24.03.2012 Buon Ma Thuot - Kaffffeeee!
Aus RTW
Hauptstadt des Kaffees - Kaffee- und Cashew-Plantagen - Wasserfälle - mysteriöser Stausee - amerikanische Kreuzungen - Fruchtshakes
Für uns, Fans des vietnamesischen Kaffees, war ein Besuch in Buon Ma Thuot unumgänglich und nach drei Tagen im Dschungel bei Kon Tum angenehm zivilisiert und doch gänzlich untouristisch. Umgeben von Kaffee- und Cashew-Plantagen, ist es die höchstgelegene Provinzhauptstadt (von Daklak) und ein guter Ausgangspunkt für Fahrrad- und Mopedtouren in die Umgebung.
In Kon Tum bekamen wir, nach zäher Preisverhandlung nach der Preis-nennen-und-aussitzen-Strategie, (zu dritt) drei fünftel der Rückbank in einem kleinen Bus. Während zunächst unsere Rucksäcke zunächst noch Platz im Kofferraum fanden, wanderten sie später aufs Dach um Kindern Platz zu machen, die stattdessen stehend mitreisten. Unbezahlbar das Gesicht eines Vietnamesen, der nach einem seeligen Schlaf einen prüfenden Blick auf sein Gepäck werfen wollte und stattdessen in die leicht gequälten Gesichter der Kinder blickte.
In Buon Ma Thuot angekommen, ging es nach einer kurzen Stärkung, an der Hauptstraße entlang ins Zentrum, wo wir uns nach einigem Suchen für ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad entschieden. Erst nach dem häuslichen Einrichten bemerkten wir, dass dem Bad etwas entscheidendes fehlte: die Dusche. Rückblickend war das somit unsere einfachste Hotelunterkunft in Vietnam und das in einer Stadt, die sehr modern und aufgeräumt wirkt. Das Zentrum mit einem großer Platz mit Springbrunnen und große Parkanlagen, passte irgendwie nicht so recht in unser Bild der bisher gesehenen Städte. Sogar einen großen Supermarkt gab es, in dem wir uns so gleich mit dem lokalem Kaffee eindeckten und gleich noch für die Lieben daheim als Mitbringsel einkauften.
Für die nächsten zwei Tage liehen wir uns zwei Mopeds um die Umgebung zu erkunden und endlich Kaffee in seinem natürlichen Habitat zu sehen. Am ersten Tag ging es, nach einem späten Frühstück mit selbstgemachten Frühlingsrollen, zu den Wasserfälle Dry Sap und Dry Nur. Auf dem Weg dort hin ging es vorbei an Maniokfelder und riesige Cashew-Plantagen, wo die Ernte im vollen Gange war. Die Cashewnuss wächst an Bäumen und ist ein kleiner Bestandteil einer apfelähnlichen Frucht, die die gesamte Umgebung mit einem süßlichen Duft erfüllt. Und dann war es plötzlich vorbei mit dem Grün und die Landschaft erinnerte eher an eine trostlose Steppe, durch die breite staubige Straßen führen. Fast hätte man ein amerikanische Vorbild bei der Straßenplanung unterstellen können. Mitten im Nichts trafen zwei unbefahrene, aber sehr breite, Straßen rechtwinklig aufeinander, die Kreuzungsmündung jeweils mit einem straßenüberspannenden Schild (40-Seelen-Dorf in diese Richtung). Es fehlte nur die Wanderdistel und der klang einer Mundharmonika.
Bei den Wasserfällen angekommen, begeisterte uns ein kleiner Wasserfall, der sich in ein idyllischen natürlichen Pool ergoss, weit mehr als die eigentlich beworbenen großen Fälle. Sobald zwei Vietnamesen aus dem Wasser kamen, waren wir drin. Angenehm lau, bot der Pool eine willkommene Abkühlung nach den staubigen Straßen. Leider wurden wir durch einen Massenauflauf von anderen Vietnamesen vertrieben, die den Fluss als kommunales Bad missbrauchen. Ohne Bedenken werden Duschgel und Haarwäsche, sowie dessen Verpackungen ins Wasser geschüttet. Entsprechend unappetitlich sieht das Ufer aus, an dem auch fleißig gepicknickt wird. Nachdem wir auch den großen Wasserfall gesehen hatten, wollten wir zum zweiten fahren und sahen nur durch Zufall, dass sich dieser auf dem gleichen Gelände befindet. Nach einigen Fehlversuchen, dank fehlender Beschilderung, und einigem Herumirren zwischen kleinen Kaffeebäumchen, fanden wir den Dry Nur, die eigentliche Hauptattraktion. Und wie auf den Werbebildern versprochen befand sich sogar ein Fischer in seiner Nussschale vor dem Wasserfall. Nur viel Wasser gab es auf Grund der Trockenzeit nicht. Abgerundet wurde der entspannte Tag durch einen malerischen Sonnenuntergang und einen leckeren Fruchtshake auf winzigen Plastikstühlen.
Am nächsten Tag wollten wir mit Hilfe unseres GPS eine Fahrt zu verschiedenen Seen machen und waren auch fast erfolgreich, wäre da nicht plötzlich ein Fluss gewesen und die Bootsfrau nicht ganz so gierig mit dem Preis. So gaben wir uns mit kleineren Seen zu frieden und pausierten wenig idyllisch und ohne Bademöglichkeit, die Mopeds etwas abseits geparkt. Als es wieder losgehen sollte, streikte Pablos Moped und wollte nicht anspringen. Wie zufällig kam auch gleich ein Junge angeradelt, der seine Hilfe anbot. Seine schnelle Lösung, Festdrehen der Zündkerze, verriet ihn jedoch als den Übeltäter, was ihn wiederum weder Geld noch dankende Worte einbrachte. Auf dem Rückweg, vorbei an einem riesigen, nirgends kartierten Stausee, und wieder einigen Kaffeefeldern, wollten wir noch zu einem dritten Wasserfall. Den wir auch fanden, jedoch von ungehaltenen Vietnamesen vertrieben wurden. Was auch immer die Gruppe dort trieb, wir sollten so schnell wie möglich verschwinden. Dabei wäre eine Dusche vor der Nachtbusfahrt nach Ho Chi Minh City nicht schlecht gewesen.
Eine böse Überraschung wartete im Hotel auf uns. Der versprochene Pick Up, der uns bei Buchung der Bustickets zugesichert wurde, fand nicht statt. Wir sollten stattdessen auf eigene Kosten die drei Kilometer zum Ort der Busabfahrt zurücklegen. Trotz ungehaltener Darlegung unseres Serviceverständnis, machten wir uns schlussendlich zu Fuß auf. Und auch die Mitarbeiter der Busfirma Malinh, von der wir die reservierten Tickets abholten, zeigten sich verständnislos. Und somit passte unsere Stimmung zur Klimaanlage im Bus: eisig kalt. Hatten wir uns doch extra das Luxuspaket gegönnt und auf die Selbstorganisation der Weiterreise verzichtet.
Karten
Fakten
- Eintritt zu den Wasserfällen Dry Nur und Dry Sap 30'000 VND p.P.
- Unterkunft im Thanh Binh Hotel für 150'000 VND für 3 Personen - leider nicht so gut: keine Dusche im Gemeinschaftsbad
- Moped für 120'000 VND (kein Automatik)
- Schlafbus von Buon Ma Thuot nach HCMC für 210'000 VND direkt von Malinh-Bus