17.11.2012 Rückblick Nepal

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Version vom 2. September 2013, 17:22 Uhr von Petra (Diskussion | Beiträge) (Punkt in Einführung entfernt)

Ständiges Auf und Ab - Ja, sind denn alle Sherpa? - Trampelpfade vs Massengetrampel - Tipps

Nepal - das war ein ständiges Auf und Ab, nicht nur wegen der Berge, aber auch hinsichtlich dem Erleben von Land und Leute. Je weiter die Zeit zurückliegt, je höher werden natürlich die Berge, die Rucksäcke schwerer, und wir stolzer über die Höhenmeter, die uns diese beeindruckende Bergwelt abverlangt hat. Unsere unzähligen Fotos vermögen nicht unsere Glücksgefühle wiederzugeben, wenn einmal wieder eine Tausender-Höhenlinie oder ein Pass bezwungen wurde oder das wunderbar einsame Gefühl der Natur ausgeliefert zu sein, wenn wir unser Zelt zwischen den Berggiganten aufstellten. Der Himalaya ist schön, bezaubernd, beeindruckend, aber auch herausfordernd und die Erfahrungen, die wir in vier Wochen ununterbrochener Wanderung gesammelt haben, unbezahlbar.

Oder doch? Kann es nicht inzwischen jeder schaffen einmal den Mount Everest von ganz nahen zu sehen? So fühlte es sich jedenfalls fast an, als wir in einer Traube von Touristen dem höchsten Berg der Welt entgegenstrebten. Kaum möchte ich sie "Wanderer" nennen, die Menschenmassen in Jeans, die Frauen mit Handtaschen, die alten und zerbrechlichen Japaner, die mehr an den Armen ihrer nepalesischen Guides hingen als selber gingen. Für jedes Budget scheint es inzwischen eine Lösung, ja ein Produkt, zu geben in einem weiten Gebiet ohne jegliche Straße. Vom Hubschrauberflug über geführte Tour mit Trägern bis hin zum Individualtouristen - nur eines schienen garantiert alle gemeinsam zu haben: die Gore-Tex-Jacke. Nur einen Haken gibt es, allein das Geld entscheidet dann doch nicht, wie hoch man kommt. Das letzte Wort hat schlussendlich die körperliche Fähigkeit mit der Höhe umzugehen - und damit ist dann wieder jeder mit sich allein. Das Vermögen auf den eigenen Körper zu hören, verlangt den Wanderern nach etlichen Höhenmetern und oft kurz vor dem Ziel, erst recht als Teil einer geführten Tour, die meiste Courage ab.

Nepal rutschte fast zufällig an diese Stelle der Länderliste unserer Reise. Als wir uns entscheiden mussten, wie es nach Indonesien weitergehen sollte, sahen wir eher beiläufig, dass mit Oktober eine der besten Wanderzeiten für Nepal kurz bevor stand. Ganz abgesehen davon, dass eine Tour durch den Himalaya endlich unsere großen Rucksäcke voller Outdoor-Rafinessen und die schweren Schuhe rechtfertigen würde, war es ein absolutes Traumziel, nur so bald hatten wir damit eigentlich nicht gerechnet. Entsprechend kamen wir fast ganz ohne Vorbereitung, nach einem sehr kurzem Zwischenstopp in Indien, in Kathmandu an. Zu abgebrüht und entspannt sahen wir nach 12 Monaten Reise inzwischen den Organisationsaufwand. Und wir sollten recht behalten. Visa gibt es bei Einreise und die Vielzahl der möglichen Unternehmungen kann man allesamt, und am besten, von Kathmandu aus vorbereiten.

