelder und die Felsen. Der Name Tam Coc bedeutet "drei Höhlen" und durch die geht es auf der gut zwei bis dreistündigen Fahrt. Hang Ca, die erste ist 127 Meter lang, Hang Giua ist 70 Meter, und Hang Cuoi ist mit 40 Metern die kleinste und auch letzte Höhle. Die Höhlen sind nicht beleuchtet und alles, was man sieht ist das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels, zum Klang des Plätschern der Ruder. Auf dem Rückweg gab es die unvermeidlichen Versuche uns Getränke von schwimmenden Händlern zu verkaufen, sowie Souveniers aus einer Metallbox von der Bootsfrau selbst. Möchte man selbst keine Getränke haben, kommt die Empfehlung etwas für die Schwerarbeitende zu kaufen, die schließlich müde und durstig sei. Glaubt man jedoch Wikitravel, geben sie die Waren wieder zurück und werden mit der Hälfte des Preises am Gewinn beteiligt. Aber da wir keine Unmenschen sind, teilten wir immerhin unsere Kekse mit ihr. Witzig ist es auch, die Gesichter der anderen zu beobachten, wenn die Metallbox an Bord aufgeht. Je nach Reiseerfahrungen gibt es arg genervte Blicke, aber auch eifrige Käufer. Nur die Chinesen gehen soweit, die Ruderer lautstark anzutreiben und jeden Verkaufsversuch mit einem bösen Wortschwall im Keim zu ersticken. Da schauten wir uns lieber die Familienbilder an, zeigten unsere eigenen, bestaunten die bestickten Decken, teilten noch einen Keks und lehnten ruhig dankend alle Sachen ab. Auch am Ende der Fahrt wird man nochmal kurz von allen Seiten auf die müde Ruderin hingewiesen und um Trinkgeld gebeten, aber das alles kann das friedliche Bild der Gegend kaum stören.
Nach der Bootsfahrt ging es wieder auf die Räder und nach Bich Dong, einem kleinen Tempel und einer Grotte am Ende einer von Tam Coc aus ca. 3 km langen, ruhigen Straße entlang von Reisfeldern. Die Anlage wurde im 18. Jahrhundert vom König selbst zur zweitschönsten im ganzen Land erhoben, heute ist sie noch immer eine aktive Pilgerstätte.
Auf dem Rückweg schauten wir noch kurz bei einem weiteren Tempel vorbei und trafen auf zwei große Reisegruppen von Franzosen. Einen der Guides fragten wir nach dem Namen eines Tempels, den wir auf einem der Felsen gesehen hatten. Eine Antwort lieferte jedoch erst die Werbetafel eines Tourenanbieters auf dem Weg zum Ausgang des Geländes: Hang Hua, eine kleine Anlage, von der man einen spektakulären Blick über die Landschaft von Tam Coc haben soll. Und somit stand ein Ziel für den nächsten Tag fest. Ein weiteres, deutlich ambitionierter, sollte der Cuc Phuong Nationalpark sein, ältester in Vietnam und das größte Naturschutzreservoir.
Drei Plätze im Nachtbus nach Hué waren, dank unserer Unterkunft, für den nächsten Abend schnell gesichert, so dass wir uns ins nächste Abenteuer stürzten konnten: unsere erste Mopedtour. Eine erste Eingewöhnung gab es auf der Fahrt zur Tankstelle und dann verließen wir auch schon die asphaltierten Straßen und folgten holprigen Landwegen erst nach Hang Hua (viele Stufen und diesige Fernsicht auf Tam Coc) und näherten uns, vorbei an idyllische Dörfchen, dem Cuc Phuong Nationalpark. Bis auf einen Abstecher in die falsche Richtung, waren wir fast gut in der Zeit, als das Hinterrad von Pablos und Susis Moped immer mehr Luft verlor. Und das an einem Hang bergauf. Eine kleine Moped-Werkstatt war schnell, dank eines hilfsbereiten Anwohners, gefunden. Zusammen begutachteten wir den platten Reifen und fanden es wenig lustig, als mehrfach wiederholt wurde, dass kein passender Schlauch auf Lager lag. Als dann auch den Vietnamesen schwante, dass wir ihren Humor nicht teilen konnten, begann endlich die Reparatur - das Teil war natürlich auf Lager, aber man wollte zu gern die Farbe aus unseren Gesichtern weichen sehen. Ich nutzte die Zeit und ließ meine Hose bei einer Schneiderin nähen. Bei Hang Hua war mir das Moped umgekippt und hatte es einen sauberen Riss im linken Hosenbein hinterlassen. Überraschender Weise wollte sie für die schnelle und sehr gute Arbeit nicht einmal Geld haben. Auch die Mopedreparatur (Ersatzschlauch mit Einbau) war mit knapp drei Euro sehr günstig. Und hier gibt es einmal mehr eine kleine Toilettengeschichte: Netterweise ließ uns der Werkstattbesitzer in seinem Haus auf Toilette gehen und siehe da, nicht einmal im eigenen Haus gibt es richtige Trennwände im Bad. Nur halb hohe Wände teilten den Raum in funktionale Bereiche, wie Dusche und Kloecke. Und so betrat ich bestimmt den entsprechenden Raum und wurde gerade noch durch die Handytöne gewarnt, dass hinter einem Stück Mauer bereits jemand in der Kloecke hockte. Aber das nimmt man hier alles ganz entspannt.