Unzählige Reiseberichte und -führer lassen kaum eine Frage offen und sowohl das Organisatorische als auch die Routen fürs Höhenwandern sind klar vorgegeben. Je nach eigenen Erfahrungsgrad mit Touren ins (Hoch-)Gebirge kann man aus Wanderwegen mit verschiedensten Schwierigkeits- und Komfortgrad wählen. Wer hoch hinaus will und unsicher hinsichtlich der Aklimatisierung ist, der folgt einfach den Tagesetappen der Wanderführer und lauscht kritisch auf seinen Körper. Zusammenfassend gilt: viel trinken, in großer Höhe nicht mehr als 300 bis 400 Höhenmeter an einem Tag und spätestens nach 600Hm einen Ruhetag einlegen, an dem man während einer Tagestour zwar hoch geht, aber tief schläft. Wir trafen viele, die täglich Diamox nahmen - eine kleine Tablette, die Auswirkungen der Höhenkrankheit verhindern soll. Bei manchen klappt es, bei anderen nicht. Wir hatten auch ohne Chemie Glück und nur sehr selten Kopfschmerzen, jedoch nie Appetitlosigkeit. Bereits am Morgen verdrückten wir schon gebratene Nudeln, während andere in ihrem Pancake rumstocherten. Pancake? Ja, auch weit oben weiß man um die scheinbar beliebteste Mehlspeise aller Touristen. Schade, dass man daher eigentlich recht wenig von der Ess-Kultur der Sherpas in so hohen Regionen mitbekommt wenn man nicht danach sucht. Nur am Rande, noch weit vor Lukla, sahen wir, dass sie kein Frühstück essen, maximal etwas trinken. Gegen 10Uhr sitzen sie jedoch schon bei einer deftigen Nudelsuppe und pausieren ausgiebig. Abends gibt es all-you-can-eat Dal Bhat je nach Art des Hauses und immer mit dem Gemüse, das gerader erntereif ist oder herangetragen wurde. Von diesen opulenten Speisungen sieht man jedoch kaum etwas. Einheimische sitzen in einem extra Raum oder einfach direkt in der warmen Küche, während der geneigte Tourist im kalten Restaurant von einer mehr oder weniger umfangreichen, oft vegetarischen (Buddhismus + Pragmatismus) Speisekarte wählt. Dal Bhat gibt es für uns nur zum vielfachen Preis, immerhin auch meist mit Nachschlag. So oder so war es unser liebstes Gericht, nur an Proteine kommt man so nicht. Kein Wunder, dass die Menschen dort alle so dünn und drahtig sind und doch sind sie unglaublich ausdauernd und können hohe Lasten über weite Strecken tragen. Wer nach unseren Maßstäben gesund und den körperlichen Anstrengungen gerecht essen möchte, wird es schwer haben. Bei wem jedoch Geld keine Frage ist, für den gibt es geführte Touren, die exzellente Bergwelt mit kulinarischen Leckerbissen zu würzen vermögen, dank unzähligen Trägern, Köchen sowie Koch- und Esszelt. Ironischerweise scheint dieser Variante jedoch mehr und mehr die Norm als die Ausnahme.