Nach allem erreichten wir den Cuc Phuong Nationalpark erst gegen 16 Uhr, so dass wir gerade noch Zeit hatten das Primaten- und Schildkröten-Rettungsstation, die einzige dieser Art in Asien, zu besichtigen, natürlich nur mit Guide gegen Aufschlag. Auf dem Gelände, gegründet und geführt von einer Gruppe deutscher Wissenschaftler, werden verschiedene Primatenarten in Käfigen gehalten. Die Affen wurden zum Teil aus unsachgemäßer Haltung befreit und sollen nun wieder an das Leben in einer Gruppe und in freier Wildbahn gewöhnt werden. Die meisten der dort lebenden Affenarten gehören zu hochbedrohten vietnamesischen Arten, teilweise endemisch, die hier nachgezüchtet werden sollen. Der Erfolg in der Zucht scheint gut, nur die Auswilderung scheint schwierig, da nur wenige Affen seit 1993 in den Nationalpark entlassen werden konnten. Das Gelände ist überraschend klein und viele Wege dürfen die Besucher nicht betreten. Entsprechend schnell war der Rundgang beendet und es ging weiter zu den Schildkröten. Auch diese stammen aus schlechter Haltung oder wurden bei Zollkontrollen entdeckt. Nicht ganz so spannend, da ja naturbedingt wenig Bewegung in den Tieren steckt. Aber so hatten wir noch kurz Zeit mit den Mopeds ein Stück der Straße in den Nationalpark zu folgen und einen kurzen Blick auf die Vegetation zu erhaschen. Nur für die kleinen Wandermöglichen, zu besonders alten Bäumen hat es leider nicht mehr gereicht. Pünktlich zur Heimfahrt streikte nochmals Pablos und Susis Moped und ließ sich ersteinmal nicht mehr starten. Um nichts zu riskieren ging es dann, als es endlich fuhr, zügig und mit nur einem Stopp zurück nach Ninh Binh.
Bevor wir uns zu den anderen, auf den Nachtbus nach Hué, Wartenden gesellten, gab es ein letztes leckeres Abendessen bei unserem Stammimbiss "Hanoi" an der Ecke, sowie einen köstlichen Reis-Kokosmilch-Shake, welcher den gelungenen Tag kulinarisch abrundete - was will man mehr!? Die Abfahrt gegen 22 Uhr verlief Touristenbus-typisch unkompliziert. Der Bus war nach kurzer Verspätung da, wir bekamen Plätze zugewiesen und ab ging es nach Hué!
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Karten
Auf Grund des Rechner-Defekts, und dem damit verbundenen Mangel an backup-Möglichkeit, existiert leider kein GPS-Log unserer Motorradtour zum Cuc Phuong Nationalpark. Der Weg dorthin ist jedoch recht leicht zu finden, die freundlichen Einheimischen geben gern einen Tipp, falls doch Zweifel bestehen. Aber Achtung: Gut 100km Fahrt bei schlechten Straßen - früh los und Pannen einkalkulieren.
Fakten
- Fahrradverleih bei zahlreichen Unterkünften für 1-2 USD
- Eintritt Tam Coc 70'000 VND, regulär wohl 80'000 VND, p.P.
- Eintritt Hang Hua 20'000 VND p.P.
- Eintritt Cuc Phuong Nationalpark, mit Guide für die Auffangstationen, 50'000 VND p.P.
- Schlafbus von Ninh Binh nach Hue, gebucht über Thanh Thuy's, für 300'000 VND p.P.