Für uns stand außer Frage, dass es die Tour zum Everest sein muss. Der höchste Berg der Welt - ein würdiges Highlight für eine Weltreise, so dachten wir. Viele Bücher und unzählige Geschichten von Besteigern hatten wir schon gelesen und so eine große Faszination entwickelt, wenn auch nicht fürs Selbstbesteigen, dann doch für die großartige Natur, Persönlichkeiten, und Tragödien. Es war auch klar, dass wir es im Alleingang machen wollten. Geführte Touren waren uns zu teuer und einen Träger wollten wir nicht. Das Tragen unserer Ausrüstung war für uns Ehrensache. Wenn wir das nicht schaffen, dann sind wir den Umständen dort oben nicht gewachsen. Das wir diese Meinung scheinbar nur mit wenigen Trekkern teilen, zeigten die unzähligen Gruppen, denen vorweg ein bis zwei schwerbepackte Nepalesen liefen. Ist man jedoch alleine unterwegs, kann man, muss aber nicht auf einen Guide/Träger zurückgreifen. Wir trafen einen jungen Mann zwischen Jiri und Lukla mit einem Nepalesen als Führer, doch die Notwendigkeit sah er schlussendlich nicht mehr. Der Weg war klar und nahezu unverfehlbar und ausgerüstet mit Beschreibungen der einzelnen Tagesetappen kann man sich kaum verlieren. Und so brachten uns Kommentare anderer Touristen nach einem langen und anstrengenden Tag wie "Wieso tragt ihr denn so große Rucksäcke? Dafür sind doch Sherpas da!" erst in Rage, dann ins Grübeln. Werden sämtliche Nepalesen zu Sherpas zusammengefasst? Sherpas sind Angehörige einer von vielen ethnischen Gruppen, es gibt auch Rais, Tamangs, Magars usw. Inzwischen hat sich jedoch "Sherpa" als Synonym für Guide und Träger im Himalya etabliert und das Wissen um die verschiedensten Völker der Region scheint gering. Ist der "Sherpa-Job" deren einzige Einkommensquelle? Ist es unsere Verantwortung gegenüber dem armen Nepal, Geld in die Menschen zu investieren und Träger anzuheuern? Nunja, da scheiden sich wohl die Geister, sowohl im Low-Level-Trekking wie wir es tun, als auch bei Highend-Expeditionen, [jüngste Ereignisse am Everest zeigen]. Wir hätten es uns sicher leisten können, nur hätte es uns den freien, individuellen Charakter unserer Tour genommen und uns in eine Abhängigkeit eines anderen gegeben, die wir so nur gegenüber unserem eigenen körperlichen Grenzen und der Natur empfinden wollten. Wir wollten schauen, wie weit wir kommen, ganz ohne Druck und ohne einen täglichen fixen Betrag für einen Begleiter, auch Ruhetage werden schließlich aufgerechnet. Versteht man jedoch das Buchen und Bezahlen eines Nepalesen als Unterstützung und Sicherung seines Einkommens, dann sollte man sich am besten an gemeinnützige Organisationen wenden, die Träger und Führer vermitteln, die durch das Raster der großen Firmen fallen, wie zum Beispiel Frauen. Wir trafen ein kanadisches Paar (selbst Bergführer), dass mit einer Frau als Führer und einen Mann als Träger unterwegs waren. Beide brauchten sie eigentlich nicht, aber es war ihr Verständnis von lokaler Aufbauhilfe. Das wir durch den Verzicht auf einen einheimischen Begleiter sicher den einen oder anderen Insider verpassten, das nahmen wir für die Möglichkeit in einsamer Bergwelt zu zelten gern in Kauf. Mit eigenem Führer und Träger unterwegs, muss man ihnen auch immer Unterkunft bieten, Zelten stößt da eigentlich nur auf Unverständnis. Unterm Strich ist jedoch das wichtigste: alleine, also als Einzelperson, sollte man nie unterwegs sein!

Das das Leben und Arbeiten der Sherpas ansonsten ein knallhartes Geschäft mit den Touristen ist, ist nicht zu übersehen. Unglaublich schnell tragen sie schwere Lasten (gesetzlich zugelassen sind maximal 30kg pro Träger, wir trugen gute 20kg) von Hütte zu Hütte, selten jedoch mit einem Lächeln für die Wanderer, die nicht zu ihrer Gruppe gehören und von denen sie kein Trinkgeld oder Ausrüstung erwarten können. Als offensichtlicher Individualtrekker waren wir im Weg, mussten immer Ausweichen, gegenseitige Rücksichtnahme gab es nicht - etwas, was wir für diese Höhen und die Leistungen, die jeder erbringt, unangemessen fanden. Dieser Eindruck wurde durch ein trauriges Erlebnis verstärkt, als eine deutsche Familie auf die Hilfe der Nepalesen, ihre Erfahrungen und Kräfte angewiesen war. Wie wir bereits geschrieben haben, musste erst das Finanzielle geklärt werden, bevor die Nepalesen mit anpackten. Erschreckend, wenn man doch von sich selbst behauptet würde und es sogar als selbstverständlich ansieht, dass man sofort Unterstützung anbietet, ganz ohne das Einfordern von Geld. Hilfe ist doch Ehrensache oder eben doch ein Geschäft? Haben wir uns durch unsere finanziellen Grundlagen, unser soziales Netz inklusive guter und abgesicherter Gesundheitsversorgung erst den Luxus der bedenkenlosen und bedingungslosen Hilfe angeeignet? Ist es eine Absicherung für sich und ihre Familien, die die Nepalesen sich erst erhandeln mussten, als man sie in diesem Fall um Hilfe bat? Im Rahmen von geführten Touren und Expeditionen sind sie versichert und im Falle eines körperlichen Schadens bekommen sie ärztliche Versorgung und auch einen Geldbetrag, der einen Ausfall als Arbeitskraft zu einem gewissen Teil ausgleichen kann. Bei dem Gefallen, um den sie in diesem Fall gebeten wurden, behielten sie somit wahrscheinlich erst ihre persönliches Wohlergehen im Auge, wir waren jedoch voller Unverständnis. Unser Glaube in die Freundlichkeit unserer Gastgeber war erstmal heftig erschüttert. Und noch immer verfolgen wir kritisch die Ereignisse in der nepalesischen Bergwelt und das Geschäft der Sherpas. Bleibt für Individualtrekker zu hoffen, dass das Gerücht, wonach Ausländer nur noch mit nepalesischen Führer in der Khumbu Region wandern dürfen (Abschaffung Grüne TIMS-Card), sich nicht bewahrheiten wird. Für uns käme es einem Ausschluss aus dem Paradies gleich. Es fällt uns schwer dem allgemeinem Aufschrei "Die Sherpas brauchen uns als Einnahmequelle" zuzustimmen. Nur ein kleiner Teil der echten Sherpas arbeiten tatsächlich im Tourismus oder für Expeditionen, und davon der größere Teil in besserern Positionen. Die schweren Lasten werden meistens von weniger gut bezahlten Trägern anderer ethnischen Minderheiten, oft Rais, getragen. Natürlich brauchen und verdienen die ausländische Kunden, es entsteht aber nicht der Eindruck, dass es - auch ohne zusätzliche Reglementierung - einen Mangel daran gäbe.

Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass auf dem Weg zum Everest und erst recht ab rund 4000m eine touristische Welt geschaffen wurde, die alleine von dem Strom der 34.571 (2011) Wanderer pro Jahr lebt. Dort oben gibt es sonst keinen Grund zu sein. Landwirtschaft ist nicht möglich und für Viehhaltung gibt es nicht ganzjährig genug Grün. Im Irrtum ist jedoch, wer denkt, dass es den Menschen, die dort saisonal leben und arbeiten generell schlecht geht. Gespräche mit Hüttenwirten ließen uns nicht schlecht staunen, als sie von Helikopterflügen ins Tal erzählten, vom Urlaub in Thailand und Ausbildung der Kinder in Kathmandu und den USA. Sicher ist es prozentual nur ein winziger Teil der nepalesischen Bevölkerung - man sagt sogar, dass die Khumbu Region fest in den Händen einiger weniger tibetischer Familien ist - stellt aber damit auch die Frage nach der lokalen sozialen Gerechtigkeit. Wer Fuß fasst, kann leichter leben, jedoch in totaler Abhängigkeit von Strom der Touristen. Dafür gibt es aber auch kostenlose ärztliche Versorgung in den kleinen Krankenhäusern, die sich über höhenkranke Ausländer und ehrenamtliche Ärzte finanzieren. Etwas, was wir in anderen Tälern so nicht gesehen haben. Möchte man Menschen treffen, die nicht vom Tourismus leben und trotzdem in der kargen und schroffen Bergwelt überleben, der sollte den weniger begangenen Wegen folgen, wie zum Beispiel der Strecke von Tumlingtar nach Kharikola. Dort hat man die Möglichkeit, wie reisende Nepalesen zu schlafen und zu essen, und der Bewunderung für das Vermögen so weit ab vom Luxus einer Straße zu leben, kann sich wohl kaum einer entziehen. Wer uns kennt, der weiß, dass wir ausgesprochene Knauserer sind, aber die ehrliche Begeisterung, mit der wir empfangen wurden und das Bemühen um eine warme Gastfreundschaft, sowie die reichlichen Mahlzeiten, ließen uns gern die Beträge aufrunden - unbezahlbar, wie das bisschen zusätzliche Geld glaubwürdig verschämt akzeptiert wurde. Doch angesichts der kleinen, mühsam von Hand bestellten Felder, erschien uns jeder Nachschlag beim Dal Bhat wie ein erheblicher Eingriff in die Wintervorräte der Familien. Und so zählen zu unseren liebsten Erinnerungen, abgesehen von der hart erkämpften Nacht am Fuße des Everest, sicher die Abende mit den einheimischen Familien, die uns für einen kurzen Augenblick in ihr Leben ließen.

Ganz entgegen so manchen Aussagen, ist das Zelten an sich keine Sache, die auf Unverständnis trifft. Zum einem gibt es einige geführte Touren, bei denen die Mitglieder in Zelten schlafen und zum anderen findet sich immer ein Platz oder ein Hüttenwirt, der zumindestens einen hat. Bietet man an, Mahlzeiten in der Hütte zu essen, kann man das Schlafen zum Nulltarif aushandeln und man hat doch einen Raum mit vier Wänden, in denen man sich abends aufwärmen kann. Ob es jedoch sinnvoll ist, ein Zelt zu tragen, wenn doch alle anderen versuchen so wenig wie möglich in ihren Rucksäcken haben, ist Geschmackssache. Rein finanziell kann man das Zelten nicht rechtfertigen, nur der Romantiker mag ein paar Argumente finden. Ein Doppelzimmer in einer Hütte kostet nur zwischen einem und drei Euros, der eigentliche Umsatz wird über die Mahlzeiten gemacht. Mit viel Verhandlungsgeschick kann man sogar kostenlos schlafen, wenn man dafür ein guter Esser ist, so wurde uns berichtet. Uns half das Zelt bei unserem Motto "Soweit die Füße tragen". Wir liefen insbesondere von Jiri nach Namche und dann von Namche nach Tumlingtar ohne feste Tagesziele und so konnten wir immer Zelten, wenn keine Hütte an der Stelle war, an der wir zusammenbrachen oder wenn uns die Dunkelheit einholte. Natürlich bleibt es dann nicht beim Zelt im Rucksack. Wir hatten einen Benzinkocher (samt 1l und 0,75l Flaschen mit Benzin, Auffüllmöglichkeiten hatten wir nicht gebraucht, waren aber unserer Recherche nach nur in Lukla zu erwarten) und eine minimalistische Koch- und Essausrüstung mit dabei, ganz abgesehen von einigen Kilos an Nudeln, Suppen, Haferflocken und so weiter. Das alles macht den Rucksack sicher um gute fünf bis acht Kilos schwerer, als unbedingt nötig (wie die meisten sagen). Aber wie bereits geschrieben, der Kaffee hat am besten neben dem Zelt in einsamer Lage geschmeckt und das Verdrücken einer Nudelverpackung ließ nicht nur den Rucksack leichter werden, sondern war auch angenehm gewürzt vom Gefühl der Freiheit.

Insgesamt waren wir vier Wochen am Stück zu Fuß unterwegs. Wir hatten uns gegen den Flug von Kathmandu nach Lukla entschieden, da wir Geld sparen wollten und dafür genug Zeit hatten. In der einen Woche von Jiri nach Namche kamen wir mit Busticket, Unterkunft und Essen beiweitem nicht auf die 240 USD (bei zwei Personen) für den Flug, bekamen dafür ein Intensivtraining und einen ersten Einblick in die Bergwelt Nepals. Die Abschnitte von Jiri aus nach Namche und von da später wieder zurück nach Tumlingtar erschienen uns weit anspruchsvoller als die Tagesetappen zum und vom Basislager. Die zu überwindenden Höhenmeter waren teilweise extrem, so dass einem knackigen Aufstieg (z.B. 1900Hm) zu einem dreitausender Pass nicht selten ein kniemörderischer Abstieg von mehr als 1000 Metern folgte und ein Tag gut und gern erst nach 15 Kilometern zu Ende war. Dafür sahen die Berggiganten im Herzen des Himalayas rund um den Everest einmalig schön aus und die kurzen Etappen ab Namche ließen viel Zeit um sie zu bestaunen und um wieder zu Atem zu kommen. Es war toll, trotz Massen und kritischen Begegnungen mit Einheimischen. Und zum Glück ist das kleine Nepal zu Fuß dann doch unendlich groß und auf dem weiten Netz der Wege ist sicher Platz für noch viele Abenteuer - vielleicht auch bald auf dem Great Himalaya Trail.

Tipps

  • Eine leichte 1l Flasche aus Edelstahl oder Alu (wir haben eine Sigg). Wir hatten nur eine und haben sie immer unterwegs an kleinen klaren Bächen aufgefüllt und das Wasser mit Micropur (innerhalb einer halben Stunde) desinfiziert. So kann man sich das Herumtragen von großen Wasservorräten sparen. Weiter oben gibt es jedoch nicht mehr ganz so viele Flüsse, für uns reichte es jedoch aus. Abends haben wir die Flasche mit Wasser auf den kleinen Ofen gestellt, der immer in der Mitte des Aufenthalts- und Restaurantraumes steht. Das heiße Wasser haben wir in unsere Thermoskanne umgefüllt (für Tee) oder wir haben die Sigg-Flasche wie eine Wärmflasche mit ins Bett/in den Schlafsack genommen.
  • Abgekochtes Wasser wird weiter oben sehr teuer, Steripen oder Tabletten zur Desinfektion können hier gut helfen Geld zu sparen.
  • Guter Schlaf ist essentiell. Der Schlafsack, ob geliehen oder eigener, sollte für kalte Temperaturen ausgelegt sein. Wer jedoch in Hütten schläft, bekommt immer zusätzlich Decken.
  • Snickers und Co kann man zu nicht unvernünftigen Preisen in Namche nachkaufen. Kekse sind dagegen teuer, Grundnahrungsmittel ok.
  • In Namche gibt es WLAN in der Liquid Bar. Einfach den abendlichen Film anschauen, etwas trinken oder essen und eine Mail nach Hause schicken - die Freude der Lieben zu Hause ist sicher riesig.
  • Wir haben unserern Reiseführer "Nepal Trekking and the Great Himalaya Trail: A Route & Planning Guide" von Trailblazer gebraucht in Kathmandu gekauft, alles wichtige gelesen, die unverzichtbaren Seiten (ca. sieben Seiten mit Tourenbeschreibung) kopiert und ihn dann in der Hauptstadt gelassen. Nach der Tour haben wir ihn gegen ein anderes Buch in einer Buchhandlung eingetauscht. Zu Hause haben wir die 2009ner Ausgabe "Trekking in the Everest Region" von Trailblazer und in diesem Buch wird auch der Weg von Tumlingtar nach Namche ausführlich beschrieben, was wir in dem anderen Buch vermisst haben.
  • Alles, was wir nicht tragen wollten, haben wir in unserem Hostel in Kathmandu ohne Gebühren gelassen (vier Wochen waren für sie ok).
  • Wir hatten ein GPS mit Karten von OpenStreetMap mit dabei. Unsere Wege und die meisten Hütten waren verzeichnet, jedoch keine anderen, so dass man danach eher keine Routenänderung planen konnte. Kann Sicherheit geben, ist aber kein Muss. Zusätzlich hatten wir die guten alten Papierkarten, zwei ("Jiri to Everest", 1:130'000 und "Everest & Gokyo, Cho La & Renjo Pass", 1:75'000, beide Himalayan MapHouse) in Kathmandu gekauft und eine in Namche. Für die Strecke zwischen Lukla und Everest Base Camp braucht man fast keine, wenn man einen Führer auf Papier oder vor sich zu laufen hat. Der Weg ist nicht zu übersehen.
  • Wir hatten ein Solarpanel und einen Akku (siehe Kategorie:Ausrüstung) dabei, den wir darüber gespeist haben. Die Sonne schien genug um darüber die Kameraakkus (zwei Stück), die Batterien für das GPS und den iPod (für Fotos, Videos und Notizen, nicht zum Musikhören) zu laden. Kostet einiges an Schweiß beim Tragen, hat aber gut Geld gespart. Eine Ladung eines Akkus kann weit oben bis zu fünf Euros kosten, oft sogar begrenzt auf eine Stunde. Wer kein Solarpanel tragen möchte, kann vielleicht in einen Akku investieren, über den die anderen Geräte geladen werden.
